Es beginnt mit einem Tortenskandal. Als Alex Claremont-Diaz, Sohn der amerikanischen Präsidentin, die Hochzeit des älteren britischen Königssohns besucht, kommt es auf der Feier im Buckingham Palace zu einer Rangelei mit Henry, dem jüngeren Prinzen. Die beiden sind sich zuvor schon ein paarmal begegnet und können sich nicht leiden.
Alex findet Henry „voll eingebildet“, Henry hält Alex für nervig und unkultiviert. Nach diversen Gläsern Alkohol unterläuft Alex ein Missgeschick – und prompt werden die beiden Streithähne unter etlichen sündhaft teuren Buttercremeschichten begraben. Perfektes Futter für die Boulevardpresse und Instagram!
Ellen, die Mom von Alex, ist über diesen internationalen Zwischenfall nicht erfreut. Sie kämpft um ihre Wiederwahl als Präsidentin. Alex muss das wieder geradebiegen. Also fliegt er erneut nach London, um der Öffentlichkeit eine dicke Freundschaft mit Henry vorzugaukeln. Und siehe da: Zwischen vielen kleinen Malicen, die sich die beiden mit zunehmender Lust an die hübschen Köpfe werfen, entwickeln die zwei jungen Männer Sympathie füreinander – und bald noch deutlich mehr als das.
Es wäre ziemlich leicht, die Amazon-Studios-Produktion „Rot, Weiß und Königlich Blau“ als eskapistisch abzutun. Eine queere Romcom mit attraktiven Menschen, denen ein Happy End gewiss ist. So what? Diese Einstellung würde allerdings den Unterschied verkennen zwischen einer verlogenen Klischeeparade, in der die Wirklichkeit einfach ausgeblendet wird, und einem Film, der in den prächtigsten Farben eine Welt entwirft, auf die wir hinarbeiten sollten.
Die Vereinigten Staaten werden hier von „Kill Bill“-Star Uma Thurman regiert – als aufgeschlossene Präsidentin mit Working-Class-Wurzeln, die sich ihren Weg an die Spitze gemeinsam mit ihrem aus Mexiko stammenden Gatten hart erkämpft hat. Und im britischen Palast sitzt ein Prinz, der trotz seiner kritischen Einstellung zur Monarchie nicht zum Ausgestoßenen seines Landes wird. Der Film behauptet nicht, die Realität abzubilden. Aber er zeigt, dass es verdammt schön wäre, wenn wir irgendwann dorthin kämen.
„Rot, Weiß und Königlich Blau“ auf Amazon Prime Video
Und vor allem erzählt er auf Basis des Romans „Royal Blue“ von Casey McQuiston eine großartige Liebesgeschichte. Diese funktioniert zunächst nach dem Gegensätze-ziehen-sich-an-Prinzip. Alex kann Mozart nicht von Schubert unterscheiden, kennt den verzückenden Kinoklassiker „In the Mood for Love“ nicht und will sich partout nicht merken, dass er Henry mit „Seine Hoheit“ ansprechen müsste. Und dennoch ist Henry verknallt in ihn. Alex hingegen muss dem steifen Prinzen nachsehen, dass er schrecklich hochtrabend daherredet und sich vor dem Dancefloor scheut.




