Oliver Reeses Vertrag als Intendant des Berliner Ensembles wird um weitere fünf Jahre bis 2032 verlängert. Dies teilt die Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson (parteilos) mit, die sich freut, dass es gelungen sei, den international erfahrenen Theatermann weiterhin für die Leitung der für die Berliner Theaterlandschaft so wichtigen Institution zu gewinnen. „Der Weg des Berliner Ensembles in den letzten Jahren hat gezeigt, dass Unternehmertum und Wirtschaftlichkeit mit höchsten künstlerischen Ansprüchen in Einklang gebracht werden können.“
In der Tat sticht Reese, der 2017 am Berliner Ensemble Claus Peymann, einem Theaterdirektor alten Schrots und Korns nachfolgte und zuvor in Berlin bereits viele Jahre an der Seite von Bernd Wilms für die Geschicke des Gorki-Theaters (1994–2001) und des Deutschen Theaters (bis 2009) verantwortlich war, durch in wirtschaftlicher Hinsicht mustergültige Betriebsführung hervor, wobei es immer wieder auch Beschwerden über das Arbeitsklima gibt. Doch auch diese wurden bisher stets mustergültig und professionell in die dafür vorgesehenen Clearing-Vorgänge und mithin in die Unangreifbarkeit überführt.
Was die Kunst angeht, kann Reese auf exzellente Schauspielerpersönlichkeiten verweisen, die allerdings kein Ensemble mit charakteristischer Spielweise erkennen lassen. Auch was die Regiepositionen angeht, reicht das Angebot vom gepflegten und kostengünstigen Boulevard mit Promifaktor bis zu den schwer verdaulichen Großtaten eines Frank Castorf. Der Vorwurf des Gemischtwarenladens, der Wilms und Reese schon am Gorki und am DT gemacht wurde, ist auch für das Berliner Ensemble, dessen politisch-ästhetisches Profil als Brecht-Weigel-Gründung wohl noch prägnanter war, nicht von der Hand zu weisen.
Die akuten Krisen, hervorgerufen durch die Corona-Lockdowns und die existenzgefährdende Sparpolitik der großen Koalition, weiß der 1964 in Schloss Neuhaus bei Paderborn geborene Kulturmanager Reese mit Bravour und Führungsstärke zu meistern – und die Stadt kann sich freuen, am Schiffbauerdamm einen der wenigen Kulturorte in der Stadt zu haben, der vor sich hinschnurrt. Vielleicht etwas zu reibungslos.


