Es sind einige Hundert Sommer für Sommer. Die genaue Zahl der Hitzetoten in Berlin lässt sich kaum exakt bestimmen, die Todesursache schwer ermitteln. Denn extreme Temperaturen können den Körper an vielen Stellen angreifen und vor allem bei alten und geschwächten Menschen zum Kollaps führen.
„Der Hitzetod ist ein stiller, einsamer Tod“, sagt Peter Bobbert, Präsident der Berliner Ärztekammer, der zum Team vom Aktionsbündnis Hitzeschutz gehört. Das möchte die Berliner über die Gefahren des Klimawandels aufklären. Unter anderem mit Postkarten, vier Motiven unter einer Überschrift: Bärenhitze. Der Stil ist humorvoll, die Lage ernst.
Insgesamt 250.000 Karten werden über Apotheken, die Berliner Tafel oder Menü-Bringdienste verteilt. Bobbert sagt: „Wir müssen auf die anderen schauen.“ Eben auf diejenigen, die nicht so gut auf sich selbst schauen können. Der Klimawandel trifft am Ende jedoch alle. Das sagt Martin Herrmann von der Deutschen Allianz für Klimawandel und Gesundheit (Klug).
Vorbereitet seien die wenigsten. „In vielen Betrieben gibt es noch keinen Hitzeaktionsplan.“ Und wenn auch Berlins Kliniken inzwischen für sich solche Konzepte erarbeitet haben, erfuhr Herrmann doch neulich von einer Frau, die in einem Kreißsaal bei 42 Grad entbinden musste.
Kälteräume wie in Kanada: Berlin will ein Netz aufbauen
Berlins Aktionsbündnis will solchen Situationen vorbeugen, schaut daher auch, wie Länder vorgehen, die beim Hitzeschutz weiter sind, zum Teil allerdings auch im Klimawandel. Spanien erlebte unlängst eine frühe Phase mit extremen Temperaturen. Ebenso Kanada. Dort existiert ein Netz von Kälteräumen, in die sich die Bevölkerung zurückziehen kann. In Berlin wird ein solches Netz erst aufgebaut.
„Manche Maßnahmen benötigen einige Jahre, bis sie umgesetzt sind“, sagt Herrmann. Andere ließen sich sofort realisieren. Etwa die bekannten, aber offenbar oft ignorierten Tipps auf den Postkarten: An heißen Tagen viel trinken, morgens und nachts gut lüften. Und falls nötig, die Kleiderordnung am Arbeitsplatz lockern. Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) regt an: „Firmen sollten auch überlegen, welche Arbeiten wann am besten zu leisten sind.“



