Bei der Frage, wie er denn seinen freien Sonntag im Trainingslager verbringen würde, lächelte Trainer Urs Fischer nur verschmitzt. „Das“, sagte der Trainer des 1. FC Union Berlin den anwesenden Journalisten, „werde ich euch nicht verraten.“ Keine Frage, den Regenerationstag ohne Training, Spiel oder sonstige Verpflichtungen haben sich der Schweizer und seine Mannschaft verdient.
Die erste Woche in Bramberg (Österreich) hat ihre Spuren hinterlassen. Die Beine werden schwerer, der Kopf allmählich langsamer. Das wurde besonders im ersten von zwei Testspielen gegen den zypriotischen Erstligisten Pafos FC deutlich. Die Köpenicker führten bis in die Schlussphase durch einen Treffer von Dominique Heintz (49.), doch der Gegner schlug mit zwei späten Toren (80., 88.) noch zurück und sorgte damit zumindest für ein wenig Enttäuschung im Lager des Champions-League-Teilnehmers. „Wichtiger als das Ergebnis ist die Art und Weise, und die war gerade in der ersten Halbzeit gut“, erklärte Fischer, gestand aber auch, „dass man ein Fußballspiel nie gerne verliert“.
Am Tag darauf ging es im Dolomitenstadion in Lienz gegen den italienischen Erstligisten Udinese Calcio. Ein deutlich stärkerer Kontrahent also, was natürlich von Fischer und seinem Trainerteam so kalkuliert war. Mit Ausnahme von Abwehrchef Robin Knoche stand eine komplett veränderte Startelf auf dem Platz. Eine, die gut und gerne auch in dieser Formation im ersten Pflichtspiel auflaufen könnte.
Trotz der Verpflichtung von Alexander Schwolow hat Frederik Rönnow im Tor die Nase klar vorn. Fischer wollte den ehemaligen Schlussmann von Stadtrivale Hertha BSC zwar nicht als Nummer zwei titulieren, am Dänen kommt er aber erst einmal nicht vorbei. Die Dreierkette mit Knoche und seinen Nebenleuten Danilho Doekhi und Diogo Leite bleibt unverändert, auch wenn insbesondere Dominique Heintz nach seiner Rückkehr vom VfL Bochum in der vergangenen Woche einen guten Eindruck hinterlassen hat.
Auf der linken Bahn ist Jérôme Roussillon, der gegen das Team aus der Serie A den einzigen Treffer zum 1:0-Sieg erzielte, mangels Alternativen gesetzt, und auf der anderen Seite dürfte Josip Juranovic den Vorzug vor Publikumsliebling Christopher Trimmel erhalten. Rani Khedira, der als Abräumer vor Abwehr gesetzt ist, wollte Fischers Nominierungen zwar nicht in einen übergeordneten Zusammenhang stellen („Das ist nur eine Spekulation der Medien“), doch die Startelf nimmt vor der letzten Vorbereitungswoche Konturen an.
1. FC Union Berlin: Morten Thorsby geht, Sheraldo Becker auch?
Auf den Achter-Positionen schenkte das Trainerteam Janik Haberer und Lucas Tousart das Vertrauen. Bitter: Der Franzose musste nach einer halben Stunde ausgewechselt werden, weil er sich in einem Zweikampf am Oberschenkel verletzt hatte. Benedict Hollerbach kam für ihn in die Partie, das allerdings nur, weil Fischer keinen Spezialisten für diesen Mannschaftsteil auf der Ersatzbank hatte. Brenden Aaronson, Aissa Laidouni und Milos Pantovic hatten schon am Vortag gespielt. András Schäfer fehlt weiter mit seiner hartnäckigen Fußverletzung und Morten Thorsby steht dicht vor einem Wechsel zum FC Genua.
Erst im vergangenen Sommer war der Norweger zu den Eisernen gekommen und zeigte hier und da immer mal wieder, dass in ihm großes Potenzial schlummert. Auch wegen mentaler Probleme zu Beginn seiner Zeit in Berlin und dem verpassten Winter-Trainingslager in Spanien konnte er dies aber nur viel zu selten abrufen. Am Ende stehen 34 Pflichtspieleinsätze (ein Tor) für die Eisernen zu Buche.
Bleiben noch die beiden Positionen im Sturm, von denen eine nicht nur aufgrund seiner starken Rückrunde Kevin Behrens gehört. Der 32-Jährige übernimmt immer mehr Verantwortung, tritt selbstbewusst auf und zeigte mit einem Doppelpack im Test gegen Rapid Wien (3:0), dass er weiß, wo das gegnerische Tor steht. Und an seiner Seite? Würde normalerweise Sheraldo Becker auflaufen.
Gegen Udinese Calcio war es aber David Fofana, der an Behrens’ Seite den Part des schnellen, wendigen Angreifers übernahm. Vielleicht deshalb, weil es mittlerweile immer unrealistischer erscheint, dass Becker noch eine weitere Spielzeit im Union-Dress auflaufen wird. Aus seinen Zukunftsplänen („Natürlich habe ich die Ambitionen, irgendwann auch noch einmal in einer anderen Liga zu spielen“) macht der gebürtige Niederländer keinen Hehl.




