Steffen, 42: Meine Frau und ich sind seit zwanzig Jahren ein Paar, wir haben zwei Kinder. Seit einigen Monaten streiten wir ziemlich häufig, sie sagt, sie sei unglücklich in der Beziehung, fühle sich nicht ausreichend wertgeschätzt. Ich habe mich bemüht, das zu ändern, habe allerdings schnell wieder aufgegeben, weil es sich irgendwie gezwungen anfühlte und die Stimmung auch nicht sonderlich verbesserte. Nun hat meine Frau vorgeschlagen, die Beziehung zu öffnen, weil sie das Gefühl habe, sonst „emotional zu verkümmern“. Ich habe an sowas kein Interesse, will sie aber auch nicht verlieren. Oder ist das sowieso ihr erster Schritt in Richtung Trennung?
Lieber Steffen, zwanzig Jahre, das ist schon eine ordentliche Wegstrecke, die ihr zusammen zurückgelegt habt. Ihr seid mit Anfang 20 zusammengekommen. Das ist ein Alter, in dem sich die meisten Menschen noch eine Weile ausprobieren wollen. In diesem Alter zieht man fast direkt von seinen Eltern mit dem neuen Partner zusammen und ist in seiner Persönlichkeit noch nicht wirklich ausdifferenziert.
Am Anfang der Beziehung gibt es oft klare Rollen
Viele Paare in meiner Praxis, die so früh schon zusammengekommen und jetzt 40 oder 50 Jahre alt sind, kamen irgendwann an einen Punkt, an dem die alten Bilder voneinander nicht mehr stimmten. Oft hatten beide beim Zusammenziehen klare Rollen, zum Beispiel die des Beschützers und der zarten Frau oder die des etwas tapsigen Mannes und der zielstrebigen Partnerin. Diese holzschnittartigen Bilder bleiben oft lange bestehen, besonderes, wenn dann noch Kinder kommen und das Leben erst einmal organisiert und bezahlt werden möchte.




