Öffentlich-rechtlicher Rundfunk

RBB-Intendanz: Nur noch Frauen im Rennen – weil sie bescheidener sind?

Bei der Besetzung des Chefpostens zog der letzte verbliebene Mann seine Bewerbung zurück. Weil ihm 200.000 Euro im Jahr zu wenig waren. Das sorgt für Streit.

Hat sich nicht beworben, würde aber trotzdem gerne weitermachen: RBB-Interims-Intendantin Katrin Vernau
Hat sich nicht beworben, würde aber trotzdem gerne weitermachen: RBB-Interims-Intendantin Katrin VernauBritta Pedersen/dpa

Da waren es nur noch drei. Drei Bewerberinnen konkurrieren derzeit noch um den Posten der RBB-Intendantin. Die ehemalige Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer, die Kulturwissenschaftlerin Heide Baumann sowie die Chefredakteurin Digitales von ARD-aktuell, Juliane Leopold, werden sich am Donnerstag dem Rundfunkrat des RBB vorstellen, hinter verschlossener Tür allerdings.

Die amtierende Intendantin Katrin Vernau hat sich nicht offiziell beworben und steht demnach auch nicht auf der Shortlist, die aus den etwa 50 Bewerbungen gebildet wurde. Dennoch hält Vernau ihre Bereitschaft, den Sender zu führen, weiter aufrecht. Das teilte sie am Dienstag auf Nachfrage mit. „Es liegt nun an den Gremien zu entscheiden“, erklärte sie weiter. Weitere Kommentare wolle sie dazu nicht abgeben – aus Respekt vor den neuen Kandidatinnen.

Dennoch könnte die Aussage erneut zu Verwirrungen führen. Dass sich Vernau nicht beworben hatte, aber dennoch gerne Intendantin bleiben möchte, hatte bereits zu Beginn des Verfahrens zu Unruhe geführt. So war auch darüber spekuliert worden, ob die öffentlichen Äußerungen Vernaus womöglich ernsthafte Bewerberinnen oder Bewerber abgeschreckt haben. Auf die drei jetzt bekannt gewordenen Bewerberinnen trifft dies immerhin nicht zu.

Ärger gibt es auch an anderer Stelle: Am Montag war noch ein weiterer Name im Rennen gewesen: Beworben hatte sich auch Jan Weyrauch, derzeit Programmdirektor von Radio Bremen. Er ist  freiwillig aus dem Rennen ausgestiegen – weil ihm die Bezahlung von rund 200.000 bis 240.000 Euro im Jahr zu gering war. 

Weyrauch selbst wollte sich am Dienstag dazu nicht äußern. Er verwies darauf, dass es sich hier um ein laufendes Verfahren handelt. Dafür äußerte sich Personalrat und Freienvertretung des RBB. Sie bestreiten, dass die Auswahl der letzten drei Bewerberinnen einvernehmlich gewesen sei. "Die Findungskommission stellt dem Rundfunkrat nicht alle geeigneten Kandidat:innen", teilten sie in einer gemeinsamen Erklärung mit. Kritisiert wird der Verwaltungsrat, der mit der vom Verwaltungsrat anvisierten Gehaltsobergrenze nun plötzlich ein "Ausschlusskriterium" eingeführt habe: "Konsequenz dieser eigenmächtigen Vorgabe: der - unserer Meinung nach - qualifizierteste Bewerber verschwand von der Kandidatenliste, da er die Bedingungen nicht akzeptierte." 

Die Frage der Höhe von außertariflicher Bezahlung für Spitzenkräfte beim RBB hatte der neu zusammengesetzte Verwaltungsrat in seiner jüngsten Sitzung erst einmal vertagt. Interims-Intendantin Vernau hatte zuvor auf eine Verabschiedung des Modells gedrängt. Hintergrund der Entscheidung des Verwaltungsrates ist eine Stellungnahme der Landesrechnungshöfe von Berlin und Brandenburg, in der eine deutliche Absenkung gefordert wurde.

Dafür soll sich der RBB künftig am öffentlichen Dienst orientieren, schlägt der Rechnungshof vor. Die Zahl der außertariflich bezahlten Stellen beim RBB wurde zwar deutlich reduziert. Die Höhe der Bezüge sorgt aber weiterhin für Kritik vor allem angesichts des notwendigen Sparkurses des klammen Senders.

Die Frauenvertretung des Senders hatte sich bereits im März mit einer Stellungnahme an Belegschaft und Intendanz gewandt. „Unserer Meinung nach sollten sich alle Beschäftigten in das Tarifgefüge des RBB einordnen lassen und somit eine AT-Vergütung überflüssig sein“, heißt es darin. Auch bei den Tarifen ist der RBB nicht knausrig. Die höchste tarifliche Einstufung bringt ein Monatsgehalt von 11.241 Euro. Das ist deutlich mehr als beispielsweise ein Bezirksbürgermeister verdient.