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Teure Energie: Zeitungen bereiten dünnere Ausgaben vor

Viele Zeitungen wollen ihre Umfänge drastisch reduzieren. Das hat nicht nur mit dem Ukraine-Krieg zu tun.

Es wird eng für die gedruckte Zeitung. 
Es wird eng für die gedruckte Zeitung. dpa

Deutsche Zeitungsverlage bereiten sich wegen der Energiekrise auf dünnere Ausgaben vor: Nach Informationen der Berliner Zeitung gibt es bundesweit zahlreiche Verlage, die wegen der hohen Energie- und Strompreise die Umfänge ihrer gedruckten Ausgaben auf 16 Seiten zurückfahren wollen.

Die Notlage betrifft Tageszeitungen in allen Bundesländern, vor allem kleinere Verlage sind unter Druck. Größere Zeitungen, wie etwa einige große überregionale Titel, haben zusätzliche Lagerflächen angemietet, um genügend Zeitungspapier vorrätig zu haben: „Wir sind alarmiert und erleben gerade die Auswirkungen auf unsere Mitgliedsunternehmen.

Die Situation kann existenzbedrohend wer­den“, sagte eine Sprecherin des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) der Berliner Zeitung. Der BDZV wird sich am Dienstag auf seinem Jahreskongress in Berlin mit der schwierigen Lage befassen. Unter der etwas unscheinbaren Überschrift „Nach der Zeitenwende – vor dem Umbruch: Wirtschaft quo vadis?“ wird der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, zu den Verlegern sprechen.

BDZV: Die Papierpreise laufen völlig aus dem Ruder

Russwurm hatte erst vor wenigen Tagen gesagt, die deutsche Industrie sei wegen der geopolitischen Verwerfungen in ihrer Substanz bedroht. Das größte Problem für die Zeitungen sind die wegen der gestiegenen Kosten bei den Herstellern drastisch gestiegenen Papierpreise. Laut BDZV-Berechnungen laufen die Papierpreise völlig aus dem Ruder: Kostete in der zweiten Jahreshälfte 2021 eine Tonne Zeitungspapier noch unter 400 Euro, müssen die Zeitungen aktuell zwi­schen 900 und 1100 Euro pro Tonne berappen. Während der Corona-Krise hatten viele Zeitungen ihre Umfänge reduziert.

Zugleich gab es umfangreiche Anzeigenkampagnen aus öffentlichen Geldern. Außerdem schickten viele Verlage die Belegschaft in Kurzarbeit, weshalb unterm Strich die Gewinne sprudelten. Die Corona-Zeit sei „im Ergebnis so profitabel gewesen wie lange nicht“, sagte ein Zeitungsmanager aus dem Süden Deutschlands dieser Zeitung. Dieser Boom ist nun vorüber: Die Umfänge müssen wieder hochgefahren werden, die staatlichen Anzeigen werden weniger und Kurzarbeit gibt es auch nicht mehr. Stattdessen explodieren die Energiekosten.

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Von Christian Gehrke, Federica Matteoni

13.09.2022

Die BDZV-Sprecherin sagt: „Die Trocknung der Papiermasse braucht extrem viel Energie. Den Strom dafür produzieren die meisten Fabrikan­ten in eigenen Gaskraftwerken, aus­nahmsweise auch in einer kohlebetriebe­nen Anlage. Damit sind die Firmen der Verteuerung der fossilen Energieträger unmittelbar ausgesetzt.“

Verschärft wird die Entwicklung durch die Preissteigerung beim Altpapier – aus dem jede Zeitung letztendlich hergestellt wird. Viele Papierfabriken sind auf die Produktion von Wellpappe für Kartonage umgestiegen – in Zeiten von Digitalisierung und Lieferdiensten sind hier wesentlich bessere Preise zu erzielen als mit Kunden aus dem Verlagsbereich. Die Zeitungen bekommen also immer weniger Papier und müssen dafür viel mehr bezahlen. Dem Vernehmen nach wollen viele Zeitungen ihre Umfänge dauerhaft reduzieren und ihr gesamtes journalistisches Angebot als E-Paper nur noch digital ausspielen.