Im Hintergrund liefen die Bilder eines glanzvollen „kaiserlichen“ Lebens und das berühmte Lied „Gute Freunde“, das 1967 für die ARD-Fernsehlotterie mit Franz Beckenbauer aufgenommen wurde, als das rote Trikot mit der legendären Nummer 5 unter das Hallendach gezogen wurde. „Gute Freunde kann niemand trennen / Gute Freunde sind nie allein / Weil sie eines im Leben können / Füreinander da zu sein“, heißt es in dem Lied. Um Heidi Beckenbauer, ihren Sohn Joel und Uli Hoeneß war es in diesem Moment bei der Jahreshauptversammlung des FC Bayern geschehen. Mit Tränen in den Augen und tief bewegt verfolgten sie auf der Bühne die emotionale Zeremonie.
Am 7. Januar 2024 war Franz Beckenbauer im Alter von 78 Jahren gestorben. Die Fußballwelt stand still. Andreas Brehme, 1990 Siegtorschütze im WM-Finale, dessen Herz nur etwa fünf Wochen später ebenfalls aufhörte zu schlagen, sagte damals: „Ich denke, im Himmel wird er mit Pelé und Maradona ein magisches Dreieck gründen.“
Der Supercup bekommt den Namen von Franz Beckenbauer
Auch ein Jahr nach dem Tod von Franz Beckenbauer ist das Vermächtnis des „Kaisers“ allgegenwärtig – nicht nur bei seinem FC Bayern. Der deutsche Fußball trägt künftig den Franz-Beckenbauer-Supercup zwischen Meister und Pokalsieger aus. Die Stadt München wird pünktlich zum Todestag die Fläche rund um die Allianz-Arena umbenennen: Das Stadion steht ab Dienstag am Franz-Beckenbauer-Platz 5.
Dies sei „die höchste Ehre, die die Stadt München posthum vergeben kann, und ein Zeichen des tiefen Respekts und der Wertschätzung, den wir Franz Beckenbauer entgegenbringen“, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter. Beckenbauer sei „einer der größten Sportler, die unsere Stadt jemals hervorgebracht hat“.
Beckenbauers Herzensklub FC Bayern wird zudem die Trikotnummer 5 nicht mehr vergeben. Diese bleibe „reserviert für ein einmaliges Vermächtnis“, sagte Präsident Herbert Hainer bewegt: „Weil unser Verein und seine Geschichte ohne Franz schlichtweg undenkbar sind.“
Beckenbauers Tod riss beim deutschen Rekordmeister eine tiefe Lücke. Daran erinnerte Hainer bei der Jahreshauptversammlung im Dezember noch einmal. „Lieber Franz“, sagte er, „du hast den Verein zu dem gemacht, der er heute ist: ein Synonym für größtmöglichen Erfolg, einzigartigen Stil – und tiefe Menschlichkeit. Du fehlst uns.“ Auch Oberbürgermeister Reiter würdigte die Legende: „Seine unaufgeregte, humorvolle Art und seine Ausdrucksweise werden für immer Teil des Münchner Lebensgefühls bleiben.“
Beckenbauers Sohn vermisst nicht den Kaiser, sondern den Papa
Beckenbauer war einzigartig. Er, der als Spieler und Trainer Weltmeister wurde und die als „Sommermärchen“ bekannt gewordene Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland holte, mutierte schon mal zum „wilden Kaiser“. Aber ansonsten nahm er die Menschen mit seiner charmanten Art und seiner Herzlichkeit für sich ein. „Wenn Franz Beckenbauer einen Raum betrat“, sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann anerkennend, „hat der Raum geleuchtet.“ In erster Linie blieb diese Lichtgestalt aber Mensch. Sein Vater, betonte Joel Beckenbauer, sei „zu Hause nie der Kaiser, sondern der beste Papa“ gewesen.
Entsprechend tief saß auch der Schmerz, als sich am 19. Januar 30.000 Menschen in der Allianz-Arena vom Kaiser verabschiedeten. „Niemand wird ihn jemals erreichen“, sagte Hoeneß unter Tränen in Gedenken an seinen Freund.
Er sei „ein vom Glück verwöhntes Sonntagskind“ gewesen, das „aus dem Nichts“ kam, sagte Beckenbauer einmal über sich selbst. Ihm, dem Sohn eines Postbeamten, der im Münchner Arbeiterviertel Giesing in bescheidenen Verhältnissen aufwuchs, verziehen die Menschen fast jeden Spruch und manch fragwürdige Entscheidung.


