Fußball-Bundesliga

Wahnsinn! Union siegt erneut, bleibt Erster und liegt fünf Punkte vor den Bayern

Der 1. FC Union Berlin gewinnt gegen den VfL Wolfsburg hochverdient mit 2:0. Und Timo Baumgartl feiert nach einer Hodenkrebserkrankung sein Startelf-Comeback.

Sheraldo Becker jubelt über seinen sechsten Saisontreffer.
Sheraldo Becker jubelt über seinen sechsten Saisontreffer.City-Press/Pohl

Holt die Schere raus, es gibt wie schon nach dem sechsten auch nach dem siebten Spieltag der Fußball-Bundesliga wieder was zum Ausschneiden für die Fans des 1. FC Union Berlin, nämlich die Tabelle der höchsten deutschen Spielklasse. Ja, die Köpenicker bleiben die Nummer eins der Liga, dank eines 2:0-Heimerfolgs gegen den VfL Wolfsburg, der nur drei Tage nach dem 0:1 in der Europa League bei Sporting Braga auf eindrucksvolle Weise erzielt wurde. Fünf Punkte liegt die Elf von Urs Fischer inzwischen vor dem FC Bayern. Das ist, um es auf den Punkt zu bringen: Wahnsinn.

Die spannendste Personalie an diesem herbstlichen Fußballnachmittag im Stadion An der Alten Försterei war ... nicht Max Kruse, der in Köpenick und Wolfsburg Vergangenheit ist, sondern Timo Baumgartl. Und das ist fraglos die viel bessere Geschichte.

Nach seiner Hodenkrebserkrankung, die eine Operation, aber auch eine Chemotherapie notwendig gemacht hatte, war der Abwehrspieler nach einer fünfmonatigen Pause erstmals wieder in Fischers Startelf zu finden. Es wäre einfach an der Zeit gewesen, ihn mal reinzuwerfen, sagte der Schweizer Fußballlehrer bezüglich Baumgartls Comeback. Außerdem ginge es darum, über den ganzen Kader hinweg die Kräfte sinnvoll zu schonen. Der 26-Jährige spielte für Paul Jaeckel auf der rechten Position der Dreier-Abwehrkette. Und er machte seine Sache bis zu seiner Auswechslung in der 60. Minute richtig, richtig gut.

Von einer Müdigkeit, die nur drei Tage nach dem Auftritt im Estádio Municipal de Braga und aufgrund einer durchaus stressigen Rückreise nur allzu menschlich gewesen wäre, war allerdings nichts zu spüren. Von der ersten Minute an, inklusive einer ersten Chance durch Janik Haberer, der nach 42 Sekunden nach Zuspiel von Christopher Trimmel an Keeper Koen Casteels scheiterte, ging es vor 22.012 Zuschauern nur in eine Richtung, nämlich in Richtung VfL-Tor. 

Union zwingt die Gäste zum langen Ball

Die Gäste hatten zunächst größte Mühe, die Rasanz aus dem Spiel zu nehmen, schlugen allerlei lange Bälle, die allerdings nur selten den Mitspieler erreichten. Und doch war es so, dass die Union-Offensive bei der Flanke, beim finalen Pass, aber auch im Abschluss in dieser Auftaktphase nicht mit der notwendigen Präzision agierte. So ging tatsächlich bis hin zur 30. Spielminute ein wenig die Dominanz verloren, so durfte auch der VfL mal etwas spielen. Mattias Svanberg beispielsweise legte in der 32. Minute in Unions Strafraum gekonnt mit der Hacke auf Josip Brekalo ab, mit seinem Schuss verpasste Brekalo das Tor aber um gut zwei Meter.

Wer als neutraler Beobachter nun die Hoffnung hatte, dass sich infolge dieser Aktion womöglich sogar ein offenes Spiel mit noch mehr Torchancen ergäbe, wurde enttäuscht. Bis zum Halbzeitpfiff wurden die Strafräume nämlich zu Tabuzonen erklärt, das Mittelfeld hingegen als Zweikampfzone genutzt.

Aber gut, dass es im Fußball eine Pause gibt. Gut, dass es am Sonntagnachmittag nach dieser Pause wieder besseren Fußball zu sehen gab. Wobei dafür zuvorderst die Eisernen, genauer gesagt Sheraldo Becker und Jordan Siebatcheu, verantwortlich waren.

Traumtor von Becker zum 2:0

Schon in der 47. Minute war Siebatcheu nach glänzender Vorarbeit von Andras Schäfer einem Treffer ganz nah. Drei Minuten später noch etwas näher, als er nach einem Querpass von Becker den Ball nicht ins Tor, sondern ins Fangnetz jagte. Schließlich traf der Franzose in der 55. Minute per Kopf zum 1:0, und das nach einer ganz feinen Flanke von – na klar, Becker. 

Ab diesem Zeitpunkt durften die Unioner das machen, was sie am besten können: verteidigen und über Becker Gegenangriffe starten. Rani Khedira bearbeitete dabei gekonnt das Zentrum, Robin Knoche in Zusammenarbeit mit Diogo Leite die Verteidigungslinie. Was zunächst fehlte, war ein schnelles 2:0, das Fischer die Aufregung genommen hätte. Niko Gießelmann versuchte es aus der Distanz, der eingewechselte Morten Thorsby aus 16 Metern. Ohne Erfolg.

Aber dann kam Becker in der 77. Minute ins Laufen, wurde vom ebenfalls eingewechselten Paul Seguin prächtig in Szene gesetzt, Becker nahm das Zuspiel regelgerecht mit der Schulter mit, traf aus der Luft zur Entscheidung. Es war ein Traumtor, sein sechster Saisontreffer bei vier Assists. Auch das ist: Wahnsinn.