Im Taxiverkehr vom BER nach Berlin wird eine Flughafengebühr eingeführt. Wer mit einem Taxi vom Airport in Schönefeld in die Stadt fährt, muss bald zusätzlich zum regulären Fahrpreis 1,50 Euro Zuschlag zahlen. Das hat Jan Thomsen, Sprecher der Berliner Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch (Grüne), der Berliner Zeitung auf Anfrage bestätigt. Die Neuerung ist Teil des Flughafentarifs, den der Berliner Senat und der Kreistag Dahme-Spreewald in wenigen Tagen beschließen wollen.
„Taxifahrten vom Flughafen nach Berlin werden teurer“, kündigte Leszek Nadolski, Vorsitzender der Innung des Berliner Taxigewerbes, am Freitag an. Dagegen werde es kundenfreundliche Regelungen, die sich die Branche wünscht, nicht geben. Auch an den Einschränkungen des Taxiverkehrs am BER, die in der Kritik stehen, ändere sich nichts.
Nach einer Flugreise bequem bis vor die Haustür oder den Hoteleingang fahren, ohne selbst am Steuer sitzen zu müssen – eigentlich eine gute Idee! Doch weil weiterhin nur ein kleiner Teil der nur noch knapp 5700 Fahrzeuge umfassenden Berliner Taxiflotte am BER Fahrgäste aufnehmen darf, kommt es immer wieder zu Wartezeiten. Handyfotos in sozialen Medien zeigen eine leere Taxiladezone – und verärgerte Passagiere, die sich darüber wundern, wie es am deutschen Hauptstadt-Flughafen zugeht.

„Nach wie vor sind 400 Berliner Taxen am BER ladeberechtigt“, erklärte Jan Thomsen. „Das Land Berlin vertritt weiterhin den Standpunkt, dass alle Berliner Taxis eine Ladeberechtigung erhalten sollten, um den Bedarf am BER zuverlässig und dauerhaft decken zu können, auch zu Spitzenzeiten.“ Doch der Landkreis südöstlich von Berlin mauert, weil er sein Taxigewerbe schützen möchte. Rechtlich ist das okay, weil er die Taxihoheit hat. Aber vom Standpunkt der Kundschaft aus?
Angesichts dieser Themen fragen sich Branchenkenner, ob eine Flughafengebühr und eine wenn auch moderate Preiserhöhung die richtige Strategie sind. Andere Experten weisen dagegen darauf hin, dass es schon ein großer Fortschritt ist, wenn sich Berlin und Dahme-Spreewald erstmals auf einen gemeinsamen Flughafentarif verständigen.
Voraussichtlich am 3. Mai Thema im Senat
Nach mehr als sieben Monaten erreichen die Vorbereitungen für die geplante elfte Verordnung zur Änderung der Verordnung über Beförderungsentgelte im Taxenverkehr demnächst die entscheidende Phase. „Der Flughafentarif wird voraussichtlich am 3. Mai im Senat beschlossen“, sagte Verwaltungssprecher Thomsen. Parallel soll die Beschlussfassung im Kreistag von Dahme-Spreewald erfolgen. Wird der Zeitplan eingehalten, könnte der BER-Tarif in wenigen Wochen in Kraft treten.
Taxifahrgäste, die vom Flughafen aus Ziele in LDS ansteuern, müssen schon jetzt 1,50 Euro Zuschlag zahlen. Der Grund dafür ist, dass am BER nicht nur die Parkplätze, sondern auch die Anlagen für den Taxiverkehr von einem privaten Unternehmen bewirtschaftet werden: von der Firma Apcoa Parking Deutschland GmbH. Taxis, die am Hauptstadt-Flughafen Fahrgäste aufnehmen, brauchen einen Transponder. Dieses Gerät sendet Funkstrahlen aus, mit deren Hilfe die Schranke zum Taxispeicher am Terminal 1 geöffnet werden kann. Für jede Durchfahrt wird eine Servicegebühr berechnet, die nun auch an Taxifahrgäste nach Berlin weitergegeben wird. Neu ist die Flughafengebühr ohnehin nicht: In Berlin-Tegel zahlte jeder Taxikunde 50 Cent Aufpreis.
60 Euro vom BER zum Alexanderplatz, 65 Euro zur Messe
Die Entgeltordnung am BER gilt auch für Taxis, die Fahrgäste ausladen wollen. Zumindest für diesen Teil des Verkehrs soll voraussichtlich ab Mai zwei Monate lang eine neue Durchfahrtsregelung getestet werden, die Taxibetreiber von Kosten entlasten soll.
Der neue Flughafentarif wird auch andere Bestandteile des Fahrpreissystems verändern. So soll bis fünf Kilometer ein Kilometerpreis von 2,20 Euro verlangt werden. Danach sinkt der Tarif auf 1,75 Euro pro Kilometer, so der Entwurf. Die Einschaltgebühr, die bei jeder Taxifahrt fällig wird, bleibt bei 3,90 Euro – dieser Preis wird bereits jetzt berechnet. Im Vergleich zum jetzigen LDS-Tarif würde die geplante neue Preistabelle zum Teil eine leichte Erhöhung bedeuten, in Einzelfällen eine Verbilligung, schätzen Fachleute ein.
Lange wurde diskutiert, ob für Taxifahrten vom Flughafen zu bestimmten Bereichen in Berlin künftig Festpreise berechnet werden sollten. Weltweit ist das in vielen Städten bereits gängige Praxis. „Festpreise schaffen Transparenz für unsere Kunden“, bekräftigte Innungs-Chef Nadolski. Die Taxi-Konkurrenz, die ihre Kunden mit Mietwagen chauffiert, würde je nach Andrang häufig unterschiedliche Preise berechnen. Mit fixen Tarifen, die für Geschäftsleute, Touristen und andere Fahrgäste berechenbar sind, könnte die Taxibranche im Wettbewerb punkten, gab er zu bedenken.
Der offizielle Entwurf des Flughafentarifs aus dem vergangenen September sieht vor, für Taxifahrten vom BER zum Alexanderplatz 50 Euro und zur Messe Berlin 56 Euro zu berechnen. Die Taxiverbände haben für diese Relationen 60 beziehungsweise 65 Euro beantragt. Doch nun steht fest, dass keiner der Wünsche erfüllt wird. „Festpreise wird es in Absprache mit den Taxiverbänden vorerst nicht geben“, teilte Jan Thomsen mit. „Gründe sind insbesondere eichrechtliche und technische Probleme bei der Umsetzung, die es zunächst bundesweit zu lösen gilt.“ Leszek Nadolski bedauerte die Entscheidung. „Wir werden uns damit nicht zufriedengeben. Dafür ist das Thema viel zu wichtig.“
Innungs-Chef befürchtet weniger Mobilität in den Außenbezirken
Noch wichtiger ist aus Sicht der von Kostensteigerungen und Konkurrenz gebeutelten Branche, dass auch die Taxifahrpreise innerhalb Berlins steigen. Außer den hohen Kraftstoffkosten bereiten den Unternehmen vor allem die anstehenden Erhöhungen des Mindestlohns Sorgen, so der Vorsitzende der Taxi-Innung.
Wie berichtet haben die Verbände bereits im vergangenen Oktober beim Senat eine Fahrpreisanhebung beantragt, die sich auf rund zwölf Prozent summieren soll. Doch die Verwaltung braucht viel Zeit – zu viel Zeit aus Sicht der Unternehmer. „Die Tariferhöhung wird aktuell vorbereitet, kann aber erst in die Anhörung, wenn der Flughafentarif in Kraft getreten ist“, sagte Verwaltungssprecher Thomsen. „Das Anhörungsverfahren zur Taxi-Tarifanpassung wird einige Wochen in Anspruch nehmen. Danach wird der entsprechende Senatsbeschluss vorbereitet.“





