American Football

„Großer Gänsehautmoment“: Berlin Thunder erreicht die Football-Play-offs

Die American Footballer von Thunder stehen erstmals in den Play-offs der ELF und hoffen nun darauf, bald zur Initiative der Berliner Profiklubs zu gehören. 

Die Spieler von Berlin Thunder feiern den Sieg über die Hamburg Sea Devils, der für sie den Einzug in die Play-offs der European League of Football bedeutet.
Die Spieler von Berlin Thunder feiern den Sieg über die Hamburg Sea Devils, der für sie den Einzug in die Play-offs der European League of Football bedeutet.Eric Mühle

Play-offs bei Sieg, Saisonende bei Niederlage. Das war am Sonntag die Ausgangslage für die American Footballer von Berlin Thunder. Coach Johnny Schmuck hielt eine Ansprache in der Kabine, bevor er sein Team gegen die Hamburg Sea Devils auf den Rasen des Berliner Jahnsportparks schickte. Er zeigte Bilder, die der Videograf zusammengeschnitten hatte. Schmuck sagte, er wolle genießen, wie sein Team alles gibt. „Es war ein sehr großer Gänsehautmoment“, sagt die Managerin Diana Hoge. „Johnny ist gut darin, die richtigen Worte zu finden, um unsere intrinsische Motivation zu wecken“, meint Tight End Nicolai Schumann.

Vor 6084 Zuschauern, die eine Choreografie mit den Buchstaben T-H-U-N-D-E-R vorbereitet hatten, gelang den Berlinern ein Blitzstart. Gleich im ersten Drive gelang es Paul Seifert, einen Pass abzufangen und nach einem 40-Yards-Lauf den Touchdown zu vollenden. Und kurz darauf fing Schumann, 1,97 Meter groß, den Ball, schüttelte den kleineren Gegenspieler ab, rannte Richtung Endzone – wieder Touchdown. Schumann tanzte. Doch gegen Ende wurde die Partie noch mal spannend, ehe die Berliner mit 23:16 (14:10) gegen Hamburg gewannen – und damit in die Play-offs der European League of Football (ELF) einzogen. „Die Partie war für die ganze Franchise sehr nervenaufreibend. Ich sag immer: Gut fürs Fernsehen, schlecht für mein Herz“, gibt die Managerin Hoge am Montag zu.   

Wichtiger Sonntag für Berlin Thunder im Jahnsportpark

Für Berlin Thunder sei der Sonntag aus drei Gründen ein sehr wichtiger Tag gewesen: „Wir haben einen Zuschauerrekord aufgestellt, wir haben zum ersten Mal Hamburg geschlagen, wir sind endlich in die Play-offs eingezogen.“ Damit ist der American-Football-Franchise im dritten Jahr ihrer Gründung ein Entwicklungsschritt gelungen. Ein Schritt, der auch nach außen wirken soll. Denn es ist ja nicht einfach, als neues Profiteam in einer Stadt wie Berlin Akzeptanz, Reichweite und eine Fanbasis zu gewinnen. Die Konkurrenz ist mit zwei Fußballbundeslisten, zwei weiteren Football-Teams in der German Football League (GFL 1), erfolgreichen Profimannschaften in Handball, Basketball, Volleyball, Eishockey, Wasserball oder Hockey riesig.

Doch mittlerweile hegen Hoge sowie Franchise-Investor und Sportdirektor Björn Werner Hoffnungen, mit einem Schnitt von 4600 Zuschauern und dem Play-off-Einzug in die  Vermarktungsstrategie der Sportmetropole Berlin und deren Initiative mit bisher sechs Profiklubs integriert zu werden. „Es ist wichtig, uns als Team und unsere Sportart in Berlin zu etablieren“, sagt Hoge. „Die 6084 Zuschauer von Sonntag zeigen ja, dass wir guten Zuspruch in der Stadt gefunden haben und den Jahnsportpark gut füllen können.“

Erfolge sind nicht nur gut fürs Image, sie festigen die Fanbindung, sie vergrößern die Basis. Am Sonntag feierten die Spieler mit den Thunder-Anhängern, es gab Selfies, Autogramme, Haarmähnen-Vergleiche. „Die Teamchemie ist gewachsen, weil wir viele Spieler, darunter vier Imports, behalten haben, außerdem kamen Berliner dazu, die sich von früher kennen. Alle haben auch privat einen guten Draht. Wir freuen uns, dass wir unsere harte Arbeit mit dem Play-off-Einzug belohnen und der Stadt Berlin etwas zurückgeben konnten“, sagt Tight End Schumann.

Am kommenden Sonnabend (15.15 Uhr, ProSiebenMaxx) tritt Thunder in der Wildcard-Round bei Frankfurt Galaxy an, das am Wochenende mit 10.027 Fans ebenfalls einen Zuschauerrekord vermeldete. „Unsere Liga entwickelt sich“, sagt Schumann, „Frankfurt hat eine Wahnsinnssaison gespielt, nur gegen Rhein Fire verloren, aber wir haben auch dort eine Chance, wenn unser Timing zusammenpasst.“