Rezept der Woche

Von wegen out! Der Kürbis hat noch viel zu bieten

Der Kürbis ist zum Hassobjekt avanciert. Er wurde einfach zu oft in den Topf gelobt. Unser Koch hingegen kann gar nicht genug bekommen vom gelben Gemüse.

Von wegen nicht mehr hip! Der Kürbis ist nach wie vor ein tolles, wohlschmeckendes und unglaublich vielseitiges Gemüse. Wir haben die passenden Rezepte dazu. 
Von wegen nicht mehr hip! Der Kürbis ist nach wie vor ein tolles, wohlschmeckendes und unglaublich vielseitiges Gemüse. Wir haben die passenden Rezepte dazu. dpa

„Ohjemine, Kürbissuppe, das ist doch nicht deren Ernst?“ Das, so stellen wir es uns jedenfalls vor, denken wohl einige von unseren Lesern jetzt. „Das ist so überholt wie Miracoli oder Quarkteilchen, die mit Kiwi und Physalis dekoriert werden.“

Aber da liegen Sie falsch, liebe Leser. Kürbissuppe ist mitnichten überholt und das auch aus gutem Grund, denn Kürbissuppe ist was Tolles. Ja, Kürbissuppen-Rezepte gibt es in Magazinen wie der Brigitte oder dem Feinschmecker, die Blogs sind voll davon, irgendwo grinst einen Johann Lafer an und präsentiert dabei eine Kürbissuppe. In jedem Möchtergern-Fine-Dining-Tempel wird irgendeine super fancy Version davon präsentiert, und wochenends kocht Tante Erna garantiert ein Kürbissüppchen für ihren Wilfried. Das kann nerven. Aber, wie heißt es noch mal bei der Hamburger HipHop-Formation Deichkind? „Leider geil!“ Und damit ist auch die Kürbissuppe gemeint.

Vielseitig einsetzbar und recht unkompliziert zu verarbeiten

Während meiner Ausbildungsjahre im Schwarzwald habe ich reichlich davon gekocht. Immer ziemlich große Mengen, denn im Herbst darf diese wärmespendende Suppe einfach nicht fehlen. Nach einem mehrstündigen Spaziergang durch den herbstlichen Wald kommt sie gerade recht. Anfänglich kommt man bei den ausgedehnten Wanderungen noch ganz gut ins Schwitzen, aber sobald die Sonne verschwunden ist, friert man, und das schnell bis ins Mark. Was gibt es da Schöneres als eine heiße Suppe? Uns steht wohl ein kalter Winter bevor, wir sollten also gut vorbereitet sein. Und Kürbis ist zudem noch eine bezahlbare Zutat, bei nunmehr zehn Prozent Inflation ist Kürbissuppe also auch noch gut für das Portemonnaie.

Kürbis ist grundsätzlich vielseitig einsetzbar und recht unkompliziert zu verarbeiten. Im heißen Ofen mit Pilzen, Kräutern und Gewürzen gebacken, hat man schnell eine wunderbare Mahlzeit. Aber auch alleine im Ofen zubereitet dient er zu dieser Jahreszeit nicht selten als Füllung für Pasta. Der gegarte Kürbis wird dann püriert, mit Ricotta vermengt und mit viel Muskat sowie Salz, Pfeffer zu einer Füllung verarbeitet.

Himmlisch: Eis aus Kürbiskernöl

Das Püree macht sich auch sehr gut in einem Risotto, dazu etwas in der Pfanne zerlassene italienische Nduja (oder spanisch Sobrasada, beides streichfähige Rohwürste), und schon hat man ein spitzenmäßiges Gericht. Als Chutney ist Kürbis ein wunderbarer Begleiter zu gutem Käse, und sogar süß lässt sich er sich verarbeiten. In den USA ist der Pumpkin Pie, der Kürbiskuchen, ein absoluter Klassiker. Auch Sterneköche warten damit auf, in einem Hamburger Sternelokal kreierten wir mal eine Nachspeise aus Kürbis und Aprikose: Das Fruchtfleisch des Kürbis wurde in Aprikosensaft pochiert, mit viel Thymian, und aus dem Kürbiskernöl wurde ein Eis gemacht … himmlisch!

Das Kürbiskernöl wird mittlerweile nicht mehr nur in der Steiermark hergestellt, sondern auch in Deutschland. Man findet hierzulande bereits einige Produzenten. Und die Kerne, aus denen das Öl gewonnen wird, sind pur oder auch geröstet ein wunderbarer und sehr gesunder Snack für zwischendurch oder ein Begleiter für den Salat. Der vermeintlich überholte Kürbis hat also doch ganz schön was zu bieten. Jedenfalls deutlich mehr als Quarkteilchen mit Kiwi und Physalis. Jetzt aber zwei schöne Rezepte für Sie:

1. Kürbissuppe mit Mandelaromen

Zutaten für 4-5 Personen:

1 kleiner Hokkaido-Kürbis

¾ l Gemüse oder Geflügelbrühe

1 Schalotte

½ Zehe Knoblauch

2 Becher Sahne

1 kräftiger Schuss Amaretto

5-10 Amarettini

Mandelblättchen

Muskat

Salz & Pfeffer

Ölivenöl

Wie immer wird alles wunderbar vorbereitet, also gewaschen und geschnitten. Der Kürbis wird in 2 Zentimeter große Stücke geschnitten, die Schalotte grob durchgehackt. In ordentlich Olivenöl schwitzen wir den Kürbis dann gut an, er soll ruhig ein wenig Farbe nehmen dabei. Nach gut 10 Minuten geben wir die Schalotte, den Knoblauch und reichlich Muskat dazu. Ist die Schalotte glasig, löschen wir mit einem kräftigen Schuss Amaretto ab, lassen diesen ein wenig einkochen. Dann kommt die Brühe dazu. In dieser garen wir den Kürbis zu Ende. Das dauert weitere 10 Minuten. Dann pürieren wir alles und geben einen Becher Sahne dazu. Nun auf die Konsistenz achten. Kürbis hat unterschiedlich viel Stärke, ist die Suppe also zu dick, mehr Brühe dazu. Ist sie zu dünn, mehr Stärke. Dann schmecken wir mit Salz und Pfeffer ab.

Dazu gibt es eine Amarettini-Sahne. Das ist ganz einfach: Wir machen aus der Amarettini ein Pulver, einfach in einer Küchenmaschine. Alternativ in einem Küchentuch unter Zuhilfenahme eines Topfes.

Nun schlagen wir die Sahne auf und vermischen sie mit dem Pulver. Diese Sahne kommt am Schluss auf die Suppe, darüber ein paar Mandelblättchen. Fertig.


2. Vegane Kürbissuppe mit Kokos und Ingwer

Zutaten für 4-5 Personen:

1 kleiner Hokkaido-Kürbis

¾ Liter Gemüsebrühe

1 Dose cremige Kokosmilch

1 Schalotte

1 Zehe Knoblauch

1 großes Stück Ingwer (nach Geschmack)

1 Limette

Salz, Pfeffer, Chili

Pflanzenöl

Wir schneiden den Knoblauch, den Ingwer und die Schalotte in kleine feine Stücke und den Kürbis in 2 Zentimeter große Würfel. In dem Pflanzenöl schwitzen wir alles gemeinsam etwa 10 Minuten an. Alles darf ein wenig Farbe nehmen. Dann gießen wir die Brühe auf und kochen alles darin weitere 10 Minuten. Dann kommt die Kokosmilch dazu und es wird püriert, bis alles eine sehr feine Konsistenz hat. Wir schmecken mit den Gewürzen, Limettensaft und Abrieb ab. Wer möchte, kann als Einlage noch ein paar Kürbiswürfel und Cashewkerne hinzufügen.

Felix Hanika: Koch aus Leidenschaft und Wahl-Mallorquiner, für den ein Pfund Butter sein Ein und Alles ist.
Felix Hanika: Koch aus Leidenschaft und Wahl-Mallorquiner, für den ein Pfund Butter sein Ein und Alles ist.privat

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