Raubtier

Löwen-Suche in Berlin – Wildtierexperte ist sicher: „Es sind zwei Wildschweine“

Eine Löwin sollte angeblich die Straßen Berlins unsicher machen. Wildtierreferent Derk Ehlert widerspricht: Es war kein exotisches Wildtier. 

Experte für Wildtiere sieht in Berlin keinen Löwen, sondern zwei Wildschweine. (Symbolbild)
Experte für Wildtiere sieht in Berlin keinen Löwen, sondern zwei Wildschweine. (Symbolbild)Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB

Es ist mitten in der Nacht, als Derk Ehlert einen Anruf von der Polizei erhält, 2 Uhr, es ist offenbar dringend. Die Polizei braucht eine Auskunft von Berlins Wildtierexperten. Konkret: Eine Löwin sei außerhalb der Stadt unterwegs. Sofort ist er wach, doch geschockt, so erinnert er sich, ist er keineswegs. „Ich habe in Berlin schon so einiges erlebt“, sagt er der Berliner Zeitung. Aber überrascht? „Nein, nein!“

Ehlert ist gebürtiger Westberliner. Er ist an dem Morgen sofort zur Stelle, als die Stadt noch langsam mit den Neuigkeiten erwacht. Seine Aufgabe sieht er eher darin, die Menschen zu informieren, sie mit Menschen zu vernetzen, die noch mehr wissen als er. Er kontaktiert Tierärzte, organisiert Betäubungsmittel. Doch für ihn ist eine Frage noch lange nicht geklärt: Handelt es sich hier überhaupt um ein exotisches Wildtier?


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Eine Löwin in Berlin? Für Derk Ehlert keine Besonderheit

Mit Wildtieren beschäftige er sich schon seit mehr als 20 Jahren, da habe er schon Warane, Krokodile, Giftschlangen, Giftspinnen oder auch einen Elefanten erlebt, Tiere, die aus dem Zirkus oder dem Zoo ausgerissen waren. „Da haut mich so schnell nichts mehr um“, sagt Ehlert gelassen. Und wenn man sich anschaue, welche Tiere die Menschen teilweise zu Hause legal halten, dann überrasche ihn das kaum noch. Zudem vermutet er hinter dem Video etwas ganz anderes.

„Ich glaube nur den harten Fakten“, sagt er. Die Polizei habe das Tier zwar gesehen, doch in der Videoaufnahme, die mittlerweile im Internet kursiert, sieht der Wildtierexperte alles, nur keine Löwin. Man müsse mit solchen Aufnahmen sehr vorsichtig sein, das Video sei zu undeutlich, um definitiv eine Art bestimmen zu können. „Nach meiner fachlichen Auffassung sehe ich in dieser Videosequenz sehr wohl Wildtiere, nämlich zwei Wildschweine.“

Untypisch für eine Löwin: In fremder Umgebung reißt sie kein Wildschwein

Doch was sagt er zu dem Gerücht, dass die vermeintliche Löwin bereits ein Wildschwein gerissen haben soll? „Es ist untypisch für eine große Raubkatze, die gerade erst irgendwo entkommen ist, ein Tier zu reißen.“ Das wäre nicht typisch für eine Löwin. In einer völlig fremden Umgebung habe eine solche Katze anderes im Kopf, als gleich auf Beutejagd zu gehen, sie müsse sich erst mal orientieren. „Es sei denn, sie wäre schon länger auf freier Wildbahn unterwegs und hat dann Hunger.“ Aber auch dann würde sich die Löwin laut Ehlert erst mal leichtere Beute als ein Wildschwein suchen. „Das Tier hat sicher auch keine Erfahrung, Instinkte alleine reichen nicht aus, um ein Wildschwein zu töten.“

Ehlert ist seit einigen Jahren bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung im Bereich Naturschutz und Landschaftsplanung tätig. Als Wildtierreferent des Landes Berlin befasst er sich vor allem mit den Tieren der Großstadt. Wie man mit ihnen umgeht, darüber gibt er Auskunft. Und was tun, wenn es sich dabei plötzlich um eine Löwin handelt? „Ganz ruhig bleiben“, sagt er. Sich dem Tier nicht nähern, langsam zurückgehen. „Wenn sich die Gelegenheit ergibt, unbedingt ein Foto machen, damit es dokumentiert werden kann.“ Auf die Frage, ob man den Augenkontakt zum Tier meiden sollte, wirft er ein, dass das nicht wirklich relevant sei, weil die Menschen eher versuchen, zeitnah wegzugehen.

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