Schadet Fleischessen dem Klima und der Umwelt? Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) sagt Ja und will zumindest erreichen, dass der Pro-Kopf-Verbrauch hierzulande sinkt. Sie empfiehlt nur noch zehn statt der bisher angeratenen etwa 86 Gramm pro Tag.
Tatsächlich verursacht die Viehzucht etwa 18 Prozent der weltweiten Emissionen des Treibhausgases CO₂; das hat die Welternährungsorganisation (FAO) festgestellt. Und das Bundesumweltamt schätzt für Deutschland die Klimagasemissionen der Landwirtschaft insgesamt auf 55 Millionen Tonnen im Jahr 2022. Currywurst, ade!
Für einen gemäßigten Verzehr von Fleisch sprechen weitere Gründe. Es kann der Gesundheit schaden – zumindest bestimmte Arten von Fleisch. Das ist wissenschaftlich sehr gut belegt. Zuletzt hat eine Gruppe von Wissenschaftlern im Januar 2023 das Ergebnis einer Studie für Deutschland vorgelegt.
Demnach ließen sich die Fälle von Darmkrebs um einige Hunderttausend verringern, wenn hierzulande weniger Fleisch gegessen würde. In der Zeitspanne von 2020 bis 2050 wären es 140.000 Fälle weniger bei einem teilweisen Verzicht auf verarbeitetes Fleisch und 68.000 weniger bei rotem Fleisch. Die Forscher hatten in ihrer Simulationsstudie die Entwicklung binnen 30 Jahren prognostiziert.
100 Gramm rotes Fleisch weniger verringern das Krebsrisiko
Unter verringertem Konsum sind ein bis zwei Portionen weniger am Tag zu verstehen. Eine Portion entspricht elf Gramm. Täglich 100 Gramm mehr rotes Fleisch erhöhen das Risiko von Darmkrebs dagegen um zwölf, 50 Gramm mehr verarbeitetes Fleisch um 16 Prozent. Der durchschnittliche Verbrauch in Deutschland liegt der Untersuchung zufolge bei 38 Gramm rotem und 46 Gramm verarbeitetem Fleisch. Als verarbeitet gilt Ware, wenn sie gesalzen, fermentiert, geräuchert oder gepökelt wurde.
Rotes Fleisch stuft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits seit Längerem als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Tatsächlich deutet die Farbe auf einen schädlichen Stoff hin: Häm-Eisen. So gelang es einem Team der TU Kaiserslautern, die toxische Wirkung dieser Substanz auf gesunde Darmzellen zu beschreiben. Die Forscher stellten unter anderem fest, dass Häm-Eisen das Erbgut dieser Zellen schädigen kann. Außerdem steht es im Verdacht, die Zellteilung zu fördern, was das Risiko einer Krebserkrankung erhöht. Je öfter sich die Zellen teilen, desto eher kann dabei etwas schiefgehen. Bei weißem Fleisch wie Huhn oder Pute konnten Studien solche negativen Effekte nicht nachweisen.
Unverarbeitetes rotes Fleisch gilt als weniger schädlich, fällt aber ebenfalls unter die WHO-Einschätzung „krebserregend“. Es sollte daher in geringen Mengen gegessen werden. Zu große Hitze kann schädliche Stoffe freisetzen, daher sollte das Fleisch bei moderaten Temperaturen gebraten oder gekocht werden. Auch beim Grillen auf offener Flamme ist Vorsicht geboten.
In Deutschland liegt Darmkrebs nach Burstkrebs (30,0) mit 11,5 Prozent auf Platz zwei der häufigsten Tumorerkrankungen bei Frauen, bei Männern auf Platz drei (12,8) hinter Prostata- (24,5) und Lungenkrebs (13,3). Mehr als 26.000 Frauen und mehr als 32.000 Männer erhalten jährlich die Diagnose Darmkrebs. Die Überlebensrate nach zehn Jahren beträgt 62 Prozent bei Frauen und 57 Prozent bei Männern.




