Ukraine-Krieg

Nach Rückzug des US-Dollars: Chinesische Banken überschwemmen Russland mit Geld

Anstelle von Euro und US-Dollar: Chinesische Banken haben seit dem Beginn des Ukraine-Krieges die Kreditvergabe an russische Finanzinstitute drastisch erhöht.

Archivbild: Xi Jinping, Präsident von China, und Wladimir Putin, Präsident von Russland, geben sich im Kreml nach einer Unterzeichnungszeremonie die Hand, den 5. Juni 2019 in Moskau. 
Archivbild: Xi Jinping, Präsident von China, und Wladimir Putin, Präsident von Russland, geben sich im Kreml nach einer Unterzeichnungszeremonie die Hand, den 5. Juni 2019 in Moskau. AP POOL

Chinesische Banken haben seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine die Kreditvergabe an russische Finanzinstitute deutlich erhöht. Darüber berichtet die britische Zeitung Financial Times. In den ersten 14 Monaten von Februar 2022 bis März 2023 haben sich die Vermögenswerte der chinesischen Banken in Russland sogar vervierfacht.

Vier chinesische Banken – Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), Bank of China, China Construction Bank und Agricultural Bank of China – erhöhten ihre Vermögenswerte in Russland im angegebenen Zeitraum nach Angaben der russischen Zentralbank umgerechnet von 2,2 Milliarden US-Dollar auf 9,7 Milliarden US-Dollar. Davon entfallen 8,8 Milliarden US-Dollar allein auf die Vermögenswerte von ICBC und Bank of China.

Um US-Dollar zu ersetzen: Chinesisches Geld überschwemmt den russischen Banksektor

Diese Schritte sind Teil der Bemühungen Pekings, den Yuan als alternative globale Währung zum US-Dollar zu fördern sowie die Lücke zu füllen, die westliche Banken nach dem Rückzug aus Russland hinterlassen haben.

„Die Kredite chinesischer Banken an russische Banken und Kreditinstitute, bei denen der Yuan größtenteils Dollar und Euro ersetzt, zeigen, dass die Sanktionen ihren Zweck erfüllen“, zitiert die Financial Times den stellvertretenden Entwicklungsdirektor der Kiew School of Economics, Andrii Onopriienko, dazu, der die Daten auch zusammengestellt hat. Was Onopriienko nicht erwähnt: Die steigende Abhängigkeit der russischen Unternehmen von seinen neuen Kreditgebern aus China.

Trotz Ukraine-Krieg: Österreichische Raiffeisenbank macht sich keinen Druck

Interessanterweise erhöhte aber auch die österreichische Raiffeisenbank – die Auslandsbank mit dem größten Engagement in Russland – von Februar 2022 bis März 2023 ihr Vermögen in Russland um mehr als 40 Prozent, von 20,5 Milliarden US-Dollar auf 29,2 Milliarden US-Dollar – trotz der früheren Ankündigung, sich aus Russland zurückzuziehen. Raiffeisen prüft nach eigenen Angaben immer noch Möglichkeiten für einen Rückzug und hat sein Vermögen seit dem März auf 25,5 Milliarden US-Dollar leicht reduziert.

Die erhöhte Teilnahme der chinesischen Banken am russischen Banksektor entspricht dem allgemeinen Trend der steigenden Russland-Abhängigkeit von China. Ende 2022 erreichte das Handelsvolumen zwischen China und Russland in Yuan einen Rekordwert von 185 Milliarden US-Dollar. Vor Beginn des Ukraine-Krieges wurden noch über 60 Prozent der Zahlungen zwischen den beiden Ländern in Euro und US-Dollar abgewickelt, und der Yuan machte weniger als einen Prozent aus. Nach Angaben der russischen Zentralbank, auf die sich die FT beruft, hat sich der Anteil der „unfreundlichen“ Währungen seitdem auf weniger als die Hälfte reduziert, während der Yuan-Anteil auf 16 Prozent gestiegen ist.

Im Juni 2023 forderte die Europäische Zentralbank die in Russland gebliebenen Banken aus der Eurozone auf, den russischen Markt so schnell wie möglich zu verlassen. Als eine der wenigen in Russland verbliebenen westlichen Banken ist wie bereits erwähnt die österreichische Raiffeisenbank weiterhin in Russland tätig.

Haben Sie Feedback? Schreiben Sie uns! briefe@berliner-zeitung.de