Russland

Russischer Rubel stürzt nicht mehr ab: Sind jetzt die Chinesen im Spiel?

Russland soll bald wieder Devisen für seine Reserven kaufen, da sich die Öleinnahmen stabilisieren. Der neue US-Dollar für Moskau heißt jetzt aber Yuan. Dem Rubel geht es bereits besser.

Die chinesische Währung hat sich nach der offiziellen Abkoppelung Russlands vom US-Dollar zum wichtigsten Vermögenswert entwickelt.
Die chinesische Währung hat sich nach der offiziellen Abkoppelung Russlands vom US-Dollar zum wichtigsten Vermögenswert entwickelt.Berliner Zeitung

Russland wird wahrscheinlich schon in diesem Monat wieder Devisen für seine Reserven kaufen, da steigende Öleinnahmen die öffentlichen Finanzen stabilisieren – trotz der Bemühungen der USA und Europas, die Einnahmen des Kreml zu drücken.

Darüber berichtet das amerikanische Nachrichtenportal Bloomberg am Dienstag. Die westlichen Währungen werden dabei wieder keine Rolle spielen, denn der chinesische Yuan ist der neue US-Dollar für Moskau.

Hintergrund der Einschätzung sind die Beobachtungen der Handlungen der Russischen Zentralbank und des russischen Finanzministeriums in den letzten Monaten. Zu Beginn des Jahres hatte die Finanzbehörde zum Beispiel mehr Devisen verkauft, weil der Preis für russisches Ural-Öl gesunken war.

Russland könnte bald wieder Devisen kaufen: Zeit für chinesischen Yuan?

Jetzt steigen aber die globalen Ölpreise, weil die OPEC+ die Ölproduktion begrenzt hat und die Erholung der chinesischen Wirtschaft die Nachfrage nach Öl wieder ankurbelt. Auch das russische Ural-Öl kostet im Moment rund 62 US-Dollar pro Barrel statt nur knapp 50 US-Dollar vor einem Monat. Die russischen Öleinnahmen, die am Anfang des Jahres um über 40 Prozent gefallen waren, steigen wieder, und es wäre für den russischen Staat jetzt logisch, so die Bloomberg-Einschätzung, wieder Devisen zu kaufen: Allerdings nicht mehr in US-Dollar oder Euro, sondern in Yuan.

Nach Bloomberg-Angaben könnte sich das anfängliche Kaufvolumen in Yuan auf umgerechnet 200 Millionen US-Dollar pro Monat belaufen. Die entsprechende Ankündigung des russischen Finanzministeriums wird dem Artikel zufolge in dieser Woche erwartet.

Fakt ist: Die chinesische Währung hat sich nach der offiziellen Abkoppelung Russlands vom US-Dollar zum wichtigsten Vermögenswert entwickelt, den die Regierung in Moskau wegen der Sanktionen immer noch verwenden kann, um Transaktionen für seinen 154-Milliarden-Dollar-Vermögensfonds durchzuführen. Zum letzten Mal hatte Russland 2021 US-Dollar und Euro gekauft, um die Reserven akkumulieren – danach fast nicht mehr.

Nach den verstärkten Yuan-Verkäufen Anfang des Jahres hatte der wegen des Angriffs auf die Ukraine sanktionierte Staat diese bereits im März und April stark reduziert. Da sich das Haushaltsdefizit reduziert habe, werde Moskau die Devisen jetzt nicht verkaufen, sondern eher kaufen, erwarten die Finanzexperten.

Der Rubel erholt sich leicht: Wie lange wird China helfen können?

„Für den Markt wird es wichtig sein, dass der Staat beginnt, wieder Reserven zu akkumulieren, anstatt sie auszugeben“, zitiert Bloomberg die Analystin von der Moskauer Finanzdienstleistungs-Holding Freedom Holding Corp, Natalia Milchakova. „Das kann sich sogar positiv auf den Rubel auswirken.“

Die russische Währung hat sich aktuell nach dem dramatischen Absturz im April schon etwas erholt. Noch Mitte April hatte ein Euro über 90 Rubel und ein US-Dollar 82 Rubel gekostet. Der Sinkflug scheint nun überwunden zu sein, denn ein Euro ist im Moment (Stand Dienstagmittag) schon für 88,37 Rubel und die amerikanische Währung für 80,51 Rubel zu bekommen. In der Vergangenheit hatte vor allem der niedrige Ölpreis die russische Währung stark entwertet, jetzt aber stärken offenbar die steigenden russischen Öllieferungen nach China dem Kreml-Chef Wladimir Putin den Rücken. 87 Prozent aller russischer Öllieferungen entfallen geraden auf die zwei bevölkerungsstärksten Länder der Welt: Indien und China.

Der positive Effekt dürfte allerdings begrenzt ausfallen. Erstens, die State Bank of India beobachtet indische Ölkonzerne wie Indian Oil Corp., Bharat Petroleum Corp. Ltd und Hindustan Petroleum Corp., damit sie das russische Öl nicht über dem westlichen Preisdeckel von 60 US-Dollar pro Barrel kaufen. Auch China hält sich inoffiziell an den Preisdeckel. Zweitens, Russlands Präsident Wladimir Putin hat mit einem neuen Erlass am Sonntag Ölverkäufe unter dem Preisdeckel an „freundliche Staaten“ wie China und Indien erlaubt. Also wird sich der Rubel eher nur bedingt erholen können, vor allem dann, wenn sich das Defizit des Staatshaushalts wegen der unproportional steigenden Ausgaben wieder verschärft.

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