Plötzlich war der Sport nur noch Nebensache. Das Ende der bislang erfolgreichsten Saison von Berlin Thunder kam früher als erwartet und anders als erhofft. 5:30 Minuten waren im vierten Viertel des Wildcard-Games in den Play-offs der European League of Football (ELF) noch bei Frankfurt Galaxy zu spielen. Doch dann waren die Sanitäter gefragt, gleich an zwei Behandlungsorten neben der Seitenlinie. Der Stadion-DJ spielte den Song: „Who let the dogs out?“
Hier lag die Betreuerin Ramona Marshall aus dem Staff von Berlin Thunder auf dem Boden. Dort Linebacker Ludvig Myrén. Die Betreuerin im gelben Leibchen war von einem Frankfurter Spieler in voller Montur aus vollem Lauf umgerannt worden und auf die Erde geknallt. Der schwedische Thunder-Profi war kollabiert, bei Temperaturen von um die 30 Grad Celsius kurz vor dem Ende der Partie dehydriert. Berlins Coach Johnny Schmuck kümmerte sich um ihn, andere stellten ein tragbares Medizinzelt über den Spieler, um ihm Schatten zu spenden. Die Thunder-Spieler schenken beiden Verletzten Sichtschutz, indem sie beide Behandlungsorte Schulter an Schulter umstellten. Dann fuhr ein Krankenwagen auf das Feld.
Thunder-Sportdirektor Björn Werner gibt am Sonntag Entwarnung
Zu diesem Zeitpunkt hatte Frankfurt Galaxy mit 20:3 (13:3) in Front gelegen. Die Berliner hatten sich den Frankfurtern im Stadion am Bornheimer Hang eigentlich nur in der Defense ebenbürtig gezeigt. Doch das Ergebnis wurde zur Nebensache. Auf dem Feld diskutierten Berlins Sportdirektor Björn Werner und ELF-Comissioner Patrick Esume mit ernsten Gesichtern. Die Zuschauer klatschten aufmunternd.
Schließlich teilte der Schiedsrichter nach Rücksprache mit Esume mit: „Das Spiel endet wegen zweier ernsthafter Verletzungen mit diesem Ergebnis.“ Ein Abbruch also. Nachdem sich Esume beim fairen Publikum bedankt hatte, sagte er im Interview auf ProSieben Maxx: Man müsse feststellen, dass es am Ende wichtigere Sachen gebe als Football-Play-offs. „Aus Respekt vor den beiden Personen, die dort drüben liegen und mit einer schweren gesundheitlichen Situation zu kämpfen haben“, habe man gemeinschaftlich mit den Team-Verantwortlichen entschieden, die Partie abzubrechen.
Kurz darauf mussten die Zuschauer die Tribüne verlassen, weil ein Feueralarm ausgelöst worden war. Sie stellten sich alle in großem Kreise um die Spieler, die am Mittelkreis beim Huddle niederknieten, um den beiden Verletzten Kraft oder Gebete zu senden.


