Strukturwandel

Der Berliner Arbeitsmarkt im Jahr 2040: Wo Jobs verschwinden und neue entstehen

Forscher sagen die Folgen des demografischen und strukturellen Wandels in den Bundesländern voraus. Für Berlin sieht es demnach besser aus als für Brandenburg.

Im Einzelhandel werden Tausende Jobs überflüssig.
Im Einzelhandel werden Tausende Jobs überflüssig.Sebastian Wells/OSTKREUZ

Dass sich die Arbeitswelt in den nächsten Jahren schneller als bisher verändern wird, steht außer Frage. Durch Digitalisierung und Energiewende werden bekannte Berufe verschwinden und neue entstehen. Der Wärmepumpeninstallateur kommt, der Heizölhändler geht. Zudem lässt der demografische Wandel im Land einen enormen Fachkräftemangel erwarten. Am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit werden seit Jahren die langfristigen Auswirkungen genannter Megatrends auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt untersucht. Dabei schauen die IAB-Forscher zwei Jahrzehnte voraus.

Der neuesten Prognose zufolge wird die Zahl der zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte in den nächsten Jahren drastisch abnehmen. Gab es im vergangenen Jahr in Deutschland noch 46,31 Millionen Erwerbspersonen, so werden es nach der Vorhersage des IAB im Jahr 2040 in Deutschland nur noch 45,18 Millionen sein, also 1,13 Millionen Arbeitskräfte weniger.

Das ist dramatisch, doch geht man beim IAB auch davon aus, dass wegen des Strukturwandels künftig immer weniger Arbeitskräfte benötigt werden. „Von heute an bis 2040 werden auf der Bundesebene zwar fast 3,56 Millionen Arbeitsplätze entstehen, gleichzeitig werden aber auch 4,16 Millionen Arbeitsplätze wegfallen“, sagen die Arbeitsmarktforscher. Das sind 600.000 Jobs weniger. Den Berechnungen zufolge werden im Jahr 2040 insgesamt nur noch 44,32 Millionen Stellen zu besetzen sein.

Damit wird es unter dem Strich also auch künftig mehr Arbeitsuchende als Jobs geben, doch ist die Lücke klein. Die Arbeitslosenquote wird nach dieser Vorhersage bei etwa zwei Prozent liegen, was einer Vollbeschäftigung gleichkommt. Wie Gerd Zika, Mitautor des IAB-Forschungsberichts sagt, werden für Erwerbspersonen langfristig weiterhin gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt bestehen. „Wer einen Job sucht, bekommt auch einen“, so der Arbeitsmarktforscher.

Berlin wird weiterhin von seiner Attraktivität profitieren können

Dabei ist die Entwicklung in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich. Bei absoluter Betrachtung werden die meisten Arbeitsplätze freilich in den bevölkerungsstarken Flächenstaaten auf- und abgebaut. Setzt man die Entwicklung jedoch zu der aktuellen Zahl der Erwerbstätigen ins Verhältnis, so entstehen bis 2040 die meisten Arbeitsplätze in Berlin und Hamburg. In den ostdeutschen Flächenstaaten wird dagegen der größte Arbeitsplatzverlust zu beklagen sein.

In Berlin ist die Situation tatsächlich besonders. Denn während die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter fast überall zurückgeht, sagen die Forscher der Hauptstadt einen Zuwachs voraus. Die Stadt werde weiterhin von ihrer Attraktivität profitieren und Leute aus dem In- und Ausland anziehen, heißt es. 2040 werden in der Stadt demnach nicht nur über vier Millionen Menschen leben. Auch die Zahl der Erwerbstätigen wird von derzeit 2,09 Millionen auf 2,18 Millionen steigen. Zudem sollen in Berlin mehr Jobs entstehen als verschwinden.

Konkret wird der Stadt der Verlust von insgesamt 116.000 Stellen prophezeit. Zugleich sollen aber 208.000 Jobs neu entstehen. Die Forscher gehen davon aus, dass in knapp zwei Jahrzehnten allein in der öffentlichen Verwaltung und der Sozialversicherung insgesamt 50.000 Jobs weniger nötig sind. Auch im Groß- und Einzelhandel sowie im verarbeitenden Gewerbe wird es demnach jeweils 10.000 Stellen weniger geben.

30.000 neue Jobs erwartet man dagegen bei IT- und Informationsdienstleistern. Hinzu kommen jeweils 20.000 zusätzliche Arbeitsplätze im Sozial- und Gesundheitswesen, in Heimen, bei Unternehmensdienstleistern und im Bereich Erziehung und Unterricht.

Völlig gegensätzlich fällt die Prognose indes für das Land Brandenburg aus. Dort sollen bis 2040 zwar ebenfalls 36.000 Arbeitsplätze entstehen, doch gleichzeitig 159.000 Stellen wegfallen. Allein im Baugewerbe rechnen die Forscher mit einem Verlust von 40.000 Stellen, 30.000 werden demnach in der Verwaltung überflüssig werden.