Ein Mitarbeiter des Zehlendorfer Sonnenhauses erinnert sich an einen Freund im Rheinland und sagt diesen dramatischen Satz: „Sein Bein wurde abgebissen.“ Ein Tiger war damals aus einem nahegelegenen Zoo entflohen, sein Kumpel trägt bis heute eine Unterschenkelprothese. Auch hier in Kleinmachnow, wo er die Geschichte erzählt, liegen die Tiergehege in unmittelbarer Nähe zum Zentrum des angrenzenden Kleinmachnower „Nationalparks“. In den Wäldern soll seit einem Tag ein Löwe gesichtet worden sein. Was der Mitarbeiter noch nicht weiß, als er die Geschichte erzählt: Ungefähr zur selben Zeit stellt die Polizei Brandenburg ihre aktive Suche nach der angeblichen Löwin ein.
Der Tag beginnt auf der Lichtenrader Bahnhofstraße. Hier ist von Panik rund um hungrige Raubkatzen nichts zu merken. Menschen rennen über die rote Ampel, um noch ihre Bahn zu erwischen, die Straße ist voller Menschen, die ihre Einkäufe erledigen. Abdusalam, 32, aus Nigeria ist auf dem Weg zu einer Unterkunft für Geflüchtete, in der er gerade wohnt. Sie liegt am Kirchhainer Damm, wenige Schritte von Wald und Stadtrand entfernt. Von der Löwin habe er gehört, dachte aber, es wäre ein Scherz. In Gefahr fühle er sich nicht.
Der gesamte Berliner Süden zwischen Wannsee und Rudow war vor einem frei laufenden gefährlichen Wildtier gewarnt worden, das in der Nacht zu Donnerstag erstmals gesehen wurde. Einsatzkräfte suchten nach mehreren weiteren vermeintlichen Sichtungen das Gebiet rund um Kleinmachnow nach dem Tier ab.
An der Grenze zwischen Lichterfelde und Teltow gesteht der Auto-Verkäufer Manfred Erdmann, 39, dass er nicht an die Löwin glaube. „Ich würde sie aber durchaus streicheln.“ Trotzdem, sagt er grinsend, seien die Mitarbeiter vorsichtshalber „alle bewaffnet“. Darüber hinaus seien keine Maßnahmen getroffen worden.
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Die Mitarbeiter in dem Getränkemarkt gegenüber berichten, am Donnerstag habe es unter Kunden kein anderes Thema gegeben. Sollte die Löwin kommen, müsse die Automatiktür schnell geschlossen und abgeschlossen werden. Sie könnten sich aber eigentlich nicht vorstellen, dass es sie überhaupt gebe.
Hier, näher am polizeilichen Suchgebiet, sind die Bürgersteige deutlich leerer, Grund dafür könnte die polizeiliche Warnung vor dem Rausgehen oder auch der Regen gewesen sein.
Auf der anderen Seite des Teltow-Kanals in Zehlendorf befindet sich eben jenes Sonnenhaus. Ein großes Gelände mit vielen Tiergehegen und Beeten direkt an der Grenze zu Brandenburg, das besonders während der Ferien von Kindern viel besucht wird. Mitarbeiter Markus Mesmer, 56, ursprünglich aus Rheinland-Pfalz, der aber seit Langem in Dahlem lebt, hatte gestern ein mulmiges Gefühl und das Gelände nicht geöffnet. Am heutigen Freitag aber schätzt er, selbst wenn die Löwin in der Nähe wäre, die relative Gefahr gering ein – und sperrte wieder auf. Das Links-und-rechts-Schauen an der Straße vor dem Haus zu vergessen, sei deutlich gefährlicher.














