Frieder, 34: Ich bin seit einigen Jahren glücklich verheiratet. Aber seit wir darüber nachdenken, eine Familie zu gründen, habe ich das Gefühl, dass unsere unterschiedliche Herkunft immer stärker eine Rolle spielt. Meine Frau ist sehr wohlhabend aufgewachsen, während ich aus eher einfachen Verhältnissen komme. In letzter Zeit haben wir oft Streit über alltägliche Dinge, aber es kommt mir so vor, als ob wir auch grundsätzlich in Bezug auf Familie, Wohnen und Erziehung sehr unterschiedliche Vorstellungen haben. Ich habe Angst, dass diese Probleme riesengroß werden, wenn die Kinder erst mal da sind. Haben Sie mit solchen Fällen Erfahrung?
Lieber Frieder, erst einmal meinen Glückwunsch zu eurer glücklichen Ehe. Wie ihr merkt, ist es ein Unterschied, ein glückliches Paar zu sein oder sich auf den Weg zu machen, eine Familie zu werden. Das ist normal. Zum ersten Mal Vater oder Mutter zu werden, beginnt mit einem Donnerschlag und verwandelt sich dann in eine Mischung aus Sintflut und Symphonie von Gefühlen und Veränderungen.
Die frischen Eltern werden mit Gefühlen aus der Tiefe ihrer Seelen konfrontiert, die sie bisher noch nicht erleben und integrieren konnten. Es ist, als ob ein Vorhang weggezogen wird und einem plötzlich der Sinn des Lebens erklärt wird. Die neue Familie macht sich auf den Weg, ihr eigenes kleines Universum zu werden. Alle jungen Eltern müssen sich jetzt – trotz Schlafmangel und Hormonen – zusammenraufen und ihre gemeinsamen Regeln für ihr gemeinsames Leben finden. Sie sind jetzt Familie.
Jetzt führen Sie als weiteren Schwierigkeitsgrad Ihre unterschiedliche Herkunft an. Auch da gebe ich Ihnen recht: Das kann zu ernsten Verwerfungen führen. Weiterhin gibt es schon Streit über kleine Dinge.


