Vielleicht ist ein Dienstag etwas ungünstig, um den Geburtstag des Sams zu feiern, ist diese literarische Figur doch untrennbar mit dem sechsten Tag der Woche verbunden. Sie wissen schon: Am Montag taucht Herr Mon auf, am Dienstag ist Dienst angesagt, dem Mittwoch gebührt die Mitte der Woche, am Donnerstag donnert es, am Freitag gibt der Chef Herrn Taschenbier frei und am Samstag kommt das Sams. So beginnt „Eine Woche voller Samstage“. Das Buch kam vor fünfzig Jahren, den genauen Tag verrät der Verlag Friedrich Oetinger nicht, erstmals in die bundesdeutschen Läden. Das Sams war geboren.
Inzwischen ist es längst eine gesamtdeutsche Figur, allein die deutschsprachigen Ausgaben der mittlerweile elf Sams-Bücher wie „Am Samstag kam das Sams zurück“, „Ein Sams zu viel“ oder „Das Sams und der blaue Drache“ wurden zusammen sechs Millionen Mal verkauft, es gibt Übersetzungen in dreißig Sprachen, Theaterfassungen, Verfilmungen, Spiele.
Das Sams, als Wesen eine Kategorie für sich, beschreibbar am ehesten als Mischung aus Kind und Kobold, keinem Geschlecht zugehörig, sucht sich im ersten Band Herrn Taschenbier als Papa aus und bringt dessen Leben durcheinander. Nein, eigentlich in Ordnung: Der Mann ist nämlich viel zu schüchtern und devot; mit dem lauten, frechen, immerfort reimenden Wesen an seiner Seite kann er sich nicht mehr verstecken und wird wahrgenommen. Mit seinem Witz und seiner Lust, jedes „Das tut man nicht!“ zu hinterfragen, ist das Sams den lesenden oder zuhörenden Kindern ein antiautoritäres Vorbild.
Das Sams: Von der Nebenfigur zur Hauptrolle
Krönung des Sams sind die blauen Wunschpunkte im Gesicht. Der Autor vervielfacht mit ihnen die drei Wünsche aus dem Reich der alten Volksmärchen – und noch immer ist es schwer, mit der Möglichkeit umzugehen, alles Gewollte erfüllt zu bekommen. Die Wunsch-Unfälle sorgen in der Handlung für den meisten Spaß.


