Basketball-WM

Basketball-WM: Beim Spiel Deutschland gegen die USA werden aus Freunden Gegner

Das Duell der deutschen und US-amerikanischen Basketballer im WM-Halbfinale am Freitag wird auch ein Duell von Teamkollegen in der NBA.

In der NBA waren Dennis Schröder und Austin Reaves (v.l.) bei den Los Angeles Lakers Teamkollegen. Am Freitag stehen sie sich im Halbfinale der Basketball-WM als Gegner gegenüber.
In der NBA waren Dennis Schröder und Austin Reaves (v.l.) bei den Los Angeles Lakers Teamkollegen. Am Freitag stehen sie sich im Halbfinale der Basketball-WM als Gegner gegenüber.Zuma Wire/imago

Auf dem Gesicht von Austin Reaves machte sich ein Grinsen breit. Einer der am Rande des Trainings vom „Team USA“ versammelten Journalisten hatte den 25-jährigen Basketballnationalspieler aus einer vielköpfigen Traube heraus nach dessen Beziehung zu Dennis Schröder befragt. Sei der Anführer der deutschen Auswahl und letztjähriger Teamkamerad von Austin Reaves bei den Los Angeles Lakers für diesen einfach ein Mitspieler? Ein Freund? Oder gar eine Art Bruder? „Alles davon“, antwortete der lachende Reaves, ehe er anfügte: „Ich habe ihn ziemlich gerne.“

Anlass für die erste von mehreren Fragen mit Schröder-Bezug an Austin Reaves ist eines der zwei Halbfinals bei der Basketball-Weltmeisterschaft in Manila. Am Freitag (14.40 Uhr/Magenta Sport) trifft dort die deutsche Basketballnationalmannschaft auf die der USA. Nach ihrer gemeinsamen Saison in der nordamerikanischen NBA, werden so aus Dennis Schröder und Austin Reaves am Freitag Gegner. Auch die Berliner Brüder Moritz und Franz Wagner treffen im für die deutsche Auswahl größten WM-Spiel seit 21 Jahren auf einen guten Bekannten.

Dennis Schröder wollte Austin Reaves für deutsches Team rekrutieren

Zunächst aber zurück zu Austin Reaves und Dennis Schröder. Beinahe hätten die nämlich in den kommenden Jahren auch auf internationalem Parkett Seite an Seite gespielt. Das Wissen um eine deutsche Großmutter bot für Schröder den Anlass, Reaves die Idee, für die deutsche Nationalmannschaft aufzulaufen, schmackhaft zu machen. Und wenngleich der am Donnerstag in der hoteleigenen Halle des Teams USA zugab, nicht einmal genau zu wissen, wo aus Deutschland seine Großmutter herkommt, die Nationalmannschaft klang durchaus reizvoll. Nicht zuletzt, weil Schröder einen hartnäckigen Rekrutierer abgegeben haben muss. „Dennis hat mich das ganze Jahr über gefragt“, sagte Reaves, „für mich war das eine Option, ich war offen, in Zukunft für Deutschland zu spielen.“ So lange, bis schließlich auch die US-Auswahl angesichts immer stärkerer Leistungen des Flügelspielers in der NBA anklopfte: „Das war eine Chance, zu der ich nicht Nein sagen konnte“, erklärte er.

Dass ein sehr solider, aber in der NBA sportlich noch nicht herausragender Austin Reaves diesen Sommer die WM mit der US-Auswahl spielt, liegt auch daran, dass zahlreiche namhaftere Spieler Cheftrainer Steve Kerr für diese absagten. Stephen Curry, LeBron James, Jayson Tatum – sie und zahlreiche andere Hochkaräter gehören nicht zum Aufgebot. Dass die Mannschaft der USA nichtsdestotrotz das Prädikat Weltklasse verdient, steht außer Frage. Anthony Edwards, das aufstrebende Gesicht der Minnesota Timberwolves, oder All Star Tyrese Haliburton von den Indiana Pacers, Teamkollege von Daniel Theis, sind nur zwei der amerikanischen Akteure, die eine Partie problemlos prägen können. So geht die deutsche Nationalmannschaft am Freitag als Außenseiter in die Partie.

Sie ist allerdings ein Außenseiter mit sehr realistischen Siegchancen. Einmal abgesehen vom sehr durchwachsenen Viertelfinalsieg gegen Lettland, hat die Mannschaft eine Reihe beeindruckender Leistungen gezeigt, die den amerikanischen Trainer Kerr am Donnerstag sagen ließen: „Sie sind sehr gut, bislang wahrscheinlich das insgesamt beste Team dieses Turniers.“ Dennis Schröder etwa spielte exzellent, ehe er sich am Mittwoch gegen Lettland 22 Fehlwürfe leistete. Dafür sprang Franz Wagner nach fast zwei Wochen Verletzungspause mit 16 Zählern prompt in die Bresche. Hinzu kommen viel defensive Variabilität, Resilienz auch in schwierigen Phasen sowie ein tiefer Kader, dessen Ausgeglichenheit sowie Zusammenhalt bei dieser WM ihresgleichen suchen und den ersten Einzug einer deutschen Basketballnationalmannschaft in ein WM-Finale überhaupt durchaus möglich machen.

So ist etwa Franz Wagners großer Bruder Moritz nur einer von vielen Akteuren, die dem deutschen Spiel von der Bank aus wichtige Impulse geben können. Es sind Impulse, die Wagner nicht nur sportlich aktuell in immer helleres Rampenlicht rücken, sondern auch im US-amerikanischen Florida. Dort spielt Wagner bei den Orlando Magic nicht nur mit Bruder Franz zusammen, sondern auch mit Paolo Banchero, Forward in den Reihen der amerikanischen Nationalmannschaft. Man stehe auch in diesen Tagen in ständigem Kontakt, sagt Banchero und erzählt: „Unser Team hat einen Gruppenchat und unsere Teamkollegen gucken zu Hause in den USA unsere Spiele. Ich habe ihnen ein Video geschickt, wie Moritz beim Interview im Fernsehen zu sehen ist.“

Paolo Banchero spricht von besonderem Spiel gegen die Wagner-Brüder

Banchero spricht auch von einem besonderen Spiel, das ihn am Freitag erwartet. „Das ist schon anders als gegen andere Spieler“, sagt er und berichtet von einer außergewöhnlichen Beziehung, insbesondere zu Franz Wagner: „Bei uns hat es sofort klick gemacht. Und dann Moe, sein großer Bruder, der jetzt auch wie mein großer Bruder ist.“ An der Intensität, mit der sich Banchero und die Wagners am Freitag womöglich sogar im direkten Duell bearbeiten werden, ändert dies jedoch nichts. „Es wird nicht besonders freundlich auf dem Feld“, sagt Banchero. Eine Prognose, die sich zweifelsfrei auch für das Duell zwischen Austin Reaves und Dennis Schröder abgeben lässt.