Finanzen

Banken-Krise: Deutsche Bank stürzt ab

Der Aktienkurs der Deutschen Bank ist am Freitag massiv eingebrochen. Kommt es zum nächsten Banken-Krach? Bundeskanzler Scholz beruhigt. 

Die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main.
Die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main.Michael Probst/AP

Die Aktie der Deutschen Bank ist Freitag massiv abgestürzt. Der Kurs rutschte im Verlauf des Handels zeitweise um knapp 15 Prozent ab. Die Deutsche Bank gilt seit vielen Jahren als gefährdet – zum einen, weil sie im Derivate-Bereich auf hohen Risiken sitzt, zum anderen, weil sie seit jeher Zielobjekt von Angriffen verschiedener Short-Seller ist. Vor allem aber steht die Deutsche Bank in einem Dauerkonflikt mit der US-Justiz. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass ein US-Gericht Klagen gegen die Deutsche Bank und JPMorgan zugelassen hat, in denen eine Privatklägerin und die US Virgin Islands den Banken vorwerfen, von den Geschäften des Pädophilen Jeffrey Epstein profitiert zu haben.

Für Nervosität sorgte aber der Anstieg der Preise für Absicherungen gegen Zahlungsausfälle bei Anleihen von Banken (credit default swaps, CDS). Das Ansteigen der CDS sorgt naturgemäß für Sorge bei den Investoren.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist Sorgen wegen einer möglichen Schieflage der Deutschen Bank entgegengetreten. „Es gibt keinen Anlass, sich irgendwelche Gedanken zu machen“, sagte Scholz am Freitag zum Abschluss des EU-Gipfels in Brüssel, nachdem der Börsenkurs des Geldhauses zeitweise zweistellig eingebrochen war. „Die Deutsche Bank hat ihr Geschäftsmodell grundlegend modernisiert und neu organisiert und ist eine sehr profitable Bank“, betonte der Kanzler.

Europas Bankensektor sei sehr „widerstandsfähig“, versicherte auch die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde. Sie berichtete den europäischen Staats- und Regierungschefs am zweiten Tag des EU-Gipfels über mögliche Risiken durch den Zusammenbruch zweier kleinerer US-Banken und durch die Not-Übernahme der Schweizer Crédit Suisse durch die UBS-Bank.

Der Aktienkurs der Deutschen Bank war zuvor an der Börse in Frankfurt am Main zeitweise um mehr als 13 Prozent abgestürzt. Die Commerzbank war zeitweise zehn Prozent im Minus, auch französische und britische Institute gerieten in den Strudel. Grund war vor allem ein starker Anstieg der Kosten für Kreditausfallversicherungen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron machte „Spekulanten“ für die jüngste Talfahrt verantwortlich. „Die Eurozone ist die Region, in der die Banken am solidesten sind“, sagte Macron. Auch Scholz versicherte, dass das Bankensystem in ganz Europa „stabil“ sei.

Beide bekräftigten damit die Einschätzung von EZB-Chefin Lagarde. „Der Bankensektor im Euroraum ist widerstandsfähig, er verfügt über eine solide Kapital- und Liquiditätsdeckung“, sagte sie den Staats- und Regierungschefs in Brüssel laut einem EU-Vertreter.

Scholz hob hervor, dass es in der Eurozone und der Europäischen Union „striktere, klarere Regeln“ als in vielen anderen Ländern der Welt gibt. Das sei das Ergebnis jahrelanger Arbeit nach der großen Finanzkrise 2008 und 2009. Die jüngste Entwicklung sei jedoch Ansporn, da weiter zu machen" und die Banken- und Kapitalmarktunion auszubauen, sagte der Kanzler.

Eurogruppen-Präsident Paschal Donohoe mahnte bei der Bankenunion rasche Fortschritte an. „Wir fordern weitere Anstrengungen zur Vollendung unserer Bankenunion“, hieß es auch in der gemeinsamen Gipfelerklärung. Umstritten sind dabei vor allem Pläne für eine gemeinsame europäische Einlagensicherung.

Für Einlagen besteht in Deutschland ein gesetzlicher Schutz bis zu einer Summe von 100.000 Euro pro Person und Bank. Die Regeln waren 2015 in der EU verschärft und vereinheitlicht worden. Deutsche Sparer profitieren zudem von freiwilligen Einlagensicherungsfonds der Banken, um auch Verluste oberhalb von 100.000 Euro auszugleichen.

Der Bankenindex Stoxx Europe 600 fiel um fünf Prozent. Grund ist vor allem ein starker Anstieg der Kosten für Kreditausfallversicherungen. Die Schwäche der Banken zogen am Freitagvormittag die Gesamtindizes der europäischen Börsen nach unten. In Paris, Frankfurt, London und Mailand waren die Kurse jeweils über zwei Prozent im Minus.

Die Unsicherheit im Bankensektor nach dem Zusammenbrechen zweier kleinerer US-Banken sowie der Not-Übernahme der Schweizer Problembank Credit Suisse setzt den europäischen Geldinstituten weiter zu. Auch die Commerzbank-Aktien fielen um 8,5 Prozent, die der französischen Société Générale an der Pariser Börse um 6,72 Prozent.

Die Turbulenzen im Bankensektor und in der Folge auch an den Aktienmärkten hatten vor zwei Wochen mit dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank in den USA begonnen. Weitere Banken gerieten daraufhin in Bedrängnis. Die Regierungen wichtiger Volkswirtschaften reagierten mit Zusagen staatlicher Unterstützung in kritischen Fällen.

Die Probleme der Banken gehen auch auf die hohen Zinsen infolge der Straffung der Geldpolitik der Zentralbanken zurück. Trotz der sich anbahnenden Bankenkrise halten diese bislang unter Verweis auf die anhaltenden Inflation an ihrem Kurs fest. Wichtige Zentralbanken wie die Fed in den USA und die Europäische Zentralbank erhöhten in dieser Woche erneut ihre Leitzinsen. (mit dpa)


Empfehlungen aus dem Ticketshop: