Max Teske und Laura Nickel heißen die beiden Lehrer, die sich im Mai mit einem Brandbrief an die Öffentlichkeit wandten. Darin schilderten sie, wie rechtsorientierte Schüler ein Klima der Einschüchterung an der Schule verbreiten. Die beiden Lehrer bekannten sich namentlich zu ihrem Brief. Nicht allen in Burg gefiel das Engagement der Pädagogen. Die beiden Lehrer zogen Ende vergangener Woche nach einer Reihe von Anfeindungen die Reißleine und verließen die Schule. Teske erklärt, wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist und was er für die Zukunft plant.
Herr Teske, wie geht es Ihnen?
Mir geht es gut, aber es ist gerade eine stressige Zeit. Es gibt viele Anfragen von verschiedenen Medien und ich bin mit vielen Menschen im Austausch. Ich stehe etwas unter Strom. Aber ich bin auch froh, dass das Interesse so groß ist. Mir ist es wichtig, dass über die Probleme gesprochen wird.
Sie haben sich öffentlich zu Ihrem Brandbrief über die Verhältnisse an Ihrer Schule in Burg bekannt. Dazu gehört Mut. Nun wollen Sie die Schule verlassen. Was ist in der Zwischenzeit passiert?
Es gibt zum einen private Gründe, warum meine Kollegin und ich an der Schule in Burg aufhören. Aber die Bedrohungslage ist für uns auch immer stärker geworden. Eine Schülerin hat mir in der vergangenen Woche die Aufkleber gezeigt, die in Burg kursieren. Frau Nickel und ich werden auf vulgäre Art aufgefordert, nach Berlin zu gehen. Dabei kommen wir aus der Region. Wir wurden auch immer wieder angesprochen in Burg. Manchmal waren das Ermutigungen, aber leider auch oft das Gegenteil. Unsere Entscheidung hat auch mit unserer Verantwortung für unsere Schüler und unsere Kollegen zu tun. Wir sind zur Zielscheibe rechter Gruppen geworden. Wir wollen mit unserer Entscheidung den Fokus von der Schule weglenken.

Wissen Sie, wer die Kampagne gegen Sie in Burg organisiert?
Nein, darüber habe ich keine Erkenntnisse. Der Staatsschutz ist eingeschaltet und ich finde, er leistet gute Arbeit.
Wie haben Ihre Kollegen, Eltern und die Schulleitung auf das Mobbing reagiert?
Dazu möchte ich mich nicht äußern, da das dienstintern ist.
Wie würden Sie die Stimmung in Burg beschreiben? Wo steht die schweigende Mehrheit?
Das kann ich schwer einschätzen. Es gibt viel Zuspruch. Aber viele trauen sich nicht, sich öffentlich zu äußern. Sie haben Angst.
Haben Sie den Eindruck, dass ein verfestigtes rechtes Milieu in Burg am Werk ist? Es wird ja immer wieder gemutmaßt, dass Rechtsextreme aus den 90ern in der Region ihr Gedankengut an die nächste Generation weitergegeben haben.
Ich denke, Behörden und Politik müssen in Südbrandenburg genauer hinschauen. Mein Eindruck ist, dass die Szene sehr viel Geld hat. Der Rechtstaat hat auch bei rechten Straftaten in der Vergangenheit oft lax gehandelt. Da fehlt mir oft die klare Kante.
Burg: Lehrer fordert Behörden und Politik zu entschiedenerem Handeln auf
Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg hat Ihnen nach Ihrem Brief Solidarität versprochen. Inwiefern haben Sie Unterstützung aus Potsdam wahrgenommen?
Ich möchte dazu nur sagen, dass Solidarität wichtig ist. Die Politik kann aber mehr tun. Es braucht meiner Ansicht nach verbindliche Weiterbildungen von Lehrkräften im Umgang mit Rechtsextremismus. Demokratiebildung muss stärker im Vordergrund stehen. Wir müssen mehr tun, damit Schüler begreifen, was für eine Chance es ist, in einer Demokratie zu leben.




