Die italienische Küche zählt zu den besten der Welt, innerhalb Europas würden ihr viele Gourmets uneingeschränkt den Spitzenplatz einräumen. Auch in Berlin reihen sich Pizzerien, Osterien und Pastaläden aneinander, der Gang zum guten Italiener um die Ecke gehört für viele zum monatlichen Standard-Ausgehprogramm.
Nicht nur das: Auch zahlreiche Feinkostläden und Supermärkte gibt es in der Hauptstadt, in denen längst nicht nur die rund 30.000 Italiener, die in Berlin leben, einkaufen gehen. Da kann man schon mal den Überblick verlieren: Wo gibt es die besten Tomatensoßen, die leckerste frische Pasta, den guten Büffelmozzarella? Wir haben Italiener und italienische Gastronomen in der Stadt gefragt, wo sie ihre Lebensmittel kaufen. Hier sind die Top-Adressen und auch ein paar Geheimtipps – Teil eins unserer neuen Serie „Super Markt“ über kulinarische Einkaufsparadiese aus aller Welt in Berlin.
Einer für alles: Centro Italia
Gianluca Simonato muss nicht lange überlegen, welche seine Lieblingsadressen in Berlin sind. Für seine Pizzeria Lovebirds an der Rosenthaler Straße in Mitte kauft er wie die meisten Gastronomen zwar im Großhandel ein. Aber wenn der gebürtige Venezianer, der seit neun Jahren in Berlin lebt und hier auch eine Schule für Pizzabäcker betreibt, privat kocht, dann steuert er meist das Centro Italia an.

Der italienische Supermercato zählt zu den bekanntesten Adressen in Berlin, wenn es um Lebensmittel aus Italien geht. Drei Filialen gibt es in der Hauptstadt: In Marienfelde, Prenzlauer Berg und in der Sophie-Charlotten-Straße in Charlottenburg, wo Simonato gern hingeht. Das Portfolio ist riesig: Rund 3000 Original italienische Produkte kann man in den Berliner Märkten kaufen, darunter über 200 Sorten Pasta (auch frische), weit über 30 verschiedene Olivenöle Extra Vergine, Antipasti und Trüffelprodukte.
„Ich kaufe dort auch spezielles Weizenmehl für Pizza, da ist das deutsche Mehl 405 nicht geeignet“, sagt Simonato. „Außerdem haben sie guten Büffelmozzarella, Mutti-Tomaten aus der Dose und als leckere Kindheitserinnerung die Kekse von Mulino Bianco, die man in anderen Läden in dieser Sortenvielfalt nur schwerlich findet“, so der 29-Jährige. Das Centro Italia sei „ein bisschen rough, aber cool – und nicht so eine riesige Kette mit Standardprogramm“, so das Fazit von Gianluca Simonato.
Centro Italia: Sophie-Charlotten-Str. 9–10 (Mo–Fr 9–18.30 Uhr, Sa 10–16 Uhr), Greifswalder Str. 80c (Mo–Fr 10–19 Uhr, Sa 10–16 Uhr), Großbeerenstr. 169–171 (Mo–Fr 10–19 Uhr, Sa 10–16 Uhr), www.centro-italia.de
Erlesenes im Netz: Puro und Koriandrum
Ein weiterer Tipp von Gianluca Simonato ist der Online-Shop von Puro. Aber attenzione! Auf der Website bekommt man schon beim Durchscrollen Hunger. Hinter Puro stecken zwei Sizilianer, Pietro Nicotra und Vincenzo Costanza, die sich auf hochwertige Produkte aus ihrer Heimat konzentrieren und eigentlich in der Großhandelsszene von Berlin und Brandenburg tätig sind.
Seit 2016 ist die Produktpalette und der Kreis der Produzenten und Partner stetig gewachsen, heute gibt es Leckereien aus allen italienischen Regionen. Auch Privatkunden können im Online-Shop bestellen: den italienischen Frischkäse Burrata zum Beispiel, getrocknete Tomaten, Pasta, Soßen, Anchovis und sizilianisches Olivenöl. puro-import.com
Auf einen weiteren Internethändler schwören etliche in der Stadt lebende Italiener. Bei Koriandrum gibt es italienische Feinkost vom Feinsten: Importiert werden Olivenöl, Wurst, Tomaten, Käse und Büffelmozzarella, hergestellt von kleinen Familienbetrieben in der Heimat, die ausschließlich auf biologische Produktionstechniken setzen. Sogar frisches Obst und Gemüse kann man hier bestellen. shop.koriandrum.com
Klein, aber fein: Cargo in Friedrichshain
Jemand, der in der Stadt schon von Berufs wegen viele italienische Adressen kennt, ist Andrea D’Addio, Gründer und Geschäftsführer des in Berlin ansässigen Netzwerks True Italian, das die Tradition der echten italienischen Küche im Ausland fördert. Wenn der Mann aus Rom beim Kochen auf etwas nicht verzichten kann, dann sind es gute Tomaten – aus Italien natürlich, keine Supermarktware aus Holland.
D’Addio kauft viel online ein, hat aber noch einen weiteren Tipp. „Ich frage oft in guten italienischen Restaurants nach, die Öl oder Gemüse ordern, ob sie etwas für mich mit bestellen können. Viele Gastronomen sind da durchaus offen, so kommt man an richtig gute Lieferanten und Produkte.“

Vor Ort geht der Journalist gern bei sich um die Ecke in Friedrichshain einkaufen: im kleinen Laden Cargo in der Samariterstraße. „Dort kann man auch Guanciale bekommen, den luftgetrockneten, ungeräucherten Speck aus dem Latium, den man für eine gute Carbonara braucht“, so Andrea D’Addio. Das Cargo ist Restaurant und Feinkostgeschäft in einem. Es werden Aufschnitt, Käse, Vorspeisen in Öl, Pesto, Confit und Wein verkauft.
Cargo Gastronomia: Samariterstraße 37, Friedrichshain, Mo–Sa 12–22 Uhr, So 17 –22 Uhr, www.cargogastronomia.de
Alles Käse: Mozzarella Bar & Bottega
Für Andrea D’Addio kommt nur ein Mozzarella in die Tüte, nämlich der aus Büffelmilch. Sein Tipp für richtig guten Käse: die Mozzarella Bar & Bottega in Mitte. Das Feinkostgeschäft führt Büffelmozzarella aus Kampanien, der in ländlichen Molkereien produziert und von Hand geformt wird. Ob kräftig geräuchert oder mild im Geschmack – welche Sorte einem am besten mundet, kann man bei Verkostungen herausfinden.
Darüber hinaus gibt es 35 weitere italienische Käsesorten, von Ricotta über Erborinato bis Taleggio, alles begleitet von einer feinen Auswahl an Aufschnitt und Weinen. Die Original-Produkte sind übrigens oft streng geschützt. Büffelmozzarella etwa, als DOP-Bezeichnung „Mozzarella di Bufala Campana“, kommt traditionell aus Kampanien.
Der Begriff Mozzarella wiederum leitet sich von der Herstellungsart ab: Durch die „mozzatura“ (das Abschlagen, Abschneiden per Hand) werden von der Käsemasse die einzelnen Portionen abgetrennt.
Mozzarella Bar & Bottega: Auguststraße 34, Mo–So ab 12 Uhr, www.alcontadino.eu
Nudel-Liebe: Mani in Pasta
Wer in der Kreuzberger Markthalle Neun arbeitet, wie der Zuckerbäcker Giulio Silveri von Kuchen von Gaia, der kann zum Lunch jeden Tag in den Genuss von echten italienischen Teigwaren kommen. „Ich empfehle Mani in Pasta nicht nur, weil das Freunde von mir sind“, versichert Silveri, „sondern weil sie richtig gute Pasta machen, die man auch mit nach Hause nehmen kann.“

Für das Projekt Mani in Pasta – also handgemachte Pasta – taten sich 2015 zwei Küchenchefs und ein Toningenieur zusammen: die Brüder Angelo und Gioacchino Celona und ihr Freund Lorenzo Corisi. Angelo ist der Pastameister, sein jüngerer Bruder kochte bereits in den Restaurants WAU und Herr Rossi. Aus Hartweizen- und Dinkelmehl, Wasser und Eiern norditalienischer Hühner schaffen die Italiener ihre frischen Kreationen: Bigoli, Caserecce, Tagliatelle, Fusilli, Maccheroni und mehr.
Mani in Pasta: Eisenbahnstr. 42/43, Mo 11 –17 Uhr, Di–Sa 11–18 Uhr, www.maniinpasta.de
Frisches im Südwesten
Wir beenden unsere kulinarische Italien-Reise im Berliner Südwesten, in Steglitz, um genau zu sein. Dort lebt Gabriele Iaconis, der in Friedrichshain die Pizzeria Spaccanapoli Nr. 12 betreibt. Privat kauft der Italiener gern in der Salumeria Da Salvatore in Lichterfelde ein, „eine typische Salumeria, ein kleiner Laden, wie man ihn auch in Italien überall findet. Dort gibt es leckeren Mortadella, Salami, Käse, lauter gute Sachen“.

Für frisches Obst, Gemüse und andere Spezialitäten aus Sizilien – zum Beispiel die typischen Orangen mit dem dunkelroten Fruchtfleisch – empfiehlt Iaconis den Naturkostladen Terra Verde in Friedenau. „Es lohnt sich, dort vorbeizuschauen, das Angebot wechselt saisonal und man entdeckt immer etwas Neues.“



