Jetzt bringt also ausgerechnet Sebastian Polter, der Liebling der Fans des 1. FC Union Berlin, die Eisernen um das große Happy End. Mit einem typischen Sebastian-Polter-Tor womöglich, ungefähr so vielleicht: nach einem Zuspiel im Strafraum Arsch raus, Drehung, Vollspannschuss in die Ecke. Womöglich mit einer schon fast entschuldigenden Geste im Anschluss, mit der Botschaft: Hey, Jungs, tut mir echt leid, aber Toreschießen ist nun mal mein Job.
Stopp! Schluss mit diesem „ausgerechnet“, das für Journalisten ohnehin auf dem Index steht! Schluss vor allen Dingen mit der Schwarzmalerei! Es muss ja am Sonnabend, wenn Polter mit dem VfL Bochum am letzten Spieltag der Saison 2021/22 im Stadion An der Alten Försterei zu Gast ist, nicht so kommen, wie soeben in dunkelstem Sinne prophezeit. Und im Endeffekt gibt es doch schon seit Langem im Zusammenhang mit dem Berliner Bundesligisten keinen Grund mehr zur Schwarzmalerei.
Die lernfähigste Mannschaft der Liga
Klar, die Elf von Urs Fischer hat mit Mannschaften, für die es letztlich um nichts mehr geht (und zu dieser Spezies ist auch der vorzeitig gesicherte VfL Bochum zu zählen) so ihre Probleme. Das hat sich beispielsweise im Spiel gegen die SpVgg Greuther Fürth gezeigt, als sie mit einem 1:1 letztendlich die Chance auf die Qualifikation zur Champions League verspielte. Aber die Elf von Urs Fischer macht einen Fehler nur selten ein zweites Mal und nie einen Fehler ein drittes Mal. Seine Mannschaft sei „im Fokus“, sei „bereit“, erklärte der Schweizer Fußballlehrer dann auch am Donnerstag und bestätigte, dass ihm das Spiel gegen Fürth in der Vorbereitung auf das Spiel gegen Bochum geholfen habe.
Ja, sie ist lernfähig diese Mannschaft, wie kaum eine andere in der Bundesliga. Der Rückschlag, die Enttäuschung dient ihr als Lehrmittel, als Warnung. Insofern darf davon ausgegangen werden, dass die Unioner als Tabellensechster (54 Punkte, Torverhältnis: plus 5) tatsächlich im Fernduell mit dem Tabellensiebten 1. FC Köln (52 Punkte, Torverhältnis: plus 4) den Einzug in die Europa League klarmachen.
Alles andere wäre dann doch eine leise Enttäuschung. Zum einen im Hinblick auf die fabelhafte Saison, die man gespielt hat. Zum anderen im Hinblick auf das eiserne Streben weiter zu wachsen. Es steht also am Sonnabend doch einiges auf dem Spiel, wenngleich es nach der Partie unabhängig vom Ergebnis und den Konsequenzen vor der Haupttribüne des Stadions zu einer Party mit Mannschaft und Fans kommen wird.



