Auf dem ehemaligen AEG-Werksgelände am Humboldthain in Wedding ist ein neues gewerblich geprägtes Stadtquartier geplant. Dort, wo die Computer-Firma Nixdorf bis Anfang der 1990er-Jahre in einer Werkshalle Großrechner für Banken produzierte, sollen in den nächsten Jahren mehrere fünf- bis achtgeschossige Gebäudezeilen sowie drei rund 60 Meter hohe Hochhäuser entstehen. Das sieht der Entwurf des Planungsbüros Cobe aus Dänemark vor, das sich in einem Wettbewerb gegen 19 andere Architekturbüros durchgesetzt hat. Am Mittwoch wurden die Pläne präsentiert.
Das alte Nixdorf-Gebäude, das mit seiner verspiegelten Fassade an den Palast der Republik erinnerte, soll abgerissen werden – weil es „nicht mehr den aktuellen energetischen und funktionalen Standards entspricht“, wie es heißt. Offiziell wird allerdings etwas vornehmer von einem „Rückbau“ des Hauses gesprochen. Das Ergebnis ist freilich dasselbe: Das alte Nixdorf-Gebäude muss der neuen Bebauung weichen. Die Sparkasse, deren Dienstleistungszentrum sich in dem Gebäude befindet, muss ausziehen. Ihr Mietvertrag läuft den Angaben zufolge 2024 aus.
Die Hochhäuser auf dem sechseinhalb Hektar großen Areal gruppieren sich in dem preisgekrönten Entwurf um einen grünen Quartiers-Park. Er ist als Erholungsraum und grüne Lunge gedacht. Insgesamt soll in den Neubauten eine Bruttogeschossfläche von 235.000 Quadratmetern entstehen. Rund 40 Prozent der Flächen sind für Produktionszwecke geplant. Die maßgeblich von Architekt Peter Behrens geprägte Backsteinarchitektur der AEG-Bauten in der Nachbarschaft soll auch in den Neubauten aufgegriffen werden. So ist beim Siegerentwurf den Angaben zufolge „eine überwiegende Verwendung von Backsteinfassaden vorgesehen“.
Architekten wollen Geschichte der AEG weiterschreiben
„Wir sind unglaublich stolz, dass Cobe die Geschichte des alten AEG-Werkes in Berlin mit Respekt und Mut weiterschreiben darf“, sagt Dan Stubbergaard, Gründer und Inhaber von Cobe. „Wir entwickeln die flexiblen und schlauen Produktions- und Arbeitsstätten im Geiste Behrens weiter und öffnen das Quartier mit einem neuen zentralen Park für alle Berliner.“
Programmatisch soll das Quartier Am Humboldthain den benachbarten Technologiepark Humboldthain (TPH) erweitern, auf dem sich der Campus Wedding der Technischen Universität und das Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration befinden. Dabei sollen auch Flächen für „kleinere und mittlere produktionsgeprägte Gewerbe“ angeboten werden, heißt es in einer Mitteilung der Quartier am Humboldthain GmbH, die nach eigenen Angaben federführend für das Gesamtprojekt ist. Als Entwicklungspartner fungieren dabei die Coros Management GmbH und die Büro Dr. Vogel GmbH.
Coros bezeichnet sich als „ein langfristig orientiertes Immobilienunternehmen, das sich zum Ziel gesetzt hat, ungenutzte Potenziale in urbanen Räumen zu identifizieren und mit zukunftsfähigen Nutzungskonzepten nachhaltige Mehrwerte für eine moderne Stadtgesellschaft zu schaffen“. Dr. Markus Vogel ist den Angaben zufolge „Geschäftsführer der Büro Dr. Vogel GmbH und verfügt als Architekt, Immobilienökonom und Unternehmensberater über mehr als 25 Jahre Berufserfahrung in der Immobilienwirtschaft“. Zuvor war er verantwortlicher Partner in der Industry-Line Real Estate bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte & Touche.
Quartier soll bis 2030 in seinen städtebaulichen Grundzügen fertig sein
Der Siegerentwurf des dänischen Planungsbüros soll die Grundlage für den zu erarbeitenden Bebauungsplan bilden. Dessen Festsetzung wird von den Projektverantwortlichen für 2025/2026 angestrebt. Bis zum Jahr 2030 soll das geplante Quartier „in seinen städtebaulichen Grundzügen“ errichtet werden. Zum Investitionsvolumen wurden keine Angaben gemacht.



