Kolumne

Dumme Steuer-Idee von SPD und Grünen: Doch, Roboter müssen uns die Arbeit abnehmen!

Machen uns Roboter und KI arbeitslos? Nein, meint unser Kolumnist. Innovationen sollte man fördern, nicht besteuern.

Künstliche Intelligenz kann das Arbeitsleben erheblich erleichtern.
Künstliche Intelligenz kann das Arbeitsleben erheblich erleichtern.Axel Heimken/dpa

Was haben der Microsoft-Gründer Bill Gates und Abgeordnete von SPD und Grünen gemeinsam? Zugegeben: auf den ersten Blick relativ wenig. Gates ist Tech-Milliardär, die Abgeordneten gewählte Volksvertreter. Aber doch gibt es da etwas: Beide wollen Roboter und Künstliche Intelligenz besteuern. Was Gates schon 2017 forderte, hört man nun auch vereinzelt aus den Hinterbänken der Ampel-Koalition.

Getrieben ist der Vorschlag aus Sorge davor, dass Roboter und KI uns arbeitslos machen – und dadurch die Staatskasse austrocknet. Roboter sind schließlich produktiver als wir, aber zahlen weder Lohnsteuer noch Rentenbeiträge. Neu ist der Vorschlag wahrlich nicht. Seit mindestens zwei Jahrhunderten kommt sie immer wieder auf. Früher waren es die Maschinen und die Computer, die als Konkurrenz zu menschlicher Arbeit gesehen wurden, heute eben Roboter und KI. Und das Ziel ist immer dasselbe: Fortschritt verhindern, indem man Fortschritt mit einer Steuer verteuert. Das ist aber aus mehreren Gründen eine dumme Idee.

Roboter können keine Arbeitslosigkeit erzeugen, nur falsche Politik kann das

Schon die Sorge, Roboter und KI würden zu Massenarbeitslosigkeit führen, ist falsch – zumindest makroökonomisch. Und sie verschließt die Augen vor den positiven Effekten. Wenn Roboter und KI schneller, besser, präziser arbeiten als der Mensch, macht uns das produktiver. Das ist erst einmal gut. Schließlich folgt daraus: Wir können mehr Produkte in gleicher Zeit oder eben die gleiche Menge in einer kürzeren Zeit herstellen.

Natürlich ist es so, dass einzelne Jobs durch Roboter und KI wegrationalisiert werden. Das heißt aber nicht per se, dass daraus Arbeitslosigkeit entsteht. Viel mehr kommt es darauf an, wie Politik, Firmen und Gewerkschaften darauf reagieren. Schließlich haben wir auch gerade Rekordbeschäftigung und sind so produktiv wie nie zuvor.

Entscheidend ist, dass die Firmen die Produktivitätszuwächse in Form höherer Löhne an ihre Beschäftigten weitergeben. Nur wenn die mehr Geld haben, können die auch mehr kaufen und der Wohlstand für alle steigen. Dann wird niemand freigesetzt, weil die gestiegene Nachfrage die gestiegene Produktion deckt. Ökonomen nennen das auch die goldene Lohnregel.

Arbeitslosigkeit entsteht nur, wenn diese Regel gebrochen wird. Wenn Firmen den Produktivitätszuwachs nicht in Form höherer Löhne an ihre Beschäftigten weitergeben, sondern versuchen, die höheren Gewinne zu sparen. Weil den Entlassenen dann das Geld fehlt, schrumpft die Wirtschaft und es kommt zu Umsatzeinbrüchen und Arbeitslosigkeit. Die Regierung könnte gegensteuern, indem sie die Konjunktur ankurbelt. Versucht die Regierung hingegen, gleichzeitig mit den Unternehmen zu sparen, verschlimmert sie das Problem. Arbeitslosigkeit ist deshalb nie die Folge technologischen Fortschritts, sondern immer die Folge falscher, weil zu bescheidener Lohnpolitik oder schlechter Wirtschafts- und Finanzpolitik!

Demografie und Fachkräftemangel: Wir brauchen die Roboter und die KI!

Ehrlicherweise können wir uns gar nicht leisten, Roboter und KI aufzuhalten. Wir sind eine alternde Gesellschaft, bald werden immer weniger Erwerbstätige immer mehr Rentner finanzieren – und, viel wichtiger, mit produzierten Gütern versorgen müssen. Außerdem sind die Projekte Verkehrswende, Wärmewende und Klimaschutz extrem viel Arbeit. Und schon heute fehlen Firmen Fachkräfte. Je früher und je mehr Tätigkeiten die Roboter und die KI für uns übernehmen, desto besser. Wer beides nicht will, müsste erklären, wo Rentner verzichten und welche Projekte aufgeschoben werden sollen.

Nicht zu vergessen: Deutschland ist gerade bei KI international ohnehin schon abgehängt. Wir nutzen nur, was die Apples, Googles und Microsofts aus den USA entwickeln. Vorschläge wie eine Steuer auf Roboter und KI brächten Deutschland nur noch weiter ins Hintertreffen. Statt den Fortschritt aufzuhalten, sollte die Politik ihn einladen, mehren – und dafür sorgen, dass er gerecht verteilt wird.