Krieg ist für Kinder nicht nur ein dunkles Wort aus alten Geschichten oder gruseligen Filmen. Krieg wird zwar seit Jahren nicht in Deutschland geführt, doch erreichen die Nachrichten über die Ereignisse in der Ukraine und deren Folgen auch die Kinder hierzulande. Zoran Drvenkars Buch „Kai zieht in den Krieg und kommt mit Opa zurück“ zeigt jungen Lesern, wie nah vermeintlich ferne Kriege sind – ob sie in der Vergangenheit liegen oder gegenwärtig ein anderes Land verwüsten.
Ab elf Jahren empfiehlt der Verlag die Lektüre, das mag passen, weil Kai, der seinen Opa besucht und mit ihm ein Gedankenspiel startet, auch elf ist. Das Buch beginnt locker, mit einem witzig-frechen Wortgefecht zwischen Großvater und Enkel, gewinnt dann an Tiefe und Spannung. Zoran Drvenkar setzt auf die Vorstellungskraft. „Und wenn die Welt so ist, wie sie ist, und wenn die Welt keine Regeln kennt“, heißt es im Vorspruch zum zweiten Kapitel, „dann ist alles möglich, dann ist alles machbar.“
Durch Kai gelangt der Opa, der im Alltag seine Orientierung verliert, in seine Jugend zurück. Er hatte sich mit 14 Jahren freiwillig zum Kriegseinsatz gemeldet. Der Autor lässt offen, von welchen Kämpfen die Rede ist. Es geht ihm nicht um eine realistische Erzählung. Gemeinsam treffen Opa und Enkel auf Erinnerungsinseln, die offenbaren, dass der Mann jahrzehntelang seine eigene Geschichte anders erzählt hat, als sie war.
Ein Kronkorken als Orden
Zoran Drvenkar gestaltet die Verbindung über die Generationen so intensiv, weil er deren Wandel miterzählt. Der Opa war der Held aus Kais Kindheit. „Es geschah an dem Tag, an dem ihm Opa einen Orden verliehen hat“, einen selbstgebastelten, „aus einem farbigen Band und einem Kronkorken“. Kameraden wollten sie sein. Nun bröckelt das Bild. Allerdings hat auch Kai selbst sich verändert, mit elf denkt man anders über Helden als mit fünf. Und ein Krieg ist kein Spiel.
Das Buch besteht vor allem aus Dialogen, in denen das Kind den Alten mit seinen Fragen an die Hand nimmt. Da erkennt man noch, dass der Autor zunächst eine Theaterfassung erstellt hatte. Sie kam vor zwei Jahren im Berliner Grips-Theater zur Uraufführung. „Es gibt zu jedem Nein ein Ja“, schreibt Zoran Drvenkar. Wir lesen, dass der Weg zur richtigen Antwort verschlungen sein kann.


