Hören autoritäre Politiker heute das Wort „Auflauf“, dann wird ihnen Angst und Bange. Zu Recht, denn es gibt viele Themen, welche die Völker der Welt aktuell auf die Straßen treiben. Es ist oft das Unrecht, welches zu großen Menschenaufläufen führt. Von diesen wollen wir heute nur bedingt sprechen.
Aber: Auch das Ressort „Food“ der Berliner Zeitung kann sich der Alltagspolitik nicht entziehen. Vor gar nicht langer Zeit erreichten uns etwa Leserzuschriften, die darauf hinwiesen, dass nicht nur die Nahrung an sich, sondern auch die Art und Weise der Zubereitung inzwischen politische Tragweite hat. In Zeiten von Klimawandel und Energiekrise ist ein falscher Hase quasi ein No-Go in der Küche geworden.

Welch Zündstoff in so einer schnippischen Aussage steckt, das ist uns bekannt, doch verstehen Sie uns nicht falsch, wir wollen kein neues Öl ins Feuer gießen. Die Brisanz der aktuellen politischen Lage, die Auswirkungen von Pandemie und Krieg nehmen auch wir ernst. Die Redaktion selbst ist ja davon betroffen, und das Ressort gibt in der Regel höchstens Öl – besser noch Butter – in die Pfanne und eben nicht ins Feuer. Jedem halbwegs gebildeten Bürger sollte bewusst sein, was da noch kommen kann.
Heißer Auflauf: Klimaschonende Völkerverständigung
Doch gleich den Ofen auslassen, ist das nicht ein wenig zu viel vorauseilender Gehorsam? Wir denken schon und setzen daher auf eine Art Gemeinschaftsverpflegung und kulinarischen Völkeraustausch. Man sieht es doch immer häufiger, dass sich die Menschen in Berlin, diesem farbenprächtigen internationalen Schmelztopf, gemeinsam versammeln, um gegen das Unrecht und Leid auf diesem Planeten zu demonstrieren.
So ein Menschenauflauf muss ordentlich verpflegt werden, und dazu eignen sich neben großen Suppentöpfen, der guten alten Gulaschkanone und Schmorgerichten eben auch wunderbar Aufläufe. Heiß und direkt aus dem Ofen. Oder in der Mikrowelle wieder aufgewärmt. Schmeckt oft noch besser. Und geselliger Schmaus führt ja bekanntlich zu guter Laune. Auch das ist nichts Neues. Wir wissen ja: Bei Tische wurden die meisten Friedensverträge unterzeichnet und nur wenige Kriege begonnen.
Aufläufe gibt es quasi weltweit, und so ist es ein wunderbares Gesprächsthema für hungrige Demonstranten, Verfressene und Hobbyköche, die noch von Omas Aufläufen träumen. Auch für die anstehenden Feiertage kann man es sich einfach machen, denn die meisten gratinierten und knusprigen Ofengerichte machen wenig Arbeit und können leicht vorbereitet werden. So ein Auflauf ist auch sicherlich feierlicher als Wiener Würstchen mit Senf und Kartoffelsalat. Die folgenden drei Rezepte sind zwar keine Sparrezepte, aber es gibt unzählige Möglichkeiten, sie zu vereinfachen. Ich habe sie für sechs Personen kalkuliert, denn sie gelingen auch in großen Backformen.

Auflauf mit Wirsing, Kartoffeln und Fontina-Käse
Zutaten (für 6 Personen): 1 kg Kartoffeln (möglichst groß und festkochend), 1 Kopf Wirsing, 2 Zehen Knoblauch, 300 g Fontina-Käse, 1 Becher Sahne, etwas Butter (zum Ausfetten der Form), Salz, Pfeffer, Muskat.
Zubereitung: Sie kennen das Spiel: alles ordentlich vorbereiten, die internationalen Fernsehköche sollten stolz auf Sie sein können. Es soll so sein, dass Gordon Ramsey und Jamie Oliver nix zu meckern hätten!
Wir schälen die Kartoffeln, lösen die Wirsingblätter ab (die ersten paar können Sie entsorgen) und entfernen den dicken Strunk in der Mitte der Blätter, schneiden den Knoblauch in ganz kleine Würfel, reiben den Fontina und stellen Sahne und Gewürze bereit.
Wir kochen zuerst Salzwasser in einem großen Topf auf und blanchieren darin die Wirsingblätter, schrecken sie dann in Eiswasser ab. Es geht aber auch ohne Abschrecken. Anschließend kochen wir in demselben Wasser die Kartoffeln gar. Nun fetten wir die Ofenform aus. Sind die Kartoffeln gar, schneiden wir sie in etwa drei bis fünf Millimeter dicke Scheiben.
Dann geht’s los: Die gebutterte Form legen wir mit Wirsing aus, darauf eine Schicht Kartoffeln, ein wenig Sahne und Knoblauch, leicht würzen und dann wieder von vorne beginnen. Wir bauen etwa sechs bis acht Schichten, in der Mitte geben wir zur Sahne jeweils noch einmal ein wenig Fontina dazu. Haben wir die letzte Schicht gelegt, dann kommen obenauf nochmal ordentlich Fontina und Knoblauch. Dann für gut 30 Minuten in den heißen Ofen (180 bis 200 Grad). Leicht abkühlen lassen und servieren. Dazu passen ein geröstetes Brot mit Tiroler Speck und ein paar Gläser Grüner Veltliner.

Auflauf mit Rosenkohl, Speck, Scamorza, Birne und Croutons
Zutaten (für 6 Personen): 1 Bund Rosenkohl, 150 g Speck, 1 Scamorza-Käse, 1 große Zwiebel, 1 Zehe Knoblauch, 1-2 Birnen, Croutons (gekauft oder selbst gemacht), Salz, Pfeffer, Muskat.
Zubereitung: Der Rosenkohl wird geputzt und dann in einer Pfanne mit etwas Öl knusprig-braun gegart. Das dauert eine Weile. Geben Sie den Rosenkohl in die Form und garen Sie dann in der Pfanne Speck, Zwiebel und Knoblauch, alles haben Sie vorher fein gewürfelt. Die Mischung soll nur wenig Farbe annehmen. Ist alles gar und die Zwiebel glasig, geben Sie alles in die Auflaufform zum Rosenkohl.
Die Birne schälen, dann würfeln und noch roh ebenfalls dazugeben. Nun schmecken Sie alles in der Auflaufform mit Salz (Rosenkohl mag viel Salz!), Pfeffer und viel Muskat ab. Durchrühren und dann den rauchigen Scamorza-Käse darüber. Am besten vorher grob reiben. Auch diesen Auflauf bei 180 bis 200 Grad im Ofen für 30 Minuten backen. Solange er backt, machen Sie die Croutons. Ist der Auflauf fertig, kommen diese noch darüber. Und dann: Rein in den Schacht!

Kürbislasagne mit Merguez-Wurst
Zutaten (für 6 Personen): 2-3 Muskatkürbisse (hängt von der Größe ab), 6-8 Merguez-Würste, 1 kleine Gemüsezwiebel, 100 g geriebener Parmesan, 1 Becher Sahne, 30 g Mehl, 30 g Butter, 300 ml Milch, 2–3 Zweige Thymian und/oder Rosmarin, Salz, Pfeffer, Muskat und Zimt.
Zubereitung: Dieses Rezept ist eigentlich recht einfach und doch für Fortgeschrittene. Wir beginnen damit, die Würstchen aus der Pelle zu befreien und sie mit ein wenig Fett und der fein gehackten Zwiebel in einer Pfanne zu garen. Sind wir fast am Ziel, kommt der Becher Sahne hinzu und wir köcheln alles bis zur Hälfte ein.
Parallel können Sie den Kürbis halbieren und ausschaben und mit einem Hobel in dünne Streifen schneiden. Etwa so dick wie handelsübliche Lasagneplatten. Haben Sie beides fertig, dann beginnen wir mit der Béchamel-Soße. Wir geben also die Butter in einen Topf, schmelzen diese, das Mehl geben wir hinzu und lassen es gut anschwitzen, aber nicht braun werden. Dann kommt die Milch dazu. Mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken und den Thymianzweig dazu (diesen später wieder rausfischen). Die Soße muss ein paar Minuten köcheln, damit der Mehlgeschmack verfliegt.
Nun sollte alles fertig sein, also bauen wir die Lasagne zusammen. In die gebutterte Form etwas Béchamel-Soße geben und dann im Wechsel Kürbis (noch roh!) und die gegarte Wurst-Sahne Mischung. Schicht für Schicht schmecken wir mit ein wenig Salz, Pfeffer, Muskat und vor allem mit homöopathischen Dosen Zimt ab. In die mittlere Schicht geben wir ein wenig Parmesan. Haben wir alles schön gebaut, dann kommt obenauf der Rest der Béchamel-Soße und reichlich Parmesan. Ab in der Ofen und bei 180 bis 200 Grad für 30 Minuten backen. Ich trinke dazu gerne Muskateller, aber jeder, wie er mag.

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