Die argentinische Regierung hat dem Schiff „Flex Artemis“ mit Flüssigerdgas (LNG) aus Russland die Einfahrt in den Hafen verwehrt. Darüber berichtet die amerikanische Nachrichtenagentur Bloomberg.
Das staatliche Energieunternehmen Enarsa wollte dieses LNG ursprünglich kaufen. Der Wirtschaftsminister Sergio Massa erklärte die Entscheidung mit der Einhaltung der Russland-Sanktionen. Die Entscheidung sei mit dem Präsidenten von Enarsa getroffen worden, weil die Lieferung russischen Ursprungs sei, sagte Massa dem argentinischen Fernsehsender C5N. Enarsa weigerte sich laut dem Bericht letztendlich, den mit russischem LNG beladenen Tanker aufzunehmen, obwohl das Unternehmen sich zu dessen Kauf bereit erklärt hatte, und zwang den Tanker, zurück auf See zu gehen.
Warum blockiert Argentinien russisches LNG, wenn es keine Sanktionen verhängt hat?
Die Entscheidung sorgt in Russland für Aufruhr, weil viele Staats- und Regierungschefs aus Lateinamerika, darunter Argentinien, Brasilien und Mexiko, Sanktionen gegen Russland eigentlich offiziell ablehnen und Friedensgespräche in der Ukraine fordern. Was bedeutet der neue Schritt? Wie der argentinische Wirtschaftsminister Massa weiter sagte, verstoße die Lieferung gegen den Vertrag, weil es sich um ein sanktioniertes Unternehmen handele. Um welches Unternehmen es sich handelt, hat Massa nicht erklärt.
Das Handelsunternehmen Gunvor Group, das die Lieferung durchgeführt hat, kommentierte gegenüber Bloomberg, die Lieferung von LNG sei rechtmäßig und transparent gewesen. „Die Transaktion steht im Einklang mit allen geltenden Wirtschaftssanktionen, insbesondere denen der Vereinigten Staaten und der Europäischen Union“, erklärte Gunvor in einer Erklärung. „Argentinien hat keine Sanktionen gegen Russland verhängt“, erinnerte die Firma, die in Nikosia auf Zypern registriert ist und ihren Sitz in Amsterdam, Genf und Singapur hat.
LNG aus Russland: Novatek steht auf der Sanktionsliste der USA
Im Bereich der Gaslieferungen hat auch die EU bisher keine Russland-Sanktionen verhängt. Nach der Sabotage der Nord-Stream-1-Pipeline gelang es im letzten Jahr jedoch einem russischen privaten Unternehmen, mehr LNG nach Europa zu liefern. Es geht um den zweitgrößten russischen Erdgasförderer Novatek, der, anders als der Staatskonzern Gazprom mit einem Monopol auf Pipeline-Exporte, ein privates börsennotiertes Unternehmen ist und nur LNG ins Ausland liefert. Novatek steht auf der Sanktionsliste der USA, das Land hat alle Öl- und Gaslieferungen aus Russland verbannt.
Wie Bloomberg unter Berufung auf eigene Schiffsverfolgungsdaten berichtet, habe das Schiff „Flex Artemis“ am 25. Juni Gasmengen am französischen Terminal Montoir-de-Bretagne geladen. Es gehe dabei um die Mengen, die ursprünglich vom LNG-Terminal Jamal stammen. Das Terminal wird seinerseits von Novatek betrieben. Es ist möglich, dass Argentinien die russische Lieferung unter anderem aus Angst vor Sekundärsanktionen der USA blockierte. Argentinien hat zudem bereits 44 Spotladungen beschaffen, um den Winterbedarf zu decken, aber milde Winterbedingungen deuten darauf hin, dass das Land möglicherweise mit einem geringen Wärmebedarf konfrontiert sein könnte.



