Ukraine-Krieg

Putin antwortet auf die Frage, ob Russland den Krieg gegen die Ukraine verloren hat

„Krieg ist Krieg“: Kreml-Chef Wladimir Putin äußert sich zu den Lieferungen von amerikanischen ATACMS-Raketen an die Ukraine und lädt Joe Biden plötzlich zum Tee ein.

Kreml-Chef Wladimir Putin geht an der Seite von Chinas Präsident Xi Jinping auf dem Belt-and-Road-Forum in der Großen Halle des Volkes in Peking, China am 18. Oktober 2023.
Kreml-Chef Wladimir Putin geht an der Seite von Chinas Präsident Xi Jinping auf dem Belt-and-Road-Forum in der Großen Halle des Volkes in Peking, China am 18. Oktober 2023.Pool Sputnik Kremlin

Die USA haben der Ukraine Raketen vom Typ ATACMS geliefert, die von Kiew bereits am Dienstag gegen die russischen Truppen in der Ostukraine eingesetzt wurden. „Die ATACMS haben sich bewährt“, lobte Präsident Wolodymyr Selenskyj den Einsatz. 

Der russische Präsident Wladimir Putin wurde dazu auf der Pressekonferenz nach dem Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Peking befragt. Die Lieferung amerikanischer ATACMS-Raketen an die Ukraine schaffe „zusätzliche Bedrohungen“, aber die russische Armee werde diese Angriffe abwehren können, kommentierte Putin und fügte hinzu: „Krieg ist Krieg“ (Zitat nach Meduza, einem unabhängigen russischsprachigen Exilmedium mit dem Sitz in Riga, Lettland).

Wladimir Putin: „Wenn Russland den Krieg verloren hat, wozu dann die ATACMS-Raketen liefern?“

Das ist eine eher untypische Wortwahl für den Kreml-Chef, der den Krieg gegen die Ukraine an die eigene Bevölkerung sonst als „Sonderoperation“ verkauft. Die in Russland ansässige Medien dürfen den Begriff ebenfalls nicht verwenden – sonst droht ihnen eine Sperrung oder sogar eine strafrechtliche Verfolgung. Auf die weitere Frage eines ausländischen Journalisten, ob Russland den Krieg gegen die Ukraine verloren habe, antwortete Putin: „Wenn Russland den Krieg verloren hat, wozu dann die ATACMS-Raketen liefern? Mögen die USA dann ATACMS und alle anderen Waffen zurücknehmen. Möge sich Biden (an den Tisch, Anm. d. Red.) für die Pfannkuchen setzen und zu unserer Teeparty kommen.“ Zuvor hat Putin erzählt, wie die Gespräche mit Xi gelaufen waren. Man habe zuerst ein Geschäftsessen mit den Außenministern gehabt, dann habe er sich bei einer Tasse Tee zwei Stunden lang persönlich und vertraulich mit Xi unterhalten.

Die ATACMS-Lieferungen würden die Lage an der Kontaktlinie nicht ändern, behauptete Putin weiter. Dies sei ein weiterer Fehler der Vereinigten Staaten, die zunehmend in „diesen Konflikt hineingezogen werden“. Auch für die Ukraine habe das nichts Gutes gebracht. „Also starteten sie die lange angekündigte und lang erwartete Gegenoffensive in Richtung Cherson. Es gibt kein Ergebnis, es gibt Verluste“, so Putin.

Experten des US-amerikanischen Instituts für Kriegsstudien (ISW) in Washington hatten zuvor entgegnet, dass die ukrainischen ATACMS-Schläge die russische Invasion beeinflussen würden. Russland werde wahrscheinlich gezwungen sein, Hubschrauber und Flugzeuge auf Basen weiter entfernt von der Frontlinie zu verlegen, so die amerikanische Prognose. Die Raketen mit großer Reichweite seien auch eine „bedeutende Gefahr“ für russische Munitionsdepots im Hinterland. ATACMS-Raketen, die vom Boden aus gegen Ziele am Boden abgefeuert werden, haben nach Angaben des Rüstungskonzerns Lockheed Martin eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern und treffen sehr präzise. Die Lieferungen an die Ukraine sind mit Streumunition bestückt, die sich beim Abfeuern in der Luft öffnet und Hunderte sogenannter Bomblets freisetzen.

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