Vor Spiel in Augsburg

Ausbruch aus der Routine: Der 1. FC Union Berlin ergreift besondere Maßnahme

Am Sonnabend (15.30 Uhr) kann der 1. FC Union Berlin beim FC Augsburg einen riesigen Schritt in Richtung Champions League gehen.

Urs Fischer hat das Spiel beim FC Augsburg fest im Visier, die Champions League noch nicht ganz.
Urs Fischer hat das Spiel beim FC Augsburg fest im Visier, die Champions League noch nicht ganz.Matthias Koch/imago

Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen. Ist es normalerweise üblich, dass der 1. FC Union Berlin in der Fußball-Bundesliga einen Tag vor einer Auswärtspartie in die Stadt des jeweiligen Kontrahenten reist, um sich nach einer Nacht im Hotel am Spieltag optimal vorbereiten zu können, ist das diesmal ein wenig anders. Die Umstände sind eben besonders, man könnte sie auch als noch nie da gewesen beschreiben.

Am Sonnabend (15.30 Uhr) gastieren die Köpenicker beim FC Augsburg, doch statt am Freitag ist der Tross der Eisernen bereits am Mittwoch gen Süden gereist. Drei Tage hochkonzentrierte Vorbereitung auf das Spiel, das die Tür zur Champions League sperrangelweit aufstoßen könnte. Mit einem Auswärtssieg bei den abstiegsgefährdeten Gastgebern könnte Union die unmittelbaren Verfolger aus Freiburg und Leipzig, die parallel im direkten Duell aufeinandertreffen, massiv unter Druck setzen.

Urs Fischer begründet das Kurztrainingslager allerdings nicht mit der brisanten sportlichen Konstellation. „Wir wollten ein wenig aus den gewohnten Abläufen ausbrechen und mal etwas anderes machen“, erklärt der Trainer die ungewöhnliche Maßnahme. So begrüßte er die anwesenden Journalisten am Donnerstag nicht wie gewöhnlich mit Medienchef Christian Arbeit zur Pressekonferenz in den Räumlichkeiten aus dem Stadion An der Alten Försterei, sondern virtuell aus 600 Kilometern Entfernung.

Und dort erinnerte sich der Schweizer auch an die letzten Duelle mit den Fuggerstädtern. Im Hinspiel gab es vor heimischem Publikum trotz zweimaliger Führung beim 2:2 nur einen Punkt und in Augsburg haben die Köpenicker überhaupt noch nicht gewonnen: Zu gemeinsamen Zweitliga-Zeiten gab’s ein Unentschieden und eine Niederlage, in der Bundesliga ein Remis und zwei Pleiten. „Wir haben uns immer schwergetan“, so Fischer.

Der Mannschaft von Trainer Enrico Maaßen attestiert er ein „gutes Umschaltspiel“ und eine „große Kompaktheit“. „Sie spielen immer wieder eins gegen eins über den ganzen Platz. Das wird für uns eine große Herausforderung“, stellt sich der 57-Jährige auf ein enges Duell ein. Sehr eng dürfte es auch im Parallelspiel zwischen Freiburg und Leipzig hergehen, umkämpfter auf jeden Fall als im Pokal-Halbfinale am Dienstag, das die Sachsen völlig ungefährdet mit 5:1 für sich entscheiden konnten.

Für die Partie der beiden letzten verbliebenen Konkurrenten um Platz drei und vier interessiert sich Fischer nach eigener Aussage allerdings nicht. Zumindest nicht während der 90 Minuten. Man müsse den Fokus komplett auf das eigene Spiel richten und seinen Job bestmöglich erledigen. „Dass man danach dann auch auf die anderen Ergebnisse schaut, ist doch logisch“, so der Trainer.

Verzichten muss der 1. FC Union Berlin definitiv auf Verteidiger Diogo Leite, der sich im Spiel gegen Bayer Leverkusen am vergangenen Wochenende (0:0) seine fünfte Verwarnung der laufenden Saison einhandelte. Als Ersatzkandidaten stehen Paul Jaeckel oder Timo Baumgartl bereit. Im Sturm kehrt Kevin Behrens nach abgesessener Gelbsperre zurück, Fischer wollte sich zu seiner Startformation aber wie gewohnt nicht in die Karten schauen lassen.

Ex-Union-Keeper Rafal Gikiewicz fehlt beim FC Augsburg

Derweil wird es mit einem alten Bekannten wohl kein Wiedersehen geben. Rafal Gikiewicz, der mit Union vor vier Jahren in die Bundesliga aufstieg, hat in dieser Saison 24 Spiele für den FC Augsburg absolviert. Bei Einsatz Nummer 25 würde sich sein im Sommer auslaufender Vertrag automatisch um ein weiteres Jahr verlängern. Der Pole hatte zuvor allerdings öffentlich deutlich gemacht, dass er „noch Minimum zwei Jahre“ bleiben wolle.

Gikiewicz fällt nun also seit drei Spieltagen mit einer Schulterverletzung aus. So lautet zumindest die offizielle Version. Wahrscheinlicher erscheint die inoffizielle Version, die Fans und Experten gleichermaßen eint. Der 35-Jährige dürfte in dieser Saison gar nicht mehr zum Zug kommen, wäre dann Ende des nächsten Monats ablösefrei auf dem Markt. Dazu passt, dass er erst vor kurzem seine Berateragentur gewechselt hat. Die Zeichen stehen klar auf Trennung.

Ein Umstand, der die Verantwortlichen des 1. FC Union Berlin nicht einmal mehr am Rande interessieren dürfte. Der volle Fokus liegt auf den drei Punkten, die am darauffolgenden Wochenende im Heimspiel gegen den SC Freiburg veredelt werden sollen. Ob es helfen würde, dass Union den FC Augsburg gerade erst im Wintertrainingslager im spanischen Campoamor zweimal besiegen konnte, wurde Fischer noch gefragt. „Ein Vorbereitungsspiel ist nie mit dem Wettkampf zu vergleichen“, so der Schweizer, der seinen Optimismus lieber aus den starken Auftritten zuletzt in Mönchengladbach und gegen Leverkusen ziehen möchte.