Rezept der Woche

Glühwein und Stullen: Mit diesem Proviant wird Ihre Heimfahrt ein Erfolg

In den nächsten Tagen fahren Millionen Deutsche für Heiligabend und Weihnachten nach Hause. Unser Koch verrät die besten Rezepte für unterwegs

Driving home for Christmas? Auf die richtigen Zutaten kommt es an. 
Driving home for Christmas? Auf die richtigen Zutaten kommt es an. Imago

Palma de Mallorca-Driving home for Christmas, dieser Weihnachtsklassiker von Chris Rea läuft ja schon seit Wochen wieder im Radio. Die einen sind maximal genervt, alle anderen erinnert das daran, dass es bald wieder für die Feiertage nach Hause geht. In den Tagen vor Weihnachten ist Passagier- und Reiseaufkommen in der Republik so hoch wie nirgends sonst im Jahr. Nicht alle fahren dabei mit dem Auto auf die Schwäbische Alb, nach Thüringen oder Schleswig-Holstein durch romantisch verschneite Nebenstraßen und märchenhafte Wälder, kleine Dörfer mit feierlicher Weihnachtsbeleuchtung und machen einen Zwischenstopp in einem urgemütlichen Wirtshaus mit bester Hausmannskost (gibt es in Norddeutschland kaum, leider!).

Auch wenn die Reise mit dem Auto irgendwie ganz heimelig und weihnachtlich klingt, die meisten von uns müssen auf die Deutsche Bahn ausweichen. Und wie schlimm eine Fahrt mit der Bahn ist und in welchem Zustand sie sich befindet, das hat uns ja vor ein paar Wochen Claus Weselsky im Interview erklärt. Meine letzten Reisen mit ebendieser defakto staatlichen Eisenbahn AG waren geprägt von einigen Strapazen, schlussendlich kam ich aber immer am Ziel an, immerhin. Höhepunkt meiner letzten Bahnreise war der Besuch im Bordbistro. Es war immerhin offen und es gab etwas zu essen. Dazu reichlich Bier, denn um ehrlich zu sein, war es anders kaum zu ertragen.

Wer erfindet diese scheußlichen Convenience-Gerichte, die alle hassen? Dabei hat Deutschland bestes Sauerteigbrot, exzellente Wurst und herrliche Spreewaldgurken. Das reicht doch eigentlich jedem. Die Nicht-Bemühungen der Bahn in allen Ehren, liebe Leser, meiden Sie also in überfüllten Zügen das BordRestaurant und machen Sie sich selber ein Reisepaket. Im Folgenden sind unsere Vorschläge. Wir garantieren Sie kommen leicht angetrunken, gut gelaunt und etwas erschöpft daheim an. Das wird ein Spaß!

Die Getränke

Es ist Glühweinzeit, und den gibt es nun nicht im BordBistro. Und wenn es ihn gäbe, würde er wie überall im öffentlichen Raum scheußlich schmecken. Also, bereiten Sie sich einen schönen Glühwein daheim und nehmen Sie diesen in der Thermosflasche mit. Schon der Geruch wird süßlich-klebrige weihnachtliche Stimmung im Abteil verbreiten. Ich kaufe mir immer anständigen Wein, koche diesen auf und gebe Honig, Zimtstange, frischen Orangensaft und Orangenabrieb, Ingwer, ein wenig Vanille, etwas Muskat und Nelke dazu. Wer mag, verfeinert noch mit Kardamom und Kurkuma. Ein Schuss „Beschleuniger“ gibt es bei mir auch. Ich bevorzuge schön starken Rum aus Jamaika.

Alternativ machen Sie sich einen heißen Kakao und schmecken sie diesen mit Baileys ab. Für den weihnachtlichen Geschmack kommt etwas Zimt herein. Sie kommen bestimmt gut gelaunt und mit heißem Gesicht an, auch wenn Ihnen unter Umständen etwas schlecht ist. Aber das gehört doch zur Weihnachtszeit dazu. Wenn Ihnen das alles etwas zu doll ist, dann probieren Sie doch einen Kirschpunsch. Einfach heißen Kirschsaft mit etwas weißem Rum mischen. Ganz simpel.

Das Essen

Um weihnachtliche Stimmung zu verbreiten müssen einfach Mandarinen mit ins Säckchen. Damit lassen Sie das ganze Abteil teilhaben an Ihrer Vor-Feststimmung, und das trägt bestimmt zu einer besinnlichen und entspannten Atmosphäre bei. Außerdem haben sie wenig Arbeit damit.

Die süße Stulle: Spekulatius ist einer der Weihnachtsklassiker und, man mag es kaum glauben, es gibt ihn zum Aufstreichen. Die Classic Lotus Biskoff Creme zaubert ihnen Weihnachten aufs Brot. Nehmen Sie ein schönes Weißbrot, schmieren sie die Creme dick darauf und darüber etwas frische Orangenmarmelade. Schmeckt köstlich und ist besser als jeder Schokoriegel aus dem BordBistro. 

Tipp: Die Biskoff-Creme eignet sich auch vorzüglich für ein weihnachtliches Tiramisu. Substituieren sie einfach Teile der Mascarpone mit der Creme. Mischen Sie etwas Zimt in das Kakaopulver zum Abstäuben der italienischen Köstlichkeit und reiben Sie zum Schluss etwas Orangenabrieb darüber. Et voilà, Tiramisu Xmas Edition.

Die salzige Stulle: Weihachtszeit ist Wildzeit! Besorgen Sie sich also einen schönen geräucherten Wildschinken. Auf einem frischen Sauerteigbrot, mit ordentlich Butter (da wäre sie wieder, unsere Lieblingszutat!), etwas Feldsalat und reichlich Preiselbeergelee, eine wunderbar herzhafte Stulle. Und eigentlich ganz einfach. Noch einfacher ist es, das Sauerteigbrot dick mit Butter und Wildschweinleberwurst (z. B. vom Forstgut Bergholz) zu bestreichen. Obenauf kommt noch etwas Senf und dünne Scheiben Senfgurke. Absolut köstlich!

Der Salat: Wer einen Salat mitnehmen möchte, kann dies einfach in einer passenden Tupperware tun. Feldsalat soll hier unser Protagonist sein. Er schmeckt wunderbar mit einem Kartoffeldressing. Was das ist? Quasi ein feiner gewürfelter Kartoffelsalat der mit mehr Essig, Öl, Senf und Schnittlauch abgeschmeckt wird. Packt man dieses Dressing zuerst in die Tupperware und den Salat obenauf, bleibt der Salat knackig für die Reise. Der Essig kann den feinen Blättern dann nicht zusetzen. Erst kurz vor dem Essen mischt man es gut durch. Wem es schmeckt, der gibt noch etwas fein geräucherten Gänseschinken dazu (gibt es bei jedem besseren Fleischer zu Weihnachten) und wieder etwas Preiselbeergelee und Croutons. Quasi eine Christmas Bowl, wie man heute sagen würde. Irre fancy!

Nun kommen wir zu einem süßen Weihnachtsriegel, ganz einfach, aber genial. Sie benötigen Spekulatius, Honigbrot und Ahornsirup, Frischkäse (z.B. Philadelphia), Vanillezucker und Abrieb von Zitrusfrüchten (Zitrone, Orange, Limette). Klingt viel, ich weiß. Schneiden das Honigbrot auf die Größe der Spekulatius und kippen Sie reichlich Ahornsirup darüber. Das Honigbrot soll sich ordentlich vollsaugen. Mischen Sie den Frischkäse nach Geschmack mit dem Abrieb und dem Vanillezucker. Nun bauen wir zusammen. Legen sie einen Speklatius auf den Tisch, schmieren Sie den Frischkäse darauf, dann das Honigbrot, dann wieder Frischkäse und dann wieder eine Spekultius. Nun haben sie einen „Weihnachtsriegel“ für Ihre Reise. Wer möchte kann eine Seite des Riegels noch in geschmolzene Schokolade tunken. Das gibt, wenn es getrocknet ist, Stabilität. Und schmeckt gut.

Haben Sie all das bei Ihrer Reise dabei und bei Ankunft verputzt, dann sollten sie sturzbetrunken sein, satt und etwas erschöpft. Strengt ja an so eine Reise. Frohe Weihnachten!

Felix Hanika war zunächst Investmentbanker, dann machte er im Hotel & Restaurant Bareiss im Schwarzwald eine Kochlehre. Acht Jahre kochte er in den besten Restaurants der Welt. In der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung schreibt er regelmäßig über seine Lieblingsprodukte.

Dieser Text ist in der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung erschienen – jeden Sonnabend am Kiosk oder hier im Abo.