WM 2023

Cata Coll und Mary Earps: Zwei Torhüterinnen mit ähnlichen Karrieren

Dass eine der Torhüterinnen bald Weltmeisterin wird, mutet aufgrund ihres jeweiligen sportlichen Werdegangs wundersam an.

Spaniens Torhüterin Cata Coll trägt ihre Mitspielerin Mariona Caldentey nach dem Halbfinalsieg gegen Schweden auf den Schultern durch das Stadion.
Spaniens Torhüterin Cata Coll trägt ihre Mitspielerin Mariona Caldentey nach dem Halbfinalsieg gegen Schweden auf den Schultern durch das Stadion.Andrew Cornaga/AP

Nun ist auch diese Frage zum Finale geklärt: Welche Trikots ziehen die Teams an, wenn Spanien und England sich zum Endspiel der Frauen-WM (Sonntag, 12 Uhr MESZ, ZDF) begegnen? Da die „Furia Roja“ als Heimteam geführt wird, bleibt es bei der blauen Hose und dem roten Trikot, die „Lionesses“ weichen auf ihr hellblaues Auswärtsjersey aus. Und die Keeperinnen? Cata Coll (Spanien) kommt in Gelb, Mary Earps (England) trägt Grün. Ohnehin sind diese beiden Protagonisten echte Farbtupfer für den finalen Showdown in Sydney: Jede für sich muss sich kneifen, wenn sie diese Bühne betritt.

Cata Coll lebt auf einer Wolke

„Als ich neulich mit einer Mutter sprach, konnte ich es immer noch nicht glauben: Ich lebe auf einer Wolke, aber mit den Füßen auf dem Boden“, sagte Coll. Und Earps erklärte: „Es fühlt sich verrückt an, weil es ein langer Weg ist. Ich kann es eigentlich nicht glauben.“ Aber kommt das einem Fußballfan im WM-Endstadium nicht irgendwie bekannt vor? Den Einpeitscher und Elfmetertöter Emiliano Martinez aus Argentinien, der mit einer weltmeisterlichen Parade das Endspiel entschied und dann noch den Goldenen Handschuh erhielt, hatte vor der Männer-WM in Katar auch keiner richtig auf dem Zettel. Ist es nun an einer 22-jährigen Spanierin oder einer 30-jährigen Engländerin, eine solche Heldenrolle zu besetzen?

Coll, aufgewachsen auf Mallorca, ist der größere Überraschungsgast. Vor der WM kurierte sie bis ins Frühjahr hinein die Folgen eines Kreuzbandrisses aus. Überdies ist sie ja nur die Nummer zwei beim FC Barcelona, wo die langjährige Nationaltorhüterin Sandra Paños spielt, die aber zu jenen 15 Rebellinnen gehört, die gegen den Verband den Aufstand probten. Nationaltrainer Jorge Vilda nahm also die junge Klubkollegin mit nach Neuseeland, setzte aber erst mal auf Misa, Maria Isabel Rodriguez Rivero von Real Madrid. Was der Nationalcoach im letzten Gruppenspiel gegen Japan (0:4) von der 24-Jährigen zu sehen bekam, gefiel ihm nicht. Keine Ausstrahlung, keine Sicherheit.

Über Nacht sollte sich vor dem Achtelfinale alles ändern. Vilda weihte Coll in den Plan ein, dass sie ihr Länderspieldebüt geben sollte. Mitspielerin Laia Codina unterlief gegen die Schweiz (5:1) ein Eigentor, aber dafür konnte die Nummer 23 wenig, die ihre Sache gut machte – und bald im Viertelfinale gegen die Niederlande (2:1) und im Halbfinale gegen Schweden (2:1) noch besser. Vor dem Endspiel gegen England sagte sie: „Wir haben keine Angst vor ihnen. Ich glaube, dass wir den Pokal holen können, denn wir sind eine sehr komplette Mannschaft.“ Ist sie für die Spanierinnen das letzte Puzzleteil zum Titel?

Auf der Gegenseite wartet mit Earps eine, die das alles schon erlebt hat. Die aus Nottingham stammende Torfrau hielt den Engländerinnen schon bei der Heim-EM den Rücken frei. Und im Gegensatz zum Gegenüber hat sie nicht drei, sondern 40 Länderspiele in der Vita stehen und ist bei Manchester United die Nummer eins. Doch es gab auch viele Tiefen.  

Mary Earps war vergangenes Jahr Welttorhüterin

Vor allem das Intermezzo beim VfL Wolfsburg (2018/19) hat sie geprägt, als sie an Almuth Schult nicht vorbeikam, bald einige Pfunde zu viel mit sich herumschleppte, ständig mit ihrem Umfeld haderte – statt an sich selbst zu arbeiten. Sie musste ihrer heutigen Nationaltrainerin Sarina Wiegman begegnen, die ihr deutlich die Defizite unter die Nase rieb. „Ich mag ihre Ehrlichkeit und Offenheit. Mein Leben änderte sich wie von selbst“, sagt Earps. Heute ist sie eine athletische Torhüterin, die auf der Linie wie im Strafraum ganz viel Selbstbewusstsein demonstriert. Schließlich ist sie vergangenes Jahr sogar Welttorhüterin geworden. Klar, was sie vor dem Finale formuliert: „Spanien ist fantastisch, aber wir haben noch ein Spiel zu spielen. Dann sind wir am Ziel.“ Das ist allerdings noch zu klären.