Kulturpolitik

Offizieller Sparplan: Berlinale streicht Sektionen und reduziert ihr Programm

Die Festivalleitung hat konkrete Einsparpläne bekannt gegeben. Die Perspektive Deutsches Kino gibt es nicht mehr. Das Zauberwort heißt Konzentration.

Das Leitungsduo der Berlinale: Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian
Das Leitungsduo der Berlinale: Mariette Rissenbeek und Carlo ChatrianJens Kalaene/dpa

Nachdem Ende vergangener Woche Finanzierungsschwierigkeiten der Berlinale bekannt wurden, meldeten sich am Dienstagmittag die Berlinale-Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek und der Künstlerische Leiter Carlo Chatrian nach ersten Stellungnahmen mit einem konkreteren Einsparkonzept. Demnach sollen innerhalb der Sektionen „geringfügig weniger Filme“ laufen, insgesamt dann ungefähr 200 Filme. In diesem Jahr seien es 287 gewesen. Der Wettbewerb soll von dieser Reduktion nicht betroffen sein.

Ganz aufgelöst wird die Sektion Perspektive Deutsches Kino, die Filme deutscher Nachwuchsregisseure präsentierte. Die Berlinale bekundet zugleich, sich weiter für deutsche Nachwuchsfilme engagieren zu wollen, die künftig in den anderen bestehenden Sektionen gespielt werden: „Mit der Integration“, so heißt es in dem Schreiben, „soll eine stärkere internationale Wahrnehmung für die in Deutschland produzierten Debüt- und Zweitfilme ermöglicht werden.“

Die Perspektive war 2002 genau zu diesem Zweck ins Leben gerufen worden. Dieter Kosslik habe, so kann man es noch auf der Website der Berlinale lesen, bei seinem Debüt als Festivaldirektor eine Sektion schaffen wollen, mit der sich dem Nachwuchs des deutschen Films eine Möglichkeit zur Präsentation auf einem der wichtigsten Filmfestivals der Welt biete. Sowohl die nationale als auch die generationelle Einhegung in eine Nebensektion werden nun aufgehoben. Besonders bitter ist das für Jenni Zylka, die die Leitung der Sektion gerade übernommen hatte.

Serien für Fachbesucher

Auch die Programmreihe Berlinale Series wird gestrichen. Serielle Formate sollen dem Publikum ab 2024 als Teil der Berlinale-Special-Gala gezeigt werden. Auch diese Streichung will die Berlinale als Gewinn verstanden wissen, denn damit sollen außergewöhnliche Serien, die Chatrian mithilfe seines Auswahlgremiums kuratiert, noch stärker ins Rampenlicht gerückt werden.

Fortgeführt wird der Berlinale Series Market für Fachbesucher, der parallel zum öffentlichen Filmprogramm läuft. Programmbestandteile seien neben der regulären Marktinfrastruktur das Konferenzprogramm, die Präsentation Berlinale Series Market Selects, die eine Auswahl an internationalen Serien als Marktpremieren mit großem Vertriebspotenzial zeigt, sowie internationale Showcases.

Die Zauberworte, die bei sich verschlechternden finanziellen Rahmenbedingungen für bessere Laune sorgen sollen, heißen Konzentration und Fokussierung. Die Verschlechterung ist wie bei vielen Kulturinstitutionen und Festivals eingetreten, weil die Kosten bei gleichbleibenden Budgets unter anderem durch die Inflation erheblich gestiegen sind. Die Zuwendungen des Bundes liegen unverändert bei über 10,7 Millionen Euro, eine Sonderförderung für 2023 von 2,2 Millionen Euro, mit der die Folgen der Pandemie abgefangen werden sollten, wird dagegen nicht fortgeführt.

„Wir müssen vor diesem Hintergrund strukturelle Veränderungen einleiten, um budgetär auch künftig eine stabile Grundlage für die Organisation und Durchführung der Berlinale zu schaffen. Damit verbunden ist die Chance, mit einem konzentrierteren Programm die Präsentation und Wahrnehmung der eingeladenen Filme zu optimieren“, sagt das Leitungsduo der Berlinale.