Berlin hat rund 3,7 Millionen Einwohner, sie sind so verschieden wie die Stadt selbst. Was also macht Berlin aus, wieso lebt man hier – und tut man es überhaupt gern? In unserer Rubrik „Fragebogen Berlin“ fragen wir bekannte Hauptstädterinnen und Hauptstädter nach ihren Lieblingsorten und ihren persönlichen No-go-Areas. Sie verraten ihre Gastro-Tipps, Shopping-Favoriten und Kiezgeheimnisse. Aber auch, was sie an Berlin nervt und was man hier auf keinen Fall tun sollte.
Diesmal hat August Wittgenstein unsere Fragen beantwortet. Der 41-Jährige, den die Zeitung Die Welt mal als den „schönsten Schauspieler Deutschlands“ bezeichnete, heißt eigentlich August-Frederik Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Doch an seinem noblen Stammbaum will er nicht gemessen werden, lieber an seiner Arbeit. Immerhin zählt der Wahlberliner, der in Mitte lebt, zu den Shootingstars der deutschen Schauspielszene. Man kennt ihn als homosexuellen Staatsanwalt Wolfgang von Boost aus der „Ku’damm“-Saga und als Bösewicht der Serie „Das Boot“. Aktuell ist er in der Komödie „Jagdsaison“ im Kino zu sehen, außerdem entlarvt er im Schwarzwald-Thriller „Höllgrund“ die allseits bekannten Klischees deutscher Serien-Landärzte.
1. Herr Wittgenstein, seit wann sind Sie schon in der Stadt?
Seit 2011. Nach dreieinhalb Jahren 23 Grad und Sonnenschein in L. A. zog ich im grauesten, matschigsten Januar seit Menschengedenken in die Hauptstadt. Das nennt man wohl Klimaschock.
2. Welcher ist Ihr Lieblingsort in Berlin?
Die Tennisanlage des TC Tiergarten. Allerdings hat dieser Ort auch die Fähigkeit, mich derart zum Fluchen zu bringen, dass Tenniseltern schon ihre Kinder außer Hörweite gebracht haben.
3. Wo zieht es Sie hin, wenn Sie entspannen wollen?
Stets in die Heimat, die Wittgensteiner Wälder bei Bad Laasphe. Wer noch nicht dort war, sollte sie besuchen! Ist super angebunden und mit dem Zug von Berlin muss man nur zweimal umsteigen oder in Kassel übernachten, wenn die Bahn mal wieder unvorhersehbare Probleme bekommt. (lacht)
4. Welche Ecken der Stadt meiden Sie?
Kiezmärkte in der Nähe von Schulen. Schlange stehen ist überhaupt nicht meins und laute Teenager machen mich irgendwie nervös.

In Hollywood bekam er bald erste Rollen in Kinofilmen, im deutschen TV verschaffte ihm ab 2016 der Auftritt im ZDF-Dreiteiler „Ku’damm 56“ und in dessen Fortsetzungen große Bekanntheit. In „Das Boot“ spielte er an der Seite von Tom Wlaschiha, Vicky Krieps und Franz Dinda. Seine neue Serie „Höllgrund“ (Foto) ist seit Kurzem in der ARD-Mediathek zu sehen und wird am 31. Oktober und 1. November im SWR ausgestrahlt.
5. Ihr ultimativer Gastro-Geheimtipp?
In Berlin bleibt leider kein großartiges Restaurant sehr lange geheim. Aber der beste Italiener der Stadt ist und bleibt das Ribaltone. Mein zweiter Tipp wäre das St. Bart. Aber so geheim kann der Tipp nicht sein, wenn man bedenkt, wie oft der Laden ausgebucht ist.
6. Ihr ultimativer Shopping-Geheimtipp?
Das Centro Italia. Als italophiler Mensch braucht man immer wieder die richtigen Zutaten für einen gescheiten Aperitivo und dort findet man wirklich alles, was man dazu braucht. Abgesehen davon bietet sich mir dort immer wieder die Möglichkeit, mein Italienisch zu trainieren.
7. Der beste Stadtteil Berlins ist …
... leider schon lange nicht mehr Mitte. Die Anwohner haben dafür gesorgt, dass fast alle Restaurants und Bars ab 22 Uhr nicht mehr draußen servieren dürfen. Man kann das Flair und das, wofür Berlin eigentlich mal stand, eben auch kaputt klagen.
8. Das nervt mich am meisten an der Stadt:
Abgesehen vom ständigen Rumpöbeln, dass sich zu wenig fähige Leute politisch engagieren. Dabei bräuchte unser Senat dringend einen Schub an Kompetenz.
9. Was muss sich dringend ändern, damit Berlin lebenswert bleibt?
In der Stadt muss dringend mehr Wohnraum geschaffen werden. Ich verstehe zum Beispiel nicht, warum wir ein riesiges betoniertes Flugfeld mitten in Berlin brauchen. Wie wäre es, davon ein kleines Stückchen abzuschneiden und Sozialwohnungen zu schaffen? Als Vorbild sollte vielleicht Wien dienen. Die kriegen das mit den bezahlbaren Mieten doch bestens hin.
10. Ihr Tipp an Unentschlossene: Nach Berlin ziehen oder es lieber bleiben lassen?
Eine Wohnung in Berlin zu finden, ist heute zwar sehr nervig, aber in vielen Teilen der Stadt spürt man noch immer diese einzigartige Atmosphäre, Offenheit und Gelassenheit. Irgendwann sollte man schon mal hier gelebt haben.




