Berlin hat rund 3,8 Millionen Einwohner, und jeder hat seinen eigenen Blick auf die Stadt. Was macht Berlin aus, wieso lebt man hier – und tut man es überhaupt gern?
In unserer Rubrik „Fragebogen Berlin“ fragen wir bekannte Hauptstädterinnen und Hauptstädter nach ihren Lieblingsorten und nach Plätzen, die sie lieber meiden. Sie verraten, wo sie gern essen, einkaufen oder spazieren gehen. Aber auch, was sie an Berlin nervt und was man hier auf keinen Fall tun sollte.
Diesmal hat die Schauspielerin Karin Hanczewski unsere Fragen beantwortet, die ab diesem Sonntag in der zweiten Staffel der Dramaserie „Loving Her“ zu sehen sein wird. Die erste lesbische Fernsehproduktion aus Deutschland wurde schon bei ihrem Start vor zwei Jahren als „sensationell unterhaltsam“ und angenehm leichtfüßig gelobt: „Dass hier ausschließlich Frauen Frauen lieben, wird ohne Gedöns einfach vorausgesetzt.“
In einer anderen Rolle, nämlich der der Dresdner „Tatort“-Kommissarin Karin Gorniak, müssen wir leider bald auf die 41-jährige Berlinerin verzichten. Im Mai wurde bekannt, dass Karin Hanczewski in der Folge „Herz der Dunkelheit“ Anfang 2025 letztmalig an der Elbe ermitteln wird. Es sei für sie nun Zeit, sich Neuem zu widmen, sich wieder ins kalte Wasser zu werfen, sagt Hanczewski, die in Kreuzberg lebt. Warum sie gerade dort am liebsten ist, hat sie uns im Fragebogen verraten.
1. Frau Hanczewski, seit wann sind Sie schon in der Stadt?
Ich bin in Berlin geboren. Meine Eltern sind 1981 aus Torun in Polen nach Berlin gekommen, da war meine Mama bereits schwanger mit mir. Ich habe für zweieinhalb Jahre in Göttingen gelebt, als ich am Jungen Theater angestellt war, aber ansonsten hab ich immer hier gelebt.
2. Welcher ist Ihr Lieblingsort in Berlin?
Ich mag das Tempelhofer Feld. Wenn abends die Sonne untergeht einer der wenigen Orte in Berlin, an denen man so etwas wie Weite empfinden kann. Und das Babylon-Kino in Kreuzberg. Aber auch das Passage-Kino. Vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber in diesen Kinos hab ich das Gefühl, da arbeiten noch Menschen, die Filme und das Kino lieben.
3. Wo zieht es Sie hin, wenn Sie entspannen wollen?
Dann fahre ich raus in meinen Garten oder mache einen Spaziergang durch einen Wald in der Nähe.
4. Welche Ecken der Stadt meiden Sie?
Aktiv meide ich keine. Es ist eher so, dass viele meiner engen Freunde in der Nähe wohnen, also in Kreuzberg und Neukölln, und es selten vorkommt, dass man sich außerhalb verabredet.

Große Bekanntheit verschaffte ihr ab 2016 die Rolle der Dresdner „Tatort“-Kommissarin im Ermittlerteam Winkler, Gorniak und Schnabel. Im Februar 2021 initiierte die 41-Jährige die Kampagne #actout mit, in deren Rahmen sich 185 Schauspieler:innen als lesbisch, schwul, bisexuell, queer, nicht-binär und trans outeten.
In der zweiten Staffel „Loving Her“, die am 3. und 10. September zur Primetime auf ZDFneo gezeigt wird und bereits in der Mediathek abrufbar ist, spielt Karin Hanczewski die Verlegerin Josephine (Foto).
5. Ihr ultimativer Gastro-Geheimtipp?
Das Al Catzone in der Nähe vom Halleschen Tor. Die machen großartige vegane Pizzen und Pasta.
6. Ihr ultimativer Shopping-Geheimtipp?
Da muss ich leider passen, da ich nicht mehr so oft shoppen gehe. Ich mag kleine und übersichtliche Läden, in denen man auch vegane und vielleicht sogar fair produzierte Sachen bekommt. In solche Läden stolpere ich aber meistens zufällig rein.
7. Der beste Stadtteil Berlins ist …
Kreuzberg, weil da meine Freunde leben, weil es divers ist und weil dort meine Lieblingsbuchhandlung ist, in die ich auch einfach nur gehen kann, um ein Gespräch zu führen. Ich mag an Kreuzberg auch, dass es so lebendig ist und doch relativ grün, dafür, dass es mitten in der Stadt ist.
8. Das nervt mich am meisten an der Stadt:
Der Müll und die Aggressivität. Seit Corona hat sich das leider verschlimmert.
9. Was muss sich dringend ändern, damit Berlin lebenswert bleibt?
Es muss sauberer werden. Und es braucht bezahlbaren Wohnraum. Dass Leute aus Wohnungen ausziehen, sie aber behalten, um sie teuer unterzuvermieten und damit Geld zu machen, während andere, die hier leben wollen, keine Bleibe haben, finde ich unverschämt.
10. Ihr Tipp an Unentschlossene: Nach Berlin ziehen oder es lieber bleiben lassen?
Das muss natürlich jede:r selbst für sich wissen. Aber wenn man herzieht, ist es gut, ein gutes soziales Netz zu haben. Die Stadt kann sehr anonym sein, hin und wieder kalt und grob, da tut es gut, wenn man Orte und Menschen hat, an denen man sich wärmen kann.


