Gasversorgung

Trotz LNG: Bundesnetzagentur will im September erstmals einen Gasnotfall testen

Die Bundesnetzagentur wird im September eine groß angelegte Krisenübung durchführen. Es sollte getestet werden, ob man für den Fall einer weiteren Reduzierung der Gasversorgung bereit ist.

16.06.2023, Mecklenburg-Vorpommern, Binz: Teilnehmer bei dem Protest des Bündnisses „Rügens größter - Trauerzug“ halten Transparente. Der Streit um den Standort des geplantes Terminal für Flüssigerdgas (LNG) im Hafen Mukran hatten die Initiatoren einen Trauerzug organisiert.
16.06.2023, Mecklenburg-Vorpommern, Binz: Teilnehmer bei dem Protest des Bündnisses „Rügens größter - Trauerzug“ halten Transparente. Der Streit um den Standort des geplantes Terminal für Flüssigerdgas (LNG) im Hafen Mukran hatten die Initiatoren einen Trauerzug organisiert.Stefan Sauer/dpa

Die Gasspeicher in Deutschland sind aktuell zu rund 79 Prozent gefüllt, drei LNG-Terminals funktionieren und weitere werden gebaut, der Gaspreis an der Börse ist aktuell auch mit nur 36 Euro einer der niedrigsten in den letzten Jahren überhaupt. 

Trotzdem warnt die Bundesnetzagentur (BNetzA): „Die Energiekrise ist nicht vorbei“. Um die Bereitschaft der Unternehmen für den Fall eines weiteren Rückganges der Gaslieferungen zu prüfen, plant die Behörde im September eine groß angelegte Krisenübung – die erste seiner Art, wie ein BNetzA-Sprecher der Berliner Zeitung mitteilt. Zuvor hatte Bloomberg darüber berichtet

Der eintägige Test soll verschiedene Bundesländer, Behörden, Netzbetreiber, Gasversorger und Großkunden aus der Industrie einbeziehen. Der Fokus liegt auf dem Kommunikations- und Entscheidungsprozess der Agentur im Falle eines Engpasses. 

Die Behörde kommt grundsätzlich zum Schluss, dass Deutschland und Europa gut über den Winter 2022/2023 gekommen seien. „Durch entschlossenes Handeln auf allen Ebenen konnte eine Gasmangellage vermieden werden“, heißt es

Gastransit mit der Ukraine läuft Ende 2024 ab: Warum muss Deutschland Industriekapazitäten abbauen?

Während Europas größte Volkswirtschaft im vergangenen Winter eine Gaskrise abwenden konnte, hat Deutschland die im Juni letzten Jahres ausgelösten Alarmstufe noch nicht aufgehoben. Für osteuropäische Staaten spielt noch der Ukraine-Transit eine Rolle. Das Gas, das Russland über die Ukraine trotz des Krieges weiterleitet, kommt jedoch schon länger nicht mehr in Deutschland an. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte letzte Woche auf dem Ostdeutschen Wirtschaftsforum in Bad Saarow trotzdem davor gewarnt, dass Deutschland gezwungen sein könnte, Industriekapazitäten abzubauen oder sogar abzuschalten, wenn das Gastransitabkommen zwischen Russland und der Ukraine nicht verlängert wird. Der aktuelle Vertrag zwischen Russland und der Ukraine läuft Ende 2024 ab.

Parallel plant das Wirtschaftsministerium von Robert Habeck unter anderem mit dem neuen Gebäudeenergiegesetz, den Gasvebrauch in Deutschland schon in den nächsten Jahren deutlich zu senken. Privathaushalte und Industrie haben in Deutschland ihren Gasverbrauch in der zweiten Jahreshälfte 2022 um etwa ein Viertel reduziert, zeigt eine Studie des Nachhaltigkeitszentrums der Hertie School. 

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