Basketball

Basketball-WM: Deutschland schlägt Serbien, wird erstmals Weltmeister

In einem über weite Strecken ausgeglichenen Spiel haben die deutschen Spieler in der zweiten Hälfte mehr Energie und behalten am Ende die Nerven

Die deutschen Basketballer jubeln über den Gewinn des Weltmeistertitels.
Die deutschen Basketballer jubeln über den Gewinn des Weltmeistertitels.Aaron Favila/AP

Um exakt 22.39 Uhr (Ortszeit) ertönte in der WM-Arena von Manila die Sirene, mit der der Jubel endgültig seinen Lauf nahm. Franz Wagner hüpfte mit einem Gesichtsausdruck purer Freude über das Parkett, Daniel Theis und Moritz Wagner sprangen brüllend und eng ineinander verschlungen auf das Parkett, Dennis Schröder wurde von seinen Mitspielern umarmt. Die deutsche Basketballnationalmannschaft schien sich zwischen Freude und Ungläubigkeit zu bewegen, ob dessen, was sie soeben geschafft hatte. Mit einem 83:77-Sieg gegen Serbien gewann die deutsche Auswahl am Sonntagabend die Basketball-Weltmeisterschaft 2023 – zum ersten Mal in ihrer Geschichte. In einem intensiven Spiel, dem wichtigsten Spiel der deutschen Basketballgeschichte, bewies sie gegen die serbische Auswahl all das, was sie außerdem zum einzig ungeschlagenen Team des Turniers machte.

Dennis Schröder und Bogdan Bogdanovic liefern sich Schlagabtausch

Im Grunde bot dabei schon der Einlauf der beiden Mannschaften einen kleinen Vorgeschmack auf das, was anschließend auf dem Parkett folgen würde: Wie schon in den vergangenen Tagen von Manila wurden Dennis Schröder und sein serbisches NBA-Pendant Bogdan Bogdanovic – sie wetteiferten am Sonntagabend auch um die Auszeichnung für den wertvollsten Spieler des Turniers – am enthusiastischsten empfangen. Dicht gefolgt allerdings von Franz Wagner und Andreas Obst, in dessen Begrüßung zweifelsfrei Anerkennung für seinen denkwürdigen Auftritt bei Deutschlands auch insgesamt denkwürdigen Halbfinalsieg gegen die USA mitschwang. Dass die Partie gegen Serbien einen ähnlich offensiven Charakter haben würde, war angesichts der außergewöhnlichen Defensivstärke Serbiens indes nicht zu erwarten.

So entwickelte sich von Beginn an eine Partie, in der zwar viele Punkte fielen, die aber dennoch von einer enormen defensiven Intensität geprägt war. Bereits in der Anfangsphase schwang dabei auch in jeder Aktion die größtmögliche Bedeutung, die ein WM-Finale mit sich bringt, mit. Als Serbiens Nikola Jovic den Ball im Fastbreak mit all seiner Kraft zum 5:0 durch den Ring schlug, sich anschließend mit größtmöglicher Körperspannung vor seiner Bank aufbaute, wurden die serbischen Anhänger auf der Tribüne erstmals wirklich laut. Für plötzliche Stille sorgten anschließend nicht nur Punkte von Franz Wagner und Dennis Schröder, sondern auch eine Verletzung des Serben Ognjen Dobric. Bei einem Zug zum Korb war der umgeknickt, humpelte anschließend gestützt in die Kabine und kam nicht wieder.

Auch anschließend tat die deutsche Auswahl das, was ein wichtiger Schlüssel für einen möglichen Sieg war: Sie erwiderte die eindrucksvolle Energie ihrer serbischen Gegenspieler, machte diesen sehr viele Würfe sehr schwer. Dass sie dennoch das Gros der ersten Halbzeit einem kleinen Rückstand hinterherlief, lag an den zahlreichen Würfen, die Serbien trotz ihres Schwierigkeitsgrades traf. Allen voran der elegante und mit gutem Timing spielende Bogdan Bogdanovic legte seine Korbleger ein ums andere Mal so hoch ab, dass selbst die ausgestreckten Arme von Daniel Theis und Johannes Voigtmann kein Hindernis waren. Hinzu kamen gleich zwei sonst sehr seltene Dreier mit Brett, die von der serbischen Bank gebührend gefeiert wurden.

Auch die deutsche Mannschaft musste sich ihre Punkte hart erarbeiten, fand gegen die serbische Aggressivität immer wieder Wege. Allen voran Franz Wagner attackierte ein ums andere Mal so energisch seine Gegenspieler, dass diese ihn nur per Foul stoppen konnten. Unter wiederkehrenden „Auf Wiedersehen“-Rufen der serbischen Fans bewies der 22-Jährige, der ohnehin erneut sehr souverän agierte und wichtige Würfe traf, zumeist Treffsicherheit. So wie auch Dennis Schröder, der an sein so ausbalanciertes Spiel gegen die USA anknüpfte und seine 28 Punkte mit guten Quoten erzielte. Dazu zeigte sich Deutschlands Kapitän einmal mehr als gereifter Anführer, suchte immer wieder das Gespräch mit seinen Mannschaftskollegen, setzte Ausrufezeichen wie seinen seltenen Dunk im Fastbreak kurz vor der Halbzeitpause. Mit 47:47 ging es anschließend in die Kabinen. Noch einmal Luft holen.

Deutschland setzt sich auf zwölf Punkte ab

Für eine zweite Halbzeit, in der die Intensität endgültig die Oberhand gegenüber der zuvor ihr zum Trotz gezeigten Offensivkraft gewann. Bundestrainer Gordon Herbert bewies hierbei einmal mehr bei dieser WM seine Anpassungsfähigkeit, hatte er doch seiner Mannschaft den perfekten Plan mitgegeben, wie sie den nun häufiger gesuchten serbischen Center Nikola Milutinov zu verteidigen hatte. Deutschland doppelte den 2,13 Meter großen Koloss, machte ihm Abschlüsse und selbst Pässe schwer, blockte ihn in Person von Johannes Voigtmann spektakulär. Offensiv spielte die deutsche Mannschaft mit einer Ruhe und Souveränität, die sie sich zuvor im Verlaufe des Turniers erspielt hatte. Allen voran Dennis Schröder spielte weiter herausragend, nutzte sein Tempo ein ums andere Mal hervorragend und führte seine Mannschaft erstmals in dieser Partie wirklich auf die Siegerstraße. Nach einem weiteren Dreier von Franz Wagner führte Deutschland mit 67:55. Serbiens Trainer Svetislav Pesic – 1993 hatte er Deutschland sensationell zum EM-Titel geführt – nahm sein Kaugummi malträtierend eine Auszeit.

Und dennoch wurde es in den Schlussminuten noch einmal spannend. Weil sich die Serben um ihren emotionalen Anführer Aleksa Avramovic (21 Punkte) nicht aufgaben, verkürzten sie Deutschlands Führung noch einmal entscheidend. Das Spiel war nun ein Krimi, in herausragender Atmosphäre. Eine Atmosphäre, in dem allen voran Dennis Schröder kühlen Kopf bewahrte. Deutschlands Anführer erzielte die letzten sieben Punkte seiner Mannschaft und machte so den historischen ersten WM-Titel perfekt. Die anschließende Auszeichnung zum „Wertvollsten Spieler des Turniers“ hätte verdienter kaum sein können.