Wohnen

Berlin ganz hinten: So viel Geld bleibt Singles nach Abzug der Miete zum Leben

Einpersonenhaushalte müssen bis zu 42 Prozent des Einkommens für die Anmietung einer Wohnung aufbringen. Berlinern bleibt nach Abzug der Miete besonders wenig.

Für Singles bleibt in Berlin nach Abzug der Miete nicht mehr viel Geld zum Leben.
Für Singles bleibt in Berlin nach Abzug der Miete nicht mehr viel Geld zum Leben.dpa/Christoph Soeder

Singles, die in Berlin eine neue Wohnung suchen, müssen alleine für die Kaltmiete im Schnitt 33 Prozent ihres Einkommens aufbringen. Das geht aus einer Analyse des Internetportals Immowelt zur Wohnkostenbelastung von Einpersonenhaushalten hervor, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Wichtigste Botschaft: „Die Mieten eilen in vielen deutschen Städten den Einkommen davon.“

In 23 von 80 untersuchten Städten geben Singles laut Immowelt für die Kaltmiete mindestens ein Viertel ihres Nettoeinkommens aus. In der Spitze beträgt die Wohnkostenquote sogar 42 Prozent. Hinzu kommen noch die Nebenkosten, die aufgrund des Krieges in der Ukraine und der stark gestiegenen Gaspreise für viele Haushalte künftig deutlich höher ausfallen als bisher. Das treibt die Wohnkostenbelastung insgesamt noch weiter nach oben.

Für die Analyse wurde in 80 Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern die monatliche Belastung durch die mittlere Kaltmiete einer Wohnung mit 50 Quadratmetern in Relation zum mittleren Nettoeinkommen einer vollverdienenden Person berechnet. Ausgewertet wurden dabei Mietangebote, die im ersten Halbjahr 2022 auf Immowelt.de inseriert wurden. Die Daten für die Bruttogehälter stammen von der Bundesagentur für Arbeit. Diese wurden von Immowelt in entsprechende Nettogehälter für einen Vollverdiener (Steuerklasse 1) umgerechnet.

Hohe Wohnkostenbelastung in München

Am schwierigsten ist die Situation laut Immowelt in Städten, in denen die Schere zwischen Mieten und Einkommen immer weiter aufgegangen ist. In München beläuft sich danach die mittlere Angebotsmiete für eine 50-Quadratmeter-Wohnung auf 1195 Euro plus Nebenkosten. Ein Einpersonenhaushalt muss allein für die Kaltmiete 42 Prozent seines Verdienstes aufbringen.

Zwar ist die Wohnkostenquote in München mit Abstand am höchsten, doch auch in den anderen deutschen Städten ist die Lage angespannt. In Frankfurt am Main etwa kostet eine Wohnung für eine Person 960 Euro, was einer Belastung von 34 Prozent entspricht. In Berlin müssen Wohnungssuchende 765 Euro für eine 50 Quadratmeter große Wohnung bezahlen, wodurch die Wohnkostenquote bei einem Nettoeinkommen von 2313 Euro bei 33 Prozent liegt.

Die Belastung in Berlin ist damit zwar prozentual niedriger als in Frankfurt am Main und in München. Wegen der insgesamt sehr viel niedrigeren Einkommen in Berlin bleiben den Haushalten an der Spree aber nach Abzug der Miete nur 1548 Euro monatlich zum Leben. Das ist weniger als Singles in München (1640 Euro) und in Frankfurt am Main (1831 Euro) nach Abzug der Miete zur Verfügung steht.

Selbst viele kleinere Städte sind teuer

In Hamburg werden Mieten von 685 Euro aufgerufen, in Köln belaufen sich die Angebotsmieten auf 700 Euro. Das entspricht jeweils einer Wohnkostenbelastung von 28 Prozent. Angesichts fast gleich hoher Einkommen verbleibt den Haushalten in beiden Städten nach Abzug der Miete ein fast gleich hoher Betrag zum Leben: In Hamburg sind es 1794 Euro, in Köln 1792 Euro.

Auch in vielen kleineren Städten ist die Wohnkostenbelastung hoch. Sowohl in Offenbach am Main als auch in Heilbronn müssen Alleinlebende 30 Prozent für die Miete ausgeben. In Heidelberg und Freiburg sind es jeweils 29 Prozent. In diesen vier Städten kosten die Mieten für 50 Quadratmeter inzwischen mindestens 700 Euro.

Noch teurer ist es in Darmstadt, wo eine kleine Wohnung aktuell 810 Euro kostet und damit sogar mehr als in Berlin, Hamburg oder Köln. Die Wohnkostenbelastung in Darmstadt beläuft sich auf 29 Prozent. Wegen der hohen Einkommen bleibt den Darmstädtern nach Abzug der Miete mit 1961 Euro dennoch mehr Geld zum Leben als Haushalten in Berlin, Hamburg, Köln und München.

Wolfsburg und Salzgitter noch günstig

Viele der kleineren Städte mit hoher Wohnbelastung besitzen eigene Universitäten und Hochschulen, sodass ein großer Anteil an Studenten die Nachfrage auf dem Immobilienmarkt erhöht und die Preise nach oben treibt. Darüber hinaus könnte es in Zukunft zu weiteren Mietanstiegen kommen, da die Nachfrage nach Mietwohnungen zunimmt, sagt Immowelt voraus. Denn durch die gestiegenen Bauzinsen können sich immer weniger Menschen Wohneigentum leisten. Sie müssen sich also ebenfalls eine Mietwohnung suchen.

Doch es gibt auch noch Städte, in denen Singles bezahlbaren Wohnraum finden. Die geringste Mietbelastung weist Salzgitter auf. Dort kosten 50-Quadratmeter-Wohnungen im Mittel 280 Euro, was einer Wohnkostenquote von elf Prozent entspricht. In Salzgitter bleiben den Menschen nach Abzug der Miete noch 2364 Euro übrig. Günstig lebt es sich auch in Wolfsburg. In der VW-Stadt müssen Haushalte für eine 50 Quadratmeter große Wohnung 17 Prozent des Einkommens aufbringen. Nach Abzug der Miete verbleiben hier sogar 2474 Euro in der Kasse. 926 Euro mehr als in Berlin.