Fußball-Bundesliga

2:2 gegen SC Freiburg: Hertha BSC verpasst erneut den ersten Heimsieg

Die Berliner drehen einen 0:1-Rückstand in eine Führung, können diese aber durch einen Torwartfehler nicht über die Zeit bringen.

Dodi Lukebakio erzielte am Sonntag gegen den SC Freiburg per Elfmeter den zwischenzeitlichen Ausgleich für Hertha BSC.
Dodi Lukebakio erzielte am Sonntag gegen den SC Freiburg per Elfmeter den zwischenzeitlichen Ausgleich für Hertha BSC.City-Press

Die erste Umarmung von Sandro Schwarz am Sonntagnachmittag auf dem Rasen des Berliner Olympiastadions galt nicht seinem Kollegen Christian Streich. Denn der saß zu Hause in Freiburg im Fernsehsessel. Er war nur per Funk zur Partie zwischen Hertha BSC und dem SC Freiburg zugeschaltet. Eine Corona-Erkrankung hielt ihn zu Hause. Also wurde sein Stellvertreter Lars Voßler vom Hertha-Coach gedrückt.

Viel Unruhe bei Hertha BSC vor dem Spiel

Die erste Umarmung nach dem Schlusspfiff, die eher verhalten, ja vielleicht sogar ein bisschen verärgert wirkte, ließ Schwarz Maskottchen Herthino zuteil werden. Dazwischen lag für ihn eine aufwühlende Bundesligapartie nach einer aufwühlenden Woche. In den Tagen vor dem 2:2 (1:1) der Berliner gegen Freiburg hatte Fußball an sich eigentlich kaum eine Rolle gespielt. Während Schwarz im Training Umschaltsituationen und Pressingverhalten üben ließ, übte sich der Rest der Fußball-Republik darin, die Vorgänge rund um Investor Lars Windhorst und dessen angebliche Kontakte zu einer israelischen Detektei zu Spionagezwecken nachzuempfinden. 

Die Tatsache, dass Windhorst seine Hertha-Anteile zum Rückkauf anbot, macht offenbar weder Schwarz noch Manager Fredi Bobic nervös. Mit möglichen negativen finanziellen Folgen für die Berliner rechnet der Hertha-Manager jedenfalls nicht. „Es bricht ja nichts weg von einem Investor. Der Investor hat ja bezahlt. Das sind die Fakten“, sagte Bobic vor Spielbeginn am Mikrofon von DAZN.

In der Ostkurve gab es zunächst keine Spruchbänder zu lesen: Einzig das Konterfei von Investor Lars Windhorst, der seine Anteile an Hertha gern zum bezahlten Preis von 374 Millionen Euro wieder loshaben möchte, war auf einem Banner zu sehen – mit einem dicken Strich über dem Gesicht.

Gestrichen hatte Sandro Schwarz dieses Mal überraschend den bislang torlosen Stürmer Willy Kanga, der sich kurzfristig nicht fit gefühlt hatte, aus der Startformation. Stattdessen lief Stevan Jovetic im Angriffszentrum auf, wo er knapp 10,5 Kilometer abspulte und einen guten Einstand zeigte. Und nach einer etwas nervösen Anfangsphase sorgte Dodi Lukebakio nach 14 Minuten für so etwas wie einen ersten Torschuss.  

Dann jedoch entfaltete der Tabellenzweite aus Freiburg, bei dem Michael Gregoritsch nach seiner am Donnerstag in der Europa League gegen Nantes erlittenen Beckenprellung wieder in der Startformation stand, sein Offensivspiel, drängte die Berliner in die passive Rolle. Nach einer Flanke von Ritsu Doan, war es Daniel-Kofi Kyereh, der die Breisgauer mit 1:0 (22.) in Führung brachte. Hertha-Trainer Schwarz setzte sich erst mal.

Freiburg bestimmte das Spiel. Nach einem Freistoß von Marvin Plattenhardt schoss Jovetic den Ball neben das Freiburger Tor. Doch dann kam die 34. Minute. Lukebakio war mit dem Ball in den Strafraum gesprintet, hatte kurz hinter sich gepasst, der Ball von Jovetic prallte an die ziemlich weit vom Körper gestreckte Hand des Freiburger Abwehrspielers Christian Günter. Den folgenden Elfmeter verwandelte Lukebakio sicher. Das Ausgleichstor wirkte im Spiel der Alten Dame wie eine Blutauffrischung. „Mit dem Elfmeterpfiff hat sich das Blatt gewendet“, sagte der Freiburger Innenverteidiger Matthias Ginter.

Die Ostkurve wurde lauter, Herthas Spieler mutiger. So mutig, dass Chidera Ejuke (38.) nach feinem Pass von Lukebakio beinahe die Führung geglückt wäre. Sein Schuss landete aber am Außennetz. Trainer Schwarz vergrub sein Gesicht in den Händen. Aber dann schaute er schnell wieder und sah Tormöglichkeiten von Jonjoe Kenny und Ivan Sunjic, dessen Kopfball kurz vor dem Pausenpfiff nur knapp über die Querlatte strich. 

Hertha BSC geht nach der Pause in Führung

Mit Elan und dem Willen, ein engagiertes Spiel endlich auch mit dem ersten Dreier zu Hause zu belohnen, kam Hertha BSC aus der Kabine. Suat Serdar war es, der mit einem Weitschuss (61.) für die Hertha-Führung sorgte, die richtig gute Stimmung unter den etwas mehr als 40.000 Zuschauern im Olympiastadion auslöste. „Unsere zweite Halbzeit fand ich fußballerisch sehr gut. Wir waren griffig in der Arbeit gegen den Ball, sehr fleißig. Es wäre verdient gewesen, gegen eine sehr gute Freiburger Mannschaft heute zu gewinnen“, sagte Schwarz.

Wie es Christian Streich in diesem Moment zu Hause vor dem Fernseher ging? Wenn er nicht schon stand, sprang er vermutlich in der 78. Minute auf. Da nämlich hielt Hertha-Keeper Christensen den Ball nach einem Freistoß nicht fest, aus dem Gewühl drosch ihn der eingewechselte Kevin Schade flach zum 2:2 in den Berliner Kasten. Für die Hertha war der Name des Torschützen am Sonntag Programm. Als das Team vor der Ostkurve stand, wurde es still im Stadion. Ein Moment des Protests – nicht gegen das Team, das sich zum fünften Mal hintereinander ohne Niederlage durchjongliert hatte. Sondern, wie ein Banner zeigte, gegen einen Finanzjongleur: „Windhorst raus aus unserem Verein“, stand da.