Wieder kein Sieg in Augsburg

Urs Fischer und der Fluch der Puppenkiste

Der 1. FC Union Berlin kann beim FC Augsburg einfach nicht gewinnen. Am Sonnabend misslang schon der sechste Versuch der Eisernen.

Urs Fischer konnte mit dem 1. FC Union Berlin auch im vierten Anlauf nicht beim FC Augsburg gewinnen.
Urs Fischer konnte mit dem 1. FC Union Berlin auch im vierten Anlauf nicht beim FC Augsburg gewinnen.Peter Fastl/IMAGO

Die Enttäuschung stand Spielern und Verantwortlichen des 1. FC Union Berlin ins Gesicht geschrieben. Klub-Boss Dirk Zingler stapfte griesgrämig durch die Mixed Zone der WWK-Arena, der Großteil der Profis flüchtete wort- und grußlos in die Kabine. Die 0:1 (0:0)-Pleite beim FC Augsburg hatte im Lager der Eisernen ihre Spuren hinterlassen.

Drei Tage lang hatte sich die Mannschaft im Kurztrainingslager am Tegernsee auf die wegweisende Partie in der Fuggerstadt eingeschworen. Wegweisend, weil man nach dem Leverkusener Patzer am Vorabend mit einem Sieg aus eigener Kraft die Teilnahme an der Europa League hätte klarmachen können. Wegweisend aber vor allem, weil man mit RB Leipzig und dem SC Freiburg die letzten verbliebenen Konkurrenten um die Champions-League-Plätze arg hätte unter Druck setzen können.

Am Ende kam aber alles anders. Oder besser gesagt „wie immer“ in Augsburg. Von nun sechs Gastspielen beim FCA haben die Eisernen keines gewonnen. Zweimal in der 2. Bundesliga, nun zum vierten Mal nach dem Aufstieg in die Bundesliga. In der Stadt der Puppenkiste wabert anscheinend ein Fluch, der das Team von Trainer Urs Fischer immer wieder aufs Neue trifft.

Dabei hatte der Schweizer im ersten Durchgang noch ein „tolles Spiel“ seiner Mannschaft gesehen, wie er auf der Pressekonferenz bilanzierte. Über diese Bewertung lässt sich sicherlich streiten, zumindest waren die Köpenicker vor der Pause noch das etwas bessere von zwei schwachen Teams. Nach dem Seitenwechsel drehte sich diese Wahrnehmung mit zunehmender Dauer. Erst stand Paul Jaeckel nach einer Flanke von der rechten Seite zu weit von Dion Drena Beljo weg, der mit einer Direktabnahme das letztlich entscheidende Tor erzielte (53.), danach hatten die Gäste keine passende Antwort parat.

Fischer tat zwar alles, wechselte mit Jordan Siebatcheu, Jamie Leweling und Sven Michel alle verfügbaren Stürmer ein, doch bis auf einen Versuch von Leweling, dessen Schlenzer knapp am Winkel vorbeiflog (74.), passierte beim Champions-League-Aspiranten im Angriff nichts Nennenswertes.

„Man hat gespürt, dass das Gegentor die Mannschaft verunsichert hat. In den letzten 15, 20 Minuten haben wir dann aber noch mal Druck erzeugt“, sagte Fischer mit Blick auf prozentual viel Ballbesitz im Bereich des gegnerischen Strafraums. Tomas Koubek, der den seit einigen Wochen verletzten Ex-Unioner Rafal Gikiewicz zwischen den Pfosten des Tores der Hausherren vertrat, musste allerdings nur ein paar Hereingaben aus der Luft pflücken. Resultat war das erste Augsburger Zu-null-Spiel nach zuvor neun Partien mit immer mindestens einem Gegentor. 

Nach dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Florian Badstübner blieb neben der spürbaren Enttäuschung noch der Blick auf das Ergebnis im Parallelspiel der Konkurrenten. RB Leipzig siegte beim SC Freiburg mit 1:0, führt den Dreikampf mit nun 57 Zählern an. Der 1. FC Union Berlin und die Breisgauer (beide 56 Punkte) treffen am kommenden Sonnabend (15.30 Uhr) im direkten Duell aufeinander.

1. FC Union Berlin: Die Champions League ist immer noch nah

„Wir haben ein Spiel verloren, aber wir haben nach wie vor noch Chancen, etwas Großes zu erreichen“, formulierte Stürmer Kevin Behrens, der in der ersten Halbzeit per Kopf eine aussichtsreiche Chance zur Führung vergeben hatte (22.), die Ausrichtung für die letzten drei verbliebenen Partien. Die Champions League ist trotz des Patzers in Augsburg greifbar nah. Nach der Begegnung mit Freiburg reisen die Eisernen am 20. Mai (15.30 Uhr) noch zur TSG Hoffenheim, eine Woche darauf gastiert der SV Werder Bremen beim großen Saisonfinale im Stadion An der Alten Försterei. Ein machbares Restprogramm.

Klar ist aber auch, dass sich die Fischer-Elf in diesen Partien steigern muss, um an den letzten Spieltagen nicht doch noch aus dem Spitzenquartett zu rutschen. Urs Fischer weiß das am allerbesten und dürfte deshalb in der Kabine vermutlich ein paar andere Worte gefunden haben als auf der Pressekonferenz.