1. FC Union Berlin

Glücksfall für Berlin: Union bespielt in der Champions League das Olympiastadion

Dass Union die Heimspiele in der Königsklasse offenbar im Olympiastadion austragen wird, ist vernünftig und zielführend. Auch die Stadt wird profitieren. Ein Kommentar.

Union kann Olympiastadion. Das haben die Spiele in der Conference League gezeigt, als die Eisernen die Arena im Westen der Stadt bespielten.
Union kann Olympiastadion. Das haben die Spiele in der Conference League gezeigt, als die Eisernen die Arena im Westen der Stadt bespielten.Koch/Imago

Es war wahrscheinlich nicht das, was das Gros der Fans des 1. FC Union Berlin hören wollte. Wenn man die jüngsten Ausführungen von Klubpräsident Dirk Zingler aber ganz nüchtern deutet, sieht es danach aus, dass die Eisernen ihre Heimspiele in der Champions League nicht im klubeigenen Stadion An der Alten Försterei, sondern im Olympiastadion austragen werden. Dass man im Herbst, wenn in der Gruppenphase der europäischen Eliteliga die ganz großen Klubs dieser Fußballwelt, also womöglich Real Madrid, Manchester City oder der FC Barcelona in der Hauptstadt zu Gast sind, Berlins größte Arena mit rot-weißem Leben füllen will.

Union müsse mutig sein, bei der Stadionfrage unabhängig von der Uefa selbst eine Entscheidung treffen, sagte Zingler in einem klubinternen Interview, auch auf die Gefahr hin, dass man einen Teil der Anhängerschar mit einem Umzug in das Olympiastadion traurig mache. Letztendlich darf dieser Schritt aber nicht nur als mutig, sondern auch als vernünftig und zielführend bewertet werden.

Vernünftig, weil die Strahlkraft der Champions League in einer mit 75.000 Menschen bis auf den letzten Platz ausverkauften Fünf-Sterne-Arena noch mehr zur Geltung kommt als in einem aufgrund der Uefa-Regularien womöglich nur mit 15.000 Zuschauern besetzten Stadion. Sorry, Alte Försterei, aber das ist nun mal so. Vernünftig zudem, weil die Köpenicker mit einem Gang in das Olympiastadion endlich mal in der Lage wären, tatsächlich alle Klubmitglieder (über 53.000 sind es inzwischen) mit einem Live-Erlebnis zu beglücken. Auch den Sponsoren und Partnern des 1. FC Union Berlin dürfte so ein spektakulärer Auftritt gefallen, aber das nur am Rande.

Die Stadt Berlin als Wachstumsmarkt im Visier

Zielführend ist dieser Schritt wiederum bei der Absicht, noch mehr Berliner für sich zu gewinnen, ja den gleichzeitigen Sturz des Stadtrivalen Hertha BSC für sich zu nutzen, um weitere Teile der Stadt zu erobern. Mehrmals schon hat Zingler betont, dass man dergleichen nicht im Sinn habe, und doch haben die Eisernen als Wachstumsmarkt eher die Millionenmetropole als beispielsweise die Uckermark im Visier. Noch mehr Menschen für sich gewinnen, Grenzen verschieben, die Champions League als unschlagbarer Stimulus.

Schlussendlich wäre der Stadion-Umzug der Eisernen auch für Berlin an sich ein Glücksfall. Endlich mal wieder Klubfußball auf höchstem Niveau und das im denkbar größten Rahmen, mit Bildern, die um die Welt gehen – was für ein Werbeeffekt. Und ja, das Olympiastadion nicht nur als Bühne für Zweitligaspiele der Hertha gegen Elversberg oder Fürth, sondern als Schauplatz einer Erfolgsstory mit ostdeutschem Hintergrund – besser kann man sich das für ein Jahr ohne Derby und für die Zeit, bis die Hertha sich mal wieder berappelt hat, nicht denken.