Prostitution

„Wir haben uns geliebt“: 41-Jähriger wegen Prostitution einer Minderjährigen angeklagt

Rumen R. wird von der Berliner Staatsanwaltschaft vorgeworfen, eine 17-Jährige vergewaltigt und zur Prostitution gezwungen zu haben. Er behauptet, es sei Liebe gewesen.

Der Angeklagte Rumen R. (41) mit seinem Verteidiger im Kriminalgericht Moabit
Der Angeklagte Rumen R. (41) mit seinem Verteidiger im Kriminalgericht MoabitOlaf Wagner/Pressefoto Wagner

Am Donnerstagmorgen sitzt der Angeklagte Rumen R. im Kriminalgericht Moabit neben seinem Dolmetscher auf der Anklagebank. Der 41-Jährige ist ein bulliger Mann mit dunklen Ringen unter den Augen. Er trägt eine blaue Trainingsjacke und eine Jogginghose mit weißen Adidas-Streifen. Auf die Frage, in welchem Bezirk er wohne, weiß Rumen R. keine Antwort. Er nuschelt stark, während er mit seinem Dolmetscher spricht. „Er ist Analphabet“, versucht sein Anwalt zu erläutern. „Das kann sein, aber man muss doch nicht lesen können, um zu wissen, wo man wohnt“, antwortet ihm die Richterin genervt.

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Vorwurf: Zwangsprostitution und Vergewaltigung einer Minderjährigen

Die Vorwürfe gegen Rumen R. wiegen schwer. Er soll im Sommer 2019 eine 17-Jährige in der Bülowstraße in Schöneberg an den Haaren gepackt und dazu gebracht haben, in ein Taxi zu steigen. In seinem Haus in Gesundbrunnen habe er die weinende 17-Jährige über zwei Stunden vergewaltigt und misshandelt. Daraufhin soll Rumen R. das Mädchen zur Prostitution auf dem Straßenstrich der Potsdamer Straße gezwungen haben. Zwischen fünf und 13 Freier habe die Minderjährige pro Nacht in einer Kabine an der Ecke zur Bülowstraße bedienen müssen.

Rumen R. soll laut Anklage mit seinem Opfer und seiner Mutter in Gesundbrunnen gelebt haben. Am Abend des 14. Februar 2023 soll die mittlerweile 21-Jährige erstmals das an diesem Abend verdiente Geld nicht an ihn ausgehändigt haben. Als Rumen R. daraufhin 1000 Euro in der Tasche seines Opfers entdeckte, soll er sie geschlagen und ihr das Geld abgenommen haben. Anschließend soll er sein Opfer mit einem Gürtel geschlagen und versucht haben, ihr einen Fahrradschlauch in den Hals zu stecken. Gefesselt und geknebelt soll er sie schließlich in einem Verschlag auf dem Dachboden des Hauses eingesperrt haben. Eine unbekannte Person habe sie von dort befreit.

Der Angeklagte bestreitet alle Vorwürfe. Von seinem Anwalt lässt er eine Aussage vorlesen, in der er von einer Liebesbeziehung mit seinem mutmaßlichen Opfer erzählt. Rumen R. sagt, er habe die zur Zeit des Kennenlernens 17-Jährige an der Bülowstraße getroffen. Er sei mit ihr spazieren und in ein Café gegangen. Die damals Minderjährige sei in Wirklichkeit von ihren Schwestern und ihrem Bruder zur Prostitution gezwungen worden. Er habe sie 2021, als sie 19 Jahre alt war, zu sich nach Hause geholt und habe mit ihr, seiner Mutter, seiner Tochter und seinen Schwestern ein glückliches Leben geführt. „Wir haben uns geliebt“, liest der Anwalt vor.

Es steht also Aussage gegen Aussage. Rumen R. behauptet, sein mutmaßliches Opfer stehe unter der Kontrolle seiner Schwestern, die die junge Frau misshandelten und zur Aussage zwängen. Aus welchem Motiv sie dies täten, sagte er am Donnerstag nicht. In der nächsten Woche geht der Prozess weiter. Überraschend will eine Nebenklägerin aussagen.