Womöglich knackt die Bundesliga in dieser Saison die Marke von tausend Toren. Es wäre das erste Mal seit 38 Jahren. Die Torschützenkönige in jenen Jahren hießen Klaus Allofs und Karl-Heinz Rummenigge, Rudi Völler und Horst Hrubesch. Das ist mehrere Generationen her. Manches Mal fehlten nur wenige Treffer, doch selbst in der ersten gemeinsamen Spielzeit nach dem Mauerfall, als die Liga 1991/92 auf 20 Teams aufgestockt worden war, schrammten die Torjäger hauchdünn daran vorbei – sechs Törchen fehlten an der Vierstelligkeit.
Zuletzt war die Ausbeute ziemlich stabil und ziemlich weit oben. 982 Treffer fielen im ersten Jahr des 1. FC Union in der Bundesliga; danach, es war das Corona-Jahr mit Geisterspielen hier, Irritationen dort und Verunsicherungen da, waren es 928; in der vorigen Saison kletterte die Ausbeute auf immerhin 954. Allein Robert Lewandowski traf in jenen drei Jahren 110-mal ins Schwarze. Ebenso hatte Erling Haaland die Schussstiefel an.
Auch ohne Robert Lewandowski und Erling Haaland ist der Tausender drin
Selbst wenn von diesen Tore-Monstern der eine seit dieser Saison beim FC Barcelona spielt und der andere bei Manchester City, ist der Tausender möglich. Die 33 Treffer des zurückliegenden Spieltages nähren den Appetit auf den Saison-Endspurt. Der goldene Treffer von Sheraldo Becker beim 1:0 des 1. FC Union bei Borussia Mönchengladbach ist das insgesamt 825. Saisontor. Das heißt: Fallen an jedem der ausstehenden fünf Spieltage jeweils 35 Tore, gäbe es eine Punktlandung. Mit einem Durchschnitt von vier Toren pro Spiel – das ist verdammt ehrgeizig, aber nicht unmöglich – ist das drin.
Auf den Eisernen sollten die Hoffnungen auf die Tausend-Treffer-Marke jedoch besser nicht ruhen. Sie stehen nicht im Verdacht der Tore-Explosion. Bisher brachten sie ihren besten Schützen in jedem Jahr – Sebastian Andersson mit zwölf Treffern, Max Kruse mit elf, Taiwo Awoniyi mit 15 – in den Zehnerbereich, das schon. Doch von den Teams aus der oberen Tabellenhälfte haben sie die wenigsten Treffer erzielt. Das war schon im vorigen Jahr so und im Jahr davor auch.
Deshalb ist die Wertigkeit der Tore in Köpenick eine andere. Es sind die wertvollen Tore, die zählen, die den Sieg bringen. So ähnlich wie das 3:2 von Helmut Rahn 1954 in Bern gegen Ungarn, das 2:1 von Gerd Müller 1974 in München gegen die Niederlande und beide Male das 1:0 sowohl von Andreas Brehme 1990 in Rom als auch von Mario Götze 2014 in Rio jeweils gegen Argentinien. Das mag im ersten Fall Max Morlock nicht gerecht werden und im zweiten Paul Breitner, doch die anderen sorgten mit ihren Buden für noch mehr Spektakel und die weit größere Emotion.
Das einzige Tor in einem Spiel, auch das von Becker am Sonntag, ist immer besonders. Weil es aus einem Ein-Punkte-Spiel immer einen Dreier macht. Es vergoldet die Mühen und Anstrengungen. In vier Spielen schon hat der 28-Jährige in dieser Saison für das 1:0 gesorgt. Nicht immer hat es für den Sieg gereicht, nicht gegen die Bayern (1:1) und nicht gegen Augsburg (2:2). Zuletzt aber doch, beim 3:0 gegen Stuttgart und eben bei den Fohlen.



