Laut einer Berliner DJ konnte Till Lindemann in Berlin eine After-Show-Party feiern – und zwar im berühmten Fetisch-Club Kitkat. In ihrer Instagram-Story schrieb die DJ Iva Bodul, die in der Nacht zu Montag im Kitkat-Club gespielt hat, über den Vorfall. „Leider hat das Ganze einen sehr beschissenen Beigeschmack“, schreibt sie und veröffentlicht zudem eine Nachricht des Kitkat-Clubs.
In der E-Mail des Clubs heißt es, das Thema Rammstein sei gerade „schwierig“, weil man nicht allzu viel über den Fall wisse. „Till Lindemann war ab und an in den letzten Jahren bei uns zu Besuch“, heißt es zu dem weiteren Vorwurf, Lindemanns Tasche sei nicht kontrolliert worden. Lindemann kenne die Security-Mitarbeiter von früheren Besuchen. Weiter heißt es in der E-Mail: „Im Club ist niemals etwas geschehen, was fragwürdig war, oft war auch seine Tochter dabei.“
Die Vorwürfe gegen den Rammstein-Frontman Till Lindemann sollten inzwischen allen bekannt sein – mehrere Frauen werfen dem Sänger vor, sie bei After-Show-Partys nach Rammstein-Konzerten sexuell missbraucht zu haben, oft unter Anwendung von K.o.-Tropfen. Lindemann bestreitet über seine Anwälte sämtliche Vorwürfe. Im Vorfeld der drei Konzerte im Berliner Olympiastadion, die die Band am Wochenende gespielt hat (das letzte der Konzerte war am Dienstagabend), hatten Aktivistinnen gegen die Auftritte demonstriert; Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hatte die geplanten Berliner After-Show-Partys der Band abgesagt, so gravierend seien die Vorwürfe.

Auf Anfrage der Berliner Zeitung bestätigt Kitkat-Betreiberin Kirsten Krüger, dass Till Lindemann den Club in der Nacht vom 16. auf den 17. Juli besucht hat. Ob seine Tasche kontrolliert wurde oder nicht, konnte sie nicht beantworten: „Die Taschenkontrolle findet im Club statt, nicht draußen. Es werden auch nicht alle Taschen kontrolliert, der Besucherandrang lässt das manchmal nicht zu“, so Krüger. „Einen ‚Promibonus‘ gab und gibt es aber, an dieser Stelle, bis heute nicht.“
Auch vor der Bestätigung des Besuchs durch Krüger war der Vorfall im Umfeld des Clubs bereits bekannt. Till Lindemann soll wohl auf keiner Schwarzen Liste des Clubs gestanden haben, heißt es. Aber als er spontan am Wochenende vor dem Club erschien, habe ein „überforderter Türsteher“ wohl „falsch reagiert“, berichtet jemand aus dem Umfeld des Clubs.
DJs rufen zum Boykott des Kitkat-Clubs auf
Nun rufen andere DJs in den sozialen Medien zu Konsequenzen für den Kitkat-Club auf. „Raver:innen und DJs, boykottiert endlich aktiv und laut diesen Laden!“, schrieb der DJ Max Marlon. Zu dem Boykottaufruf sagte Kirsten Krüger: „Ich wüsste nicht, wie ich das ändern kann.“
Die Berliner DJ Intaktogene hat sich Marlons Boykottaufruf angeschlossen. Sie fragt sich, wie Lindemann dort Zugang zum bekanntermaßen sexoffenen Club bekommen konnte, trotz der im Raum stehenden Missbrauchsvorwürfe gegen ihm. „Wer in einen sexpositiven Club einen Till Lindemann reinlässt und das danach auch noch verteidigt (weil man weiß ja nicht, was stimmt), scheißt komplett auf die zig Aussagen von Frauen, gegen die nur eine einzige steht, die vom mutmaßlichen Täter“, schrieb sie auf Instagram. Zu dem Vorwurf, Lindemanns Tasche sei nicht kontrolliert worden, schrieb sie: „Ich glaube, ich muss nicht erklären, wie problematisch das angesichts der Vorwürfe gegen ihn ist.“
Die DJ Vaiana, die am selben Abend wie Iva Bodul im Kitkat gespielt hat, hat sich auch auf Instagram von dem Fall klar distanziert. Sie selbst hätte an dem Abend nichts von dem Besuch mitbekommen. „Das ist ein absolutes No-Go“, sagte sie. „Wäre ich in der Position gewesen, dass ich davon wirklich mitbekommen hätte, hätte ich mich natürlich ‚laut gemacht‘, dass der angebliche Safe-Space, den das Kitty versucht zu bieten, gerade keine ist.“




