Auf einer wichtige internationalen Strecke von und nach Berlin verlängert sich die Reisezeit deutlich. Fahrgäste zwischen Berlin und Polen müssen vier Wochen lang auf einem Teilstück auf Busse umsteigen. Wegen Bauarbeiten wird der Verkehr auf einem Abschnitt unterbrochen. Von Freitag, 21 Uhr, bis zum späten Abend des 21. April fallen die Eurocity-Züge zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) beziehungsweise Rzepin aus. Das teilte die Deutsche Bahn (DB) mit. Weitere Änderungen sind in Sicht.
Die Strecke von Berlin nach Frankfurt (Oder), die auch von vielen internationalen Güterzügen frequentiert wird, ist immer wieder Schauplatz von Bauarbeiten. Für die nun beginnende Unterbrechung des Zugverkehrs gibt die Bahn eine Baustelle zwischen dem Berliner Ortsteil Rahnsdorf und Pillgram in Brandenburg an. Doch auch das Projekt in Köpenick, wo für 420 Millionen Euro ein fast vier Kilometer langes Teilstück der Frankfurter Bahn ausgebaut wird und ein Regionalbahnhof entsteht, wirkt sich aus.
Diese Eurocity-Züge sind betroffen
Die Fahrt mit dem Schienenersatzverkehr (SEV) beginnt in Berlin auf dem provisorischen Europaplatz, der sich nördlich vom Hauptbahnhof an der Invalidenstraße erstreckt. Bis Frankfurt (Oder) sieht der Fahrplan eine Fahrzeit von zwei Stunden vor. Das bedeutet: Wer derzeit noch zum Beispiel mit dem Eurocity (EC) 249 um 17.52 Uhr vom Berliner Hauptbahnhof nach Poznan (Posen) und Warszawa (Warschau) reisen kann, muss vom 25. März bis 21. April schon um 16.35 Uhr mit dem SEV-Bus losfahren.
Betroffen sind die Eurocity-Züge EC41, EC45, EC247 und EC249 nach Warschau. Der EC49 beginnt sogar erst in Rzepin, die Busfahrt von Berlin dorthin dauert zwei Stunden und 20 Minuten. Auch der EC59 nach Gdansk (Danzig) und Gdynia (Gdingen) wird zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) durch Busse ersetzt. Betroffen ist außerdem der EC57 nach Kraków (Krakau) und Przemyśl an der Grenze zur Ukraine. In der Gegenrichtung werde die Züge ebenfalls durch Busse ersetzt.
Auch Regionalexpress RE1 kann von Bauarbeiten betroffen sein
Fahrgäste sollten sich vor der Reise auf jeden Fall unter www.bahn.de über die Verbindung und den aktuellen Status informieren. Es kann vorkommen, dass als Alternative zum Bus zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) der Regionalexpress RE1 angezeigt wird. Aber auch er kann von Bauarbeiten betroffen sein.
Dieser Rat gilt auch für die Reisenden, die im Nachtzug von Berlin nach Wien, Graz und Budapest reisen wollen. Der Nachtzug NJ457 fährt vom 25. März bis 20. April bereits um 15.18 Uhr im Bahnhof Gesundbrunnen ab. Wer nicht so früh starten will, kann auf der Europaplatz um 17.35 Uhr mit einem SEV-Bus nach Frankfurt (Oder) fahren und erst dort in den Nachtzug steigen.
Nur kurze Zeit Entwarnung für Fahrgäste von Berlin nach Polen
Wenn die Unterbrechung zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) im April endet, gibt es für die Reisenden zwischen Deutschland und Polen nur für kurze Zeit Entwarnung. Wenige Tage später gibt es die nächste Änderung. Vom Abend des 28. April bis zum Abend des 16. Mai beginnen und enden die EC-Züge in Berlin am Bahnhof Gesundbrunnen. Einen neuen Unterwegsstopp gibt es in dieser Zeit in Lichtenberg. Die bisherigen Halte am Hauptbahnhof, am Ostbahnhof und Ostkreuz entfallen. Auch in den Wochen danach wird es solche Änderungen geben.
Praktikable Umleitungsstrecken gibt es nicht. Zwar führt auch die Ostbahn von Berlin nach Polen. Doch die einstige Verbindung in Richtung Ostpreußen ist bei Kostrzyn (Polen) unterbrochen. Dort wird die Oderbrücke neu gebaut, nach Verzögerungen wird die Wiedereröffnung der Strecke erst für Dezember 2023 erwartet. Doch auch sonst ist die Ostbahn als Umfahrung untauglich. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde vielerorts das zweite Gleis entfernt. In den Nullerjahren ließ die DB weitere Gleise, aber auch Weichen und Bahnsteige abbauen. Eine Elektrifizierung ist weiterhin nicht in Sicht.
Auch die Polen sind von der Situation betroffen. Ein Leser der polnischen Tageszeitung Wyborcza schreibt, er könne sich in 30 Jahren nicht an eine solche Situation erinnern, dabei fahre er seit 1992 regelmäßig mit Zügen von Poznań nach Berlin. Andere Leser betonen, es gebe die Schwierigkeiten nicht zum ersten Mal.
Experten fragen die DB: Warum werden die Züge nicht umgeleitet?
Die Initiative deutsch-polnischer Schienenpersonenverkehr (KolejDEPL) kritisiert, dass seitens der DB keine Umleitung der Züge organisiert wird. Zunächst war noch eine Führung der Eurocitys über Cottbus angekündigt. „Die Verkehrswende muss von der Straße auf die Schiene erfolgen. Nicht umgekehrt!“, mahnt Anja Schmotz, Sprecherin der Initiative und stellvertretende Bundesvorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn, an: „Nachdem die DB mit beständigen Schienenersatzverkehren auf der Route Berlin – Prag dem transeuropäischen Fernverkehr nach Tschechien bereits großen Schaden zugefügt hat, sind nun offenbar die Verbindungen nach Polen an der Reihe. Wenn ein Fahrgast in den Bus verfrachtet wird, dann wird er auch künftig prüfen, ob der direkte Fernbus auf der Autobahn nicht die schnellere und bessere Alternative zum ständigen Umsteigen mitsamt Gepäck ist.“
„Früher galten Streckensperrungen auf internationalen Kernstrecken daher als volkswirtschaftlich nicht tragbar. Es wurde entweder unter rollendem Rad gebaut oder wenigstens eine Umleitung organisiert“, so Ingo Koschenz, Mitglied der Initiative und Referent für Osteuropaverkehre des Fahrgastverbands Pro Bahn.



