Finanzen

First Republic stürzt ab: In den USA droht nächster Banken-Crash

Aus den USA kommen wenig erfreuliche Nachrichten. Und auch in Europa läuft es nicht rund: Die UBS hat an der Credit Suisse schwer zu schlucken. 

Schwere Zeiten für Fed-Chef Jerome Powell. 
Schwere Zeiten für Fed-Chef Jerome Powell. www.imago-images.de

Das Banken-Umfeld bleibt in den USA unruhig: Die Aktien von First Republic fielen am Dienstag weiter. Der Aktienkurs des in Kalifornien ansässigen Kreditgebers, der in diesem Jahr um mehr als 90 Prozent gesunken ist, fiel um weitere 40 Prozent, einen Tag nachdem bekannt wurde, dass seine Kunden während der Turbulenzen im letzten Monat Einlagen in Höhe von 100 Milliarden Dollar abgezogen hatten.

First Republic sagte am Montag, es verfolge „strategische Optionen“, aber mehrere Personen, die über die Situation informiert wurden, sagten der Financial Times, die Bank habe Schwierigkeiten, eine tragfähige Lösung zu finden. Die Bank stehe in Kontakt mit der US-Regierung, die nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und der Signature Bank im letzten Monat in höchster Alarmbereitschaft sei. Die Aufsichtsbehörden in Washington und die Finanziers an der Wall Street arbeiten offenbar mit Hochdruck daran, einen Plan zur Stabilisierung der angeschlagenen Bank zu entwickeln.

Der Bank-Run bei der kalifornischen Regionalbank First Republic Bank war offenbar dramatischer als bisher bekannt. Die Bank hatte am Montagabend mitgeteilt, Kunden hätten im März Einlagen in Höhe von knapp 100 Milliarden Dollar abgezogen. Nur weil andere Banken der First Republic mit 30 Milliarden Dollar beisprangen, konnte Schlimmeres vorerst vermieden werden. Am Montag warder Kurs nachbörslich um 20 Prozent abgestürzt.

Der überraschend hohe Abfluss zeigt, dass viele Kunden trotz der staatlichen Rettung der SVB noch sehr besorgt sind. Wie die SVB spielt auch die First Republic eine wichtige Rolle in der Start-up-Szene von Silicon Valley. Auch Mark Zuckerberg soll Kunde der First Republic gewesen sein, wie das Wall Street Journal berichtet.

Trotz der milliardenschweren Bankenrettungen in den USA und der Schweiz ist etwa für den Chef der Standard Chartered eine neue Krise jederzeit möglich. Bill Winters sagte dem Sender CNBC, er erwarte, dass noch unangenehme Dinge zum Vorschein kommen werden. Winters warnte davor, dass die „dramatische Veränderung des makroökonomischen Umfelds“ – nämlich schnelle Zinserhöhungen zur Zähmung der steigenden Inflation – bestehende Probleme bei einigen Kreditgebern verschärft habe, deren Folgen noch nicht abgeschätzt werden könnten. Zwar hätten die Zentralbanken im Fall der Rettung von Silicon Valley Bank (SVB) und Credit Suisse (CS) nicht mehr anders handeln können. Doch müsse vorgesorgt werden, dass es gar nicht so weit komme, dass Banken wieder mit öffentlichen Geldern gerettet werden müssen. Das Problem sei, so Winters, dass es im Grunde keine einheitliche Regulierung gebe, die alle Risiken berücksichtigen kann.

Am Beispiel der Credit Suisse zeigt sich, dass auch die zunächst scheinbar sichere Rettung nicht garantiert, dass alles glattläuft. So meldete die Schweizer Großbank UBS, der die CS von der Schweizer Regierung, der Notenbank und dem Regulierer angedient wurde, schlechte Zahlen im ersten Quartal. Der Schweizer Finanzblog Inside Paradeplatz schreibt: „Die UBS ist in viel schwächerer Form als vermutet. Der Gewinn für Januar bis März halbiert sich, die Ausgaben schießen durch die Decke.“

Die UBS hat allein für den ersten Akt der CS-Übernahme 70 Millionen US-Dollar aufgewendet. Die Integration dürfte noch gewaltige Kosten nach sich ziehen. Trotzdem schreibt die UBS, dass das erste Quartal gar nicht so schlecht gewesen sei: „Wir erzielten diese Ergebnisse in einem Quartal, das gekennzeichnet war von anhaltenden Sorgen über die Zinsen und das Wirtschaftswachstum, die durch die Unsicherheit über die Stabilität des Bankensystems, insbesondere in den USA, noch verstärkt wurden. Vor diesem Hintergrund blieb die Aktivität der privaten und institutionellen Anleger verhalten.“

Ob die mit der CS-Übernahme verbundenen Pläne für das Entstehen einer Super-Bank zu stemmen sein werden, kann noch nicht gesagt werden. Allerdings räumt Inside Paradeplatz ein, dass die schlechten Zahlen auch ein Trick des neuen UBS-Chefs Sergio Ermotti sein könnten. Eine Sonderabschreibung für US-Rechtsrisiken von knapp 700 Millionen Dollar könnten dazu dienen, um in Zukunft „hellere Zahlen“ vorlegen zu können. Insgesamt fällt an den Zahlen auf, dass das Schweizer Geschäft – wie auch das der CS – sehr gut läuft. Das Investment-Banking dagegen enttäuscht: Der Gewinn hat sich halbiert.

Wie es mit Bankaktien weitergeht, wird unter anderem von der Zinspolitik der Zentralbanken abhängen. Chefvolkswirt Philipp Lane kündigte am Dienstag in der Pariser Zeitung Le Monde an, dass die Europäische Zentralbank „die Zinsen nächste Woche wieder anheben“ sollte. Die Zeit für eine Zinswende sei noch nicht gekommen, so Lane.