Liebe, Sex und Zärtlichkeit

Geld, Alter, Sex und Penisgröße: Wie beim Onlinedating gelogen wird

Berlin ist die Hauptstadt der Singles. Viele von ihnen suchen Online nach Liebe. Doch bei Tinder, Grindr, Romeo, OkCupid und Co. lauern einige Fallen.

36 Prozent der Berliner sind ohne Partner. Viele suchen online ihr Match.
36 Prozent der Berliner sind ohne Partner. Viele suchen online ihr Match.imago

Noch nie gab es so viele Singles wie heute. Laut einer Studie der Dating-Plattform Elitepartner ist jeder dritte Deutsche zwischen 18 und 65  Jahren allein, bei den unter 30-Jährigen jeder Zweite.

Und Berlin ist die ungekrönte Single-Hauptstadt des Landes: 36 Prozent der Hauptstädter sind ohne Partner. Einige freiwillig, doch viele sehnen sich nach einer Beziehung – und suchen im Internet nach der Anbahnung zum Glück.

Laut Umfragen haben 43 Prozent der Deutschen schon mal Online-Dating bei mindestens einem Anbieter ausprobiert. Doch ob die Partnerbörse nun Parship, Romeo, Tinder oder Lovoo heißt, leider wird überall gelogen, geflunkert und übertrieben, dass sich die Balken biegen.

Mehr als die Hälfte der User schwindelt oder macht falsche Angaben in seinem Profil – die Schummelei ist einer der meistgehassten Aspekte beim Online-Dating. Einige Lügen tauchen dabei immer wieder auf – besser, man kennt sie.


Dating-Lüge 1: die Körpergröße

Unserer bescheidenen Erfahrung nach sollten Frauen bei Angaben bezüglich der Körpergröße besonders in der Range von 1,70 bis 1,79 Meter skeptisch sein. Männer, die kleiner sind als 1,70 Meter, schwindeln in der Regel nicht, weil es zu auffällig wäre. Und wer größer als 1,90 Meter ist, kann das auch schlecht verstecken. Aber der 1,73-Meter-Mann macht sich im Netz gern mal ein paar Zentimeter größer, was der 1,70-Meter-Frau, die einen größeren Partner sucht, dann beim ersten Date durchaus auch auffällt.

Und, liebe Lügner, so was kommt gar nicht gut an. Der Anbieter OkCupid hat mal errechnet, dass seine registrierten Mitglieder ganze fünf Zentimeter größer sind als der Durchschnittsbürger – auch Frauen mogeln zu ihrer tatsächlichen Größe gern ein kleines Ende hinzu. Über die Beweggründe kann man nur spekulieren. Laut OkCupid jedenfalls hatten größere Menschen im Schnitt mehr Sexpartner als kleinere.

Doch Beischlafwunsch hin oder her: Ist die Größenlüge zu offensichtlich, dreht der potenzielle Partner schon ab, bevor es auch nur in die Nähe eines Bettes geht. Daher gilt: Lieber noch mal das Maßband ansetzen und nicht auf die Zehenspitzen stellen.


Dating-Lüge 2: die Penisgröße

Ja, es gibt Dating-Portale, wo Mann zu der Größe seines Penis Angaben machen kann. Nur die wenigsten Männer würden wirklich zugeben, dass die Natur sie nicht so üppig bedacht hat, wie sie es gerne hätten. Aber wenn es dann so weit ist, lässt sich kaum noch verbergen, dass das große Geschenk Gottes in Wahrheit nur ein kleines Präsent ist ...

Da wird dann aus der Größenangabe L schnell eine M oder gar eine S. Auch der Hinweis, dass die Größe nicht zählt, sondern die Technik, macht Männer nicht wirklich froh – auch wenn Frauen das gern betonen. Ganz ehrlich: Sie tun das nur, weil sie den Partner nicht verletzen wollen. Denn auch beim besten Stück des Mannes gilt die alte Weisheit: Size matters!

Phallische Prahlereien kommen weder beim Gemüse noch bei Körperteilen gut an.
Phallische Prahlereien kommen weder beim Gemüse noch bei Körperteilen gut an.dpa

Dating-Lüge 3: das Gewicht

Mag ja sein, dass Sie ungern eine Waage besteigen und es okay finden, die Gewichtsangabe in Ihr Profil zu schreiben, die Sie vor zehn Jahren zuletzt ermittelt haben. Dass Sie aber in der Zwischenzeit und vor allem während Corona ordentlich zugelangt und die fettigen Pizzen ihre Spuren hinterlassen haben, wird beim ersten Treffen doch recht schnell ersichtlich. Die meisten Menschen können den Unterschied zwischen 80 und 120 Kilogramm erkennen und wissen auch, dass „schwere Knochen“ keine 40 Kilo wiegen. Die Verleugnung findet in diesem sensiblen Bereich natürlich auch sich selbst gegenüber statt. Doch ein paar Pölsterchen sind in der Regel kein Grund, dem Date gleich den Rücken zuzudrehen – dreiste Schwindeleien hingegen schon. In diesem Zusammenhang sei noch erwähnt, dass eine „sportliche“ Figur natürlich ein dehnbarer Begriff ist, aber zumindest sollten Sie schon hin und wieder ein Fitnessgerät benutzen, wenn Sie sich einen athletischen Körper andichten. Ansonsten mag die Angabe im ersten Moment für viele Zuschriften sorgen, von denen hat man jedoch nur noch wenig, wenn die Frau Dwayne Johnson erwartet und dann Herr Schlaks um die Ecke kommt.


Dating-Lüge 4: das Foto

In den Neunzigern war es eine Zeit lang verbreitet, statt eines Fotos von sich selbst das eines berühmten Hollywood-Stars in Steckbriefhefte und Freundesalben einzukleben. Auf Dating-Plattformen herrscht heute im Prinzip das gleiche Schummelmuster.

Die Partnersuchende mag sich zunächst beim Profilstöbern verwundert die Augen reiben: Mensch, der Typ sieht ja aus wie Jake Gyllenhaal! Wenn Sie Glück haben, ist das Foto echt und der Mann, den Sie daten, ein attraktiver Doppelgänger des smarten Amerikaners. In der Regel aber ist das auf dem Foto tatsächlich Jake Gyllenhaal – und derjenige, der das Bild eingestellt hat, sieht komplett anders aus oder ist nur ein Bot ...

Ein Date mit Jake Gyllenhaal? Daraus wird wohl eher nichts.
Ein Date mit Jake Gyllenhaal? Daraus wird wohl eher nichts.AFP/Robyn Beck

Doch auch mit echten Fotos wird gern geschummelt. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie das deutlich ältere Ich des Menschen treffen, den Sie im Profil gesehen haben. Der Michael mag sich halt so gern auf seinem Bild aus dem Skiurlaub von 2002!

Als Faustregel hilft es vielleicht, sich folgende Korrelation einzuprägen: Je attraktiver ein Bild, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass es uralt ist.


Dating-Lüge 5: das Alter

Nirgends wird so viel gemogelt, geschwindelt und gelogen wie beim Alter – denn machen wir uns nichts vor: Ab 40 ist jeder für sein Gesicht verantwortlich und wo mit 25 ein paar Stunden Schlaf genügten, um die schlimmsten Partysünden auszubügeln, sind ab einem gewissen Alter Stuckateur-Arbeiten und teure Kosmetik notwendig.

Niemand wird gerne alt und es ist keine neue Erkenntnis, dass mit zunehmenden Lebensjahren die Chancen bei der Partnersuche schwinden. So kann man auf vielen Dating-Portalen ein Phänomen wahrnehmen, dass reale Zeit und das Alter bei der Partnersuche nicht denselben Regeln unterliegen. Es ist jedenfalls keine Seltenheit, dass Leute auf solchen Portalen einfach nicht altern.


Dating-Lüge 6: der Name

Bei Bezeichnungen wie „Sweety“, „Romeo2000“ oder „DerTyp“ ist die Sache ziemlich offensichtlich. Kaum jemand erwartet, dass beim Online-Dating mit echten Vor- oder sogar Zunamen operiert wird. Ob Sie jemandem, der sich „Sweety“ nennt, ernste Absichten unterstellen wollen, liegt bei Ihnen – vielleicht aber sind abgekürzte Namen oder Zweitnamen dann doch die bessere und zumindest nicht gelogene Wahl.

Gerade wer einen seltenen Vornamen hat und im Netz schnell von Spinnern gefunden werden kann, hat ja durchaus gute Gründe, nicht seinen echten Namen anzugeben.

Spätestens beim zweiten Date sollte man sein Gegenüber dann aber doch über die Wahrheit aufklären – und sich selbst beim Namen nennen. Ein anderes Szenario ist ebenfalls möglich: Heiratsschwindler, vergebene Familienväter und andere Halunken werden auch auf längere Sicht nicht mit Klarnamen arbeiten – eine der fiesesten Fallen, die die Partnersuche im Netz leider auch mit sich bringt.


Dating-Lüge 7: der Beziehungsstatus

„Ich bin Single.“ Davon sollte man auf Portalen, die sich der Partnersuche verschrieben haben, eigentlich ausgehen, und doch ist es eine der häufigsten Dating-Lügen.

Auch vergebene, verlobte, verheiratete und in einer offenen Beziehung lebende Menschen schreiben sich den Single-Status gern ins Profil und gaukeln damit anderen vor, allein zu sein. Das ist moralisch höchst fragwürdig – und überdies unnötig. Denn wer noch andere als den eigenen Partner beglücken möchte (und dies hoffentlich in beiderseitigem Einvernehmen), der kann das genauso gut offen kommunizieren und muss dafür keine Herzen brechen.

So wissen alle Seiten, woran sie sind und keiner macht Stress.

100 Prozent Single? Na hoffentlich!
100 Prozent Single? Na hoffentlich!Sabine Gudath

Auch wer tatsächlich Single ist, aber nichts Festes sucht, kann damit offen umgehen. Denn entgegen allen Klischees suchen auch Frauen bei Tinder keinesfalls nur die große Liebe. Ein perfektes Match kann also auch auf der Suche nach dem schnellen Sex entstehen – und der ist doch am besten, wenn beide Seiten das Gleiche wollen.


Dating-Lüge 8: die Hobbys

Neben Beruf und Einkommen stehen bei der Eigenbetrachtung die Hobbys heutzutage sehr hoch im Kurs. Mann und Frau wollen zeigen, dass die Zeit außerhalb des Broterwerbs bis in die letzte Minute hinein sinnvoll genutzt wird und man mitnichten fett und faul auf dem Sofa den Feierabend verdämmert.

Während Frauen auf Fitness und und soziale Kontakte verweisen („Walking, Yoga und auf dem Stepper mit meinen Süßen, kicher, Herzchensmiley!“), steht auch die Freizeit bei Männern im Zeichen des Wettbewerbs. Da werden Tough-Mudder-Rennen bewältigt und unter der Bezwingung der Eiger-Nordwand machts eigentlich kein Mann.

Das Ganze wird garniert mit Fotos von der zweiten Stunde im Fitnessstudio, gewandet in Lycra und Schweiß, und untertitelt mit sämigem Poesiealbum-Geschwätz: „If it doesn't challenge you, it doesn't change you“ oder „Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum!!11!“


Dating-Lüge 9: Beruf und Einkommen

Wie bei den Hobbys wird auch bei Beruf und dem Gehalt geflunkert, dass es kracht. Frauen sind da meist noch recht realistisch und stapeln eher tief, selbst wenn sie mittelgroße Konzerne an die Börse führen. Richtig auf den Putz hauen beim Broterwerb und dem Lohn allerdings die Herren.

Jeder Bankfilialleiter wird da zum Leader of the Pack und in der Regel ist keine Herrenkarriere vollständig ohne abgeschlossenes Studium in Harvard oder der Sorbonne. Kurztrips werden zu Auslandsjahren aufgepumpt („Habe die asiatische Kultur kennengelernt und bin unglaublich dankbar für diese Erfahrung“) und jedes Onlineseminar in Rhetorik wird automatisch zu einem Manager-Training in einer Firma von mindestens globaler Bedeutung.

So viel Expertise und Einsatz müssen natürlich angemessen bezahlt werden – und so verdienen Männer laut ihrer Onlinepräsenz zumeist nicht weniger als sechsstellig, Provision exklusive.